Der dunkle Highlander
Schottland sitzen ließ. Und das schien ihr nicht unbedingt so furchtbar. Sollte er sich irgendwann zu einem solchen Vorgehen entschließen, konnte sie bestimmt einen Job als Kellnerin in einem Pub finden - schließlich hatte sie sich in ihrer College-Zeit auf diese Weise ihr Taschengeld aufgebessert. Der Flug war bezahlt - also könnte sie eine Weile bleiben und sich Großvaters Heimat ansehen. Sie würde überleben. Und mehr als das: Vielleicht würde sie endlich zu leben beginnen.
Was hatte sie hier zu verlieren? Ihren Job im The Cloisters. Sie hatte wenig Freunde und keine Familie. Seit dem Tod ihres Großvaters vor fünf Jahren war sie allein. Genau genommen war sie sehr einsam, ohne dass sie sich das eingestehen wollte. Sie fühlte sich verloren und heimatlos. Vermutlich war so ihre Entschlossenheit zu erklären, das Dorf ihres Großvaters zu besuchen - und die Hoffnung, dort ihre Wurzeln zu finden.
Jetzt bot sich ihr eine einmalige Gelegenheit und die Aussicht auf Abenteuer, die sie niemals vergessen würde. Zudem hätte sie einen Mann an ihrer Seite, der ihr für den Rest ihrer Tage bestimmt im Gedächtnis blieb.
O Gott, Zanders!, dachte sie verwundert, du überredest dich ja zuzugreifen.
Aber wenn er morgen abgereist wäre und dich nicht gefragt hätte, ob du mit ihm kommst?, wollte eine innere Stimme wissen. Wenn er klar gesagt hätte, dass er verschwindet und du ihn nie wiedersehen kannst? Was würdest du dann in dieser letzten Nacht mit ihm tun ?
Chloe holte tief Luft. Sie erschrak über sich selbst. Unter diesen Umständen hätte sie - rein hypothetisch natürlich - vielleicht ihre einzige Chance mit einem Mann wie ihm genutzt und ihm erlaubt, mit ihr zu schlafen. Hätte gelernt, was er ihr beibringen konnte, und sich bereitwillig gestattet, zum Brennpunkt der sinnlichen Erfahrung zu werden, die seine exotischen Augen verhießen.
So betrachtet, erschien ihr die Idee, mit ihm nach Schottland zu gehen, nicht mehr so verrückt.
Dageus hatte sie die ganze Zeit beobachtet, und als sie ihn schließlich aus großen Augen ansah, erhob er sich unvermittelt und stellte sich vor sie. Ungeduldig stieß er den Kaffeetisch beiseite, fiel vor ihr auf die Knie und legte die Hände um ihre Waden. Sie fühlte die Hitze seiner Hände durch den Stoff ihrer Jeans. Die bloße Berührung jagte ihr Schauer über den Rücken.
»Komm mit mir, Mädchen.« Seine Stimme war leise und eindringlich. »Denk an deine schottische Herkunft. Möchtest du nicht auf der Erde wandeln, die deine Vorfahren bestellt haben? Willst du nicht die Heide und die weiten Moore sehen? Die Berge und die Lochs? Ich bin kein Mann der vielen Versprechungen, aber eins schwöre ich dir ...«, er lachte leise wie über einen Scherz, »... ich kann dir Schottland so genau zeigen wie niemand sonst.«
»Aber mein Job ...«
»Zur Hölle mit deinem Job! Du sprichst die alten Sprachen. Zu zweit können wir die Texte schneller übersetzen. Ich bezahle dich für deine Hilfe.«
»Wirklich? Wie viel?«, platzte Chloe heraus und wurde puterrot. Sie war entsetzt, dass sie so prompt reagiert hatte.
Er lachte. Nun wusste er, dass er sie überredet hatte.
»Such dir ein Stück aus meiner Sammlung aus, irgendeines.«
Ihre Finger krümmten sich begehrlich. Er war teuflisch. Er wusste, wonach es sie verlangte und womit er sie locken konnte. »Und dann wählst du dir zwei weitere aus - für einen Monat deiner Zeitrechnung.« Er hatte die Stimme zu einem vertraulichen Murmeln gesenkt.
Ihr blieb der Mund offen stehen. Drei Kunstgegenstände und eine Reise nach Schottland für einen Monat? Machte er Witze? Bei ihrer Rückkehr nach Manhattan könnte sie die Kostbarkeiten verkaufen. Sie nahm sich vor, sich für Stücke zu entscheiden, von denen sie sich später würde trennen können. Sie könnte weiter studieren, ihren Dr. phil. machen und würde dann in jedem Museum mit Kusshand genommen! Sie könnte sich sagenhafte Reisen leisten und sich die Welt ansehen. Sie - Chloe Zanders - könnte ein glamouröses, aufregendes Leben führen!
Der Teufel verlangt als Gegenleistung für solche Gaben immer eine Seele, gab eine innere Stimme zu bedenken.
Chloe ignorierte sie.
»Und den skean dhu darf ich auch behalten?«, vergewisserte sie sich hastig.
»Ja.«
»Warum Inverness?«, fragte sie atemlos.
Ein Schatten huschte über sein Gesicht. »Dort lebt mein Bruder Drustan mit seiner Frau.« Er zögerte einen Moment, dann fügte er hinzu: »Sie sammeln ebenfalls alte
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