Der dunkle Kreuzzug
Hohen Lord des Hohen Nests, möge esLis Goldenes Licht lange auf ihre Flügel scheinen. Und auf das Andenken an jene Tapferen, die nicht mehr unter uns sind.« Nach einer kurzen Pause fügte Barbara an: »Möge ihr Opfer niemals vergeblich gewesen sein.« Wieder hielt sie kurz inne: »Und auf den Dienst.« Sie führte das Glas an den Mund, und dann tranken sie alle gleichzeitig. Ein exzellenter Single Malt bahnte sich seinen Weg durch Jackies Kehle.
Gleichzeitig stellten sie alle die Gläser auf den Tisch.
»Setzen Sie sich«, sagte Barbara, und die Gruppe nahm Platz. Der Steward ging von einem zum anderen und schenkte Wein in die Kristallgläser ein. »Schön, dass Sie hier sein können«, fügte sie an Jackie gerichtet an. »Wir hörten, dass Sie kommen, und da haben wir schnell etwas improvisiert.«
»›Etwas improvisiert‹? Mit dem besten Porzellan und dem edelsten Kristall?« Jackie lächelte. »Ich fürchte, ich bin gar nicht angemessen gekleidet.«
»Das gehört zum Job, sogar in Kriegszeiten.« Barbara hob ihr Weinglas hoch und betrachtete es bewundernd. Die Deckenbeleuchtung brach sich im Kristall und ließ ein Muster auf der Tischdecke entstehen. »Das ist Corcyran-Kristall. Es stammt aus dem Haus meines Urgroßvaters und ist nicht zu ersetzen. Es wird nicht mehr hergestellt, seit der Feind den gesamten Planeten in Schutt und Asche gelegt hat.« Sie stellte das Glas zurück. »Aber die Geschichte kennen Sie bestimmt. Es heißt, ein geschäftstüchtiger Unternehmer kann auf der Oberfläche von Corcyra IV reich werden, indem er den Schutt durchsucht und Kristallgläser und -krüge birgt. Falls die Strahlung ihn nicht zuvor umbringt.«
»Eine Netzlegende«, warf Schelling ein. »Selbst wenn man es bis auf den Planeten schaffen würde, gibt es dort nichts mehr, was zu bergen sich lohnen würde.«
»Jeder will an irgendetwas glauben«, merkte Henry Santos an und trank einen Schluck Wein. »Für den Ruhm des Dienstes zu kämpfen bedeutet, für das Recht zu kämpfen, corcyranisches Kristall auf den Tisch stellen zu können. Das ist das Gleiche wie die Geschichte vom berühmtesten Glasbläser des Planeten, dem die Flucht gelang und der jetzt heimlich für den Imperator arbeitet … Was weg ist, ist weg, und doch glauben die Leute das, was sie wollen.«
»Ist das so schlecht?«, fragte Jackie. »Der Sol-Imperator selbst gibt sich alle Mühe, sein Volk zu inspirieren, damit es an das Imperium glaubt. Das Leben geht weiter, sogar in Kriegszeiten.«
»Nein, so schlecht ist das nicht«, antwortete Santos. »Aber früher oder später muss man sich mit der Tatsache abfinden, dass es manches tatsächlich nicht mehr gibt … Planeten … Menschen. Seit einer Generation führen wir diesen Krieg, und es könnte sein, dass sich daran auch für die nächste Generation nichts ändern wird. Es gibt Dinge und Menschen, die wir niemals zurückbekommen werden.«
»Sie sind der Sohn von Ray Santos, nicht wahr?«
»Ja, Ma’am«, sagte Dr. Santos und prostete ihr zu. »Mein Dad hat sehr viel von Ihnen gehalten, Ma’am.«
»Er war ein guter Offizier und ein guter Mann. Ich … ich war sehr traurig, als ich von seinem Tod hörte.«
Ray Santos, früher Barbaras XO, war bei der zweiten Schlacht von Josephson gefallen. Jackie erkannte die Ähnlichkeit zwischen Vater und Sohn. Jahrelang hatte sie nicht mehr an Ray gedacht, aber Barbara wurde täglich an ihn erinnert.
»Sagen Sie mir eines«, wandte Jackie sich wieder an Henry Santos. »Sie sind ein ausgebildeter Spezialist, aber wohl kaum ein unvoreingenommener Beobachter.« Jackie wartete, bis der Steward eine Suppenterrine auf dem Tisch abgestellt hatte. »Hegen Sie einen Groll gegen die Vuhl? Wegen Ihres Vaters?«
»Das ist alles andere als eine faire Frage«, sagte Santos.
»Nein, es ist sogar eine sehr faire Frage. Entschuldigen Sie,
wenn ich sie Ihnen stelle, aber ich würde es gern wissen. Haben Sie persönlich mit unserem Feind eine Rechnung offen?«
Santos nahm seinen Suppenlöffel und löffelte etwas Brühe, ließ sie aber wieder zurück in den Teller laufen. »Und wenn es so wäre?«, erwiderte er, den Blick gesenkt.
»Wir haben doch alle irgendeine Rechnung offen«, warf Barbara ein. Die anderen Offiziere beobachteten schweigend das Geschehen. »Ich habe mit der Duc d’Enghien bei der ersten Schlacht von Josephson ein Drittel meiner Crew verloren. Mein Chefingenieur an Bord der Mauritius wurde bei Menkalinan mit fast all seinen Leuten aus dem Schiff ins All
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