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Der dunkle Punkt

Der dunkle Punkt

Titel: Der dunkle Punkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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mobilisiert Hale, und Hale kommt zu uns. Wenn ich Roberta nicht schon in den ersten paar Tagen aufgespürt hätte, wäre sie mir vermutlich auf der Straße oder in Jack O’Learys Bar oder sonstwo ganz per Zufall in die Arme gelaufen.«
    »Weiter. Bei diesen Einzelheiten brauchst du dich nicht aufzuhalten. Die sind mir sowieso klar. Komm lieber zur Sache.«
    »Gut. Der springende Punkt ist, daß sich Roberta von mir finden lassen sollte. Sie ist sehr entgegenkommend, ermutigt mich vielleicht sogar zu einem Annäherungsversuch und schüttet mir ihr Herz aus. Natürlich will sie ihrer Freundin Edna um keinen Preis schaden, aber aus ihren Andeutungen geht hervor, daß Edna den ganzen Schwindel inszeniert hat, um ihrem Mann das Fell über die Ohren zu ziehen. Wenn ich diese Geschichte schlucke, ist Edna geliefert. Ich erstatte meinem Auftraggeber Bericht, werde später als Zeuge vors Gericht zitiert, und schon fliegt Edna in hohem Bogen auf die Straße, rechtskräftig geschieden, ohne einen Cent Abfindung, falls man sie nicht noch wegen Irreführung verdonnert.«
    »Verdammt!« murmelte Bertha. »Das hat noch gefehlt! Was werden wir nun tun, Donald, Liebling?«
    »Gar nichts - bevor wir nicht ein bißchen klarer sehen, wer wen ‘reinlegen will.«
    »Du mußt unbedingt das Mädel herbeischaffen, Donald.«
    »Das ist bereits geschehen.«
    »Also, Köpfchen hast du, das muß man dir lassen. Wo steckt sie denn?«
    Ich grinste sie an. »An einem sicheren Ort. Gib dir keine Mühe, du findest sie nicht, und wenn du ganz New Orleans auf den Kopf stellst.«
    »Wozu diese Geheimnistuerei? Sag Hale, wo sie ist, und alles ist in Ordnung.«
    »Und dann?«
    »Dann haben wir unseren Auftrag erfüllt und streichen die Prämie ein.«
    »Was mit Roberta passiert, ist dir wohl schnuppe?«
    »Allerdings. Wir sind schließlich kein Wohlfahrtsverein. Ich muß zuerst an Bertha denken.«
    »Wenn dir dein eigenes Wohlergehen so am Herzen liegt, würde ich an deiner Stelle ein bißchen gründlicher darüber nachdenken.«
    »Was soll das nun wieder heißen?«
    »Wir spielen mit gezinkten Karten, nicht? Du möchtest jetzt deinen Gewinnanteil einkassieren, dich zurückziehen und die anderen allein weiterspielen lassen. Gut. Nichts dagegen zu sagen. Aber angenommen, wir hätten die Chance, mit unserem Blatt alle anderen aus dem Felde zu schlagen und den ganzen Gewinn einzustreichen, was dann?«
    Geld war das einzige Argument, mit dem man Bertha imponieren konnte. Sie betrachtete mich freudestahlend. »Ist das dein Ernst, Donald? Und ich habe dich in puncto Zaster immer für einen Idioten gehalten!« Einen Moment lang befürchtete ich, sie würde mich küssen.
    Ich begleitete sie bis zur Tür. »Hör mal, Donald, was soll ich Hale sagen, falls er noch mal anruft?« fragte sie besorgt.
    »Daß du keine Ahnung hast, wo ich bin.«
    Sie runzelte die Stirn. »Na, weißt du, anlügen möchte ich ihn eigentlich nicht gern.«
    »Das verlangt ja auch niemand von dir.« Ich grinste und hielt ihr die Tür auf. »Heute abend ist es keine Lüge mehr. Da bin ich nämlich längst woanders.«

18

    Ich verschlief fast den ganzen Nachmittag. Gegen sechs Uhr klopfte ich an die Verbindungstür zu Robertas Zimmer.
    »Ja?« rief sie. »Was ist los?«
    »Haben Sie Hunger?« fragte ich zurück.
    »Kommen Sie ruhig ‘rein.« Sie lag im Bett, bis zum Hals mit einem Laken zugedeckt, und wenn mich meine Augen nicht trogen, hatte sie sonst nichts an außer der bloßen Haut.
    Sie grinste. »Das ist mein Neglige, Donald. Eine Zahnbürste, Kamm und Seife hab’ ich mir inzwischen besorgt, aber ein Nachthemd hab’ ich noch immer nicht. Ich muß mir unbedingt noch ein paar Sachen anschaffen. Ich komme mir allmählich vor wie eine Landstreicherin.«
    »Gegen ein frisches Hemd und ein paar anständig gebügelte Hosen hätte ich auch nichts einzuwenden. Aber heute ist Sonntag, und die Läden sind zu.«
    »Ich dachte, Sie wären hier zu Hause. Da müssen Sie doch eine Wohnung haben mit allem, was Sie brauchen.«
    »Sicher.«
    »Warum holen Sie sich dann nicht ein paar Sachen zum Wechseln?«
    Ich schüttelte lächelnd den Kopf.
    »Glauben Sie, daß die Polizei...«
    »Ja.«
    »Oh, Donald, das tut mir so leid! Ich hab’ Ihnen nichts als lauter Unannehmlichkeiten verursacht.«
    »Keine Spur. Außerdem mag ich den Anzug, den ich anhabe, ausgesprochen gern.«
    »Sie sind ein netter Kerl, Donald«, erwiderte sie lächelnd. »Übrigens hab’ ich wirklich Hunger. In zehn Minuten bin ich

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