Der dunkle Ritter (German Edition)
waren mit den Vorbereitungen beschäftigt, die für den großen Empfang am Abend und den bevorstehenden königlichen Besuch getroffen werden mussten.
Vielleicht wäre Cabal auch ein wenig beklommen gewesen bei dem Gedanken, in wenigen Stunden der erlauchten Königin Eleanor zu begegnen, doch der einzige Mensch, den er jetzt sehen wollte, war hinter einer Tür aus dickem Eichenholz verborgen. Er stand vor Emmalyns Zimmer und ließ zwei Mägde vorübergehen, bevor er anklopfte. Was ihm dann gegenüberstand, war ein Traumbild von solcher Lieblichkeit, dass es ihn sprachlos machte.
»Cabal!«, rief Emmalyn, und ihre grünen Augen waren groß vor Überraschung. »Ich dachte, es wäre die Schneiderin, die mein Kleid für das Fest heute Abend fertig machen will. Was tust du denn hier?«
Sie war in ein Gewand aus schimmernder violetter Seide gekleidet, eine Farbe, die er bisher nur in der Natur gesehen hatte. Dünne Bänder aus demselben kostbaren Stoff und bestickt mit kleinen Glasperlen trug sie in ihr Haar eingeflochten, dessen blonde Flechten sie wie eine glänzende Krone aus Purpur und Gold schmückten. Als er sie nur ehrfürchtig anschauen konnte, ergriff Emmalyn seine Hand, zog ihn in das Zimmer hinein und schloss die Tür hinter ihnen.
»Josette hat darauf bestanden, dass ich heute Abend auf dem Fest etwas besonders Schönes tragen soll. Gefällt es dir?«, fragte sie, drehte sich vor ihm und sah ihn dann fragend an. »Es ist noch nicht ganz fertig; der Saum muss noch genäht werden, und ich brauche noch einen Schleier und einen Gürtel … «
Cabal verstand nicht, warum das Kleid oder die Frau, die es trug, noch eine Verschönerung brauchen sollten. Das Seidenmieder umschloss Emmalyns Leib wie angegossen: Es saß eng um ihren Busen und die anmutige Form ihrer Schultern und Arme; es folgte der Kurve ihrer zierlichen Taille und dem sanften Schwung ihrer Hüften, beschrieb genau den Weg, dem Cabal jetzt am liebsten mit den Händen gefolgt wäre. Der weite Rock fiel in sanften Falten bis zum Boden und betonte ihre langen Beine. Unter dem Saum spähte die Spitze eines kunstvoll bestickten Schuhs hervor.
»Du siehst … bezaubernd aus«, sagte er und war vor Bewunderung nahezu sprachlos.
Sie strahlte und drückte ihm einen raschen Kuss auf die Wange. »Ich bin froh, dass du hier bist. Ich kann es nicht abwarten, dass wir beide bald wieder in Fallonmour sein werden.«
Er schnippte nach einer der winzigen Perlen in ihrem Haar und beobachtete, wie sie in der Morgensonne funkelte. »Ja, ich kann sehr genau sehen, warum Ihr Euch wünschen könntet, weit weg von alldem hier zu sein, Mylady«, scherzte er. »Ich wünschte, die Schneiderin deiner Schwester hätte dich statt in Seide in Sackleinen gesteckt. Ich leide jetzt schon Qualen bei der Vorstellung, dass ich heute Abend dabei zusehen muss, wie du jeden Mann in der Halle mit deinem Anblick blendest.«
Sie besänftigte seine Verdrossenheit mit einem strahlenden Lächeln, schlang die Arme um ihn und sah ihn aus großen Augen an. »Aber, Sir Cabal, ich traue meinen Ohren nicht! Ihr seid eifersüchtig?«
Das war er in der Tat, auch wenn der Gedanke ihm nicht halb so sehr gefiel, wie er ihr zu gefallen schien. Er hatte kein Recht, Emmalyn als sein Eigentum zu betrachten. Kein Recht, sie in diesen Raum einsperren zu wollen, wo nur er allein sie bewundern könnte. Hier, wo sie nur ihn sehen würde und keine Augen für die zahllosen schneidigen Lords haben könnte, die auf dem Fest um die Aufmerksamkeit der wunderschönen jungen Witwe wetteifern würden.
Würde einer von ihnen der Mann sein, den Richard als ihren Gatten auswählte?
Verdammt, wie sehr der Gedanke daran, sie würde mit einem anderen verheiratet sein, jetzt in ihm brannte. Was er fühlte, wenn er daran dachte, dass sie weggeschickt wurde, um einen anderen zu heiraten, ging weit über Eifersucht hinaus. Es war ein Gefühl, das ihn geradezu verschlang. Cabal wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis er auf eine andere Mission geschickt würde. Er wusste, dass er Emmalyn vermutlich niemals wiedersehen würde, aber ihm war dabei zumute, als würde ihm etwas aus der Brust gerissen. Er würde es nicht ertragen können.
Was war das für ein verzweifeltes, schmerzliches Gefühl, das sie in ihm weckte?
Als Cabal in ihre großen, klaren Augen sah, spürte er, wie etwas von seiner verdrießlichen Stimmung wegzuschmelzen begann. Emmalyn war sein auf die einzige Weise, die zählte; die Wahrheit war hier, vor
Weitere Kostenlose Bücher