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Der dunkle Ritter (German Edition)

Der dunkle Ritter (German Edition)

Titel: Der dunkle Ritter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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König Heinrichs mutmaßliche Bastarde lebten über ganz England und bis weit über den Kontinent verteilt.
    Diese Gedanken führten dazu, dass Emmalyn zum ersten Mal überhaupt über die edlen Qualitäten von Cabals Erscheinung nachzudenken begann: seine breite Stirn und die stechenden grauen Augen, seine scharf gezeichneten Wangenknochen und seine klassische Nase, sein festes eckiges Kinn. Sie dachte an seine stolze Haltung und sein Achtung gebietendes Auftreten.
    Und jetzt fragte sie sich …
    »Es war faszinierend, Eure Bekanntschaft zu machen, Sir Cabal«, sagte die Königin und unterbrach damit Emmalyns Gedankengang. »Wir haben dort am Haupttisch einen Ehrenplatz für Euch vorgesehen. Mein Diener wird Euch Euren Platz zeigen.«
    Cabal machte eine kurze Verbeugung und warf einen gleichmütigen Blick in Emmalyns Richtung, ehe er dem Bediensteten der Königin zu dem Tisch folgte, der direkt vor der Estrade stand. Er wurde genau gegenüber von Emmalyn platziert, von wo aus er fortfuhr, ihr düstere Blicke zuzuwerfen – fast anklagend, dachte sie mehr als einmal, während das Fest seinen Lauf nahm. Cabal ignorierte offenkundig die Versuche seiner Tischnachbarn, sich ihm vorzustellen, und zog es stattdessen vor, sich weiter dem Wein zu ergeben.
    Emmalyn zuckte zusammen, als er einen Pagen herbeirief, um sich den Becher füllen zu lassen, dem Jungen dann jedoch die Flasche abnahm und für sich behielt. Sie hoffte sehr, dass die Königin sein ruppiges Verhalten ihr gegenüber nicht bemerkt hatte, und fragte sich, warum er fortgesetzt so töricht handelte, wenn er doch wusste, wie viel dieser Abend für ihn bedeuten konnte. Emmalyn beschloss, das Beste aus der angespannten Situation zu machen, und bemühte sich um gute Laune. Sie beteiligte sich an den Gesprächen am Herrentisch und achtete darauf, dass die Königin sich gut unterhielt.
    Josette war eine enorme Hilfe bei diesem Bemühen, denn sie plauderte gut gelaunt während der ersten drei Gänge über den einen oder anderen vergnüglichen Gegenstand und führte die Königin in geübter gesellschaftlicher Gewandtheit von Thema zu Thema. Ausnahmsweise einmal war Emmalyn für den einnehmenden Charme ihrer Schwester dankbar. Sie selbst war nicht von allzu großem Nutzen; ihre Aufmerksamkeit richtete sich immer wieder auf Cabal, den scheinbar Fremden, der vor ihr saß. Er starrte angespannt in seinen Becher, und die Schultern waren herabgesunken unter dem Gewicht dessen, was ihn zu bedrücken schien. Sein Missmut ließ alle Welt wissen, dass dies der letzte Ort war, an dem er sein wollte – als säße er in einer Falle.
    Emmalyn erinnerte sich plötzlich an die Geschichte, die er in Fallonmour während des Sonnenwendfestes erzählt hatte: von dem alten Löwen, den er während des Kreuzzuges gefangen und eingesperrt hatte. Sie erinnerte sich daran, dass Cabal gesagt hatte, das Tier sei alt und ausgezehrt gewesen, aber doch in der Lage – wenn es gewollt hätte – , jeden der Männer niederzustrecken, die ihn durch die Gitterstäbe hindurch gereizt hatten.
    Cabal sah genauso aus wie dieser Löwe.
    Unfähig, den Blick von ihm abzuwenden, hörte Emmalyn nur mit halbem Ohr den Gesprächen zu, die am Herrentisch geführt wurden: Josettes helles Lachen zu ihrer Rechten klang wie ein Dutzend winziger Glöckchen, und zu Emmalyns Linken, drei Stühle weiter, klagte ein Baron über den elenden Zustand seines Besitzes und darüber, wie lästig die Bauern geworden seien mit all ihrem Gerede über ihre Rechte und den Forderungen nach gerechter Behandlung durch die Adligen.
    »Ich sage Euch, die Leibeigenen müssen genau im Auge und unter der Knute gehalten werden«, erklärte der Baron mit dröhnender Stimme. »Sie sind nicht besser als das Vieh, jedenfalls die meisten von ihnen. Sie würden sich vermehren wie Ungeziefer, wenn wir es zuließen.«
    »Lasst sie doch«, sagte einer der anderen Männer mit einem Kichern. »Dann gibt es umso mehr fähige Kreaturen, die später auf Euren Feldern arbeiten können, Lord Spencer.«
    Ab da wandte sich die Unterhaltung der Männer einer kurzen Diskussion über den Markt von Lincolnshire zu und die verschiedenen neuen Sachen, die dieses Mal zu sehen gewesen waren. Lord Spencer beklagte den ständigen Anstieg der Preise für alle Waren, die aus dem Ausland eingeführt wurden. Offensichtlich erinnerte das einen anderen Lord an eine Geschichte, die er über einen Dorfbewohner gehört hatte, der zum ersten Mal auf den Markt gegangen war. Mit

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