Der dunkle Ritter (German Edition)
einer großen Portion Humor erzählte der Adlige, wie der Bauer – er führte einige Esel mit sich – den Marktplatz betreten und alle mit dem Geruch eines niederen Mannes und seiner schmutzigen Erscheinung belästigt hatte.
»Diese abscheuliche Kreatur zog an einigen Geschäften vorbei«, erzählte der junge Lord jovial weiter, »aber als er sich dem Stand eines Parfümeurs näherte, nun, da fiel er auf der Stelle in Ohnmacht.«
»In Ohnmacht?«, wiederholte jemand. »Zweifellos war dieser Kerl auf irgendeine Weise krank.«
Einige Leute am Herrentisch stellten weitere Mutmaßungen an, was der Grund für die Ohnmacht des Bauern gewesen sein könnte, aber der Adlige, der die Geschichte zum Besten gegeben hatte, lachte nur und fuhr fort: »Niemand konnte die Ursache für die seltsame Reaktion des Mannes herausfinden. Das heißt, bis auf einen kleinen Jungen von vielleicht fünf Sommern – er hielt sich die Nase zu wegen des Geruchs, der von dem daniederliegenden Mann ausging – , der sagte, dass der ungewohnte, angenehme Geruch des Parfüms dem Dorfbewohner vielleicht das Bewusstsein geraubt haben könnte.«
»Um Himmels willen«, rief eine der Ladys bestürzt.
»Offensichtlich hatte der Junge recht«, sagte der junge Lord zur Erheiterung aller, die am Herrentisch zugehört hatten. »Die Stadtleute brachten den Bauern wieder zu Bewusstsein, indem sie ihm eine Schaufel Mist unter die Nase hielten – das hat ihn sofort wieder aufgeweckt.«
Eine Welle der Heiterkeit ergriff die Estrade, und die ausgelassene Stimmung der Gäste zeigte sich in den vielen wieder einsetzenden Gesprächen und der Fröhlichkeit, die allgemein herrschte. Im Gegensatz dazu saßen Emmalyn und Cabal, jeder eingehüllt in ein bedrückendes Schweigen, da, ohne an der Unterhaltung während des Essens teilzunehmen. Beide schienen nur darauf zu warten, dass der Abend ein Ende nahm.
Emmalyn hätte nicht einmal bemerkt, dass der Herrentisch abgedeckt und der nächste Gang aufgetragen worden war, hätten die Gäste neben ihr nicht Laute der Freude und Überraschung ausgestoßen, als ihnen neue Köstlichkeiten auf einem schimmernden Silbertablett dargeboten wurden. Es war eine große Auswahl an Fruchttörtchen und Honigkuchen, deren vielerlei Farben und die sich vermischenden süßen Düfte sogar Emmalyn das Wasser im Munde zusammenlaufen ließen.
»Feigentörtchen, Eure Majestät«, verkündete Josette, während sie auf das exotische Fruchtkonfekt zeigte, das der Königin dargeboten worden war. »Und hier, glasierte Orangen, Quittenküchlein und gewürzte Granatäpfel – alles zu Eurer Erquickung heute Abend.«
»Welch köstliche Versuchung, meine Liebe. Ich glaube, ich werde ein Stück von jedem nehmen«, erklärte Eleanor zum offenkundigen Entzücken ihrer Gastgeberin.
Nachdem die Königin ihre Dessertauswahl getroffen hatte, wurden die Süßigkeiten auch allen anderen Personen an diesem Tisch angeboten. Als Lord Spencer bedient wurde, der Baron drei Plätze weiter, schaufelte er sich gierig eine Handvoll der am üppigsten aussehenden Leckerbissen auf seinen Brotteller.
»Ich hatte mir geschworen, nach meiner Rückkehr aus Palästina keine Feige mehr zu essen«, erklärte er und steckte sich lachend eine der exotischen Früchte in den Mund. »Ich hatte eine Dienerin in Jerusalem, die die verfluchten Dinger in jedes Gericht tat, das sie für mich zubereitete. Ich sage Euch, ich dachte fast, ich müsste sterben, so krank bin ich von den Feigen geworden.«
»Ihr wart auch auf dem Kreuzzug, Lord Spencer?«, fragte jemand.
»Aye, natürlich war ich das. Ich habe zwei Jahre in Palästina verbracht, gekämpft im Dienst für Gott und meinen König.« Die Stimme des Barons hatte einen gewichtigen Ton angenommen, sicherlich wollte er alle in Hörweite Sitzenden beeindrucken. »Es war eine stolze Zeit für England und ein herrliches Abenteuer für alle, die im Namen der Christenheit gekämpft haben.«
Ein gedämpftes, aber verächtliches Schnauben kam aus Cabals Richtung. Emmalyn sandte ihm einen warnenden Blick zu und war unendlich dankbar, dass fast im selben Moment einer der jungen Lords den Baron nach seinen Erinnerungen an die Heilige Stadt fragte. »Waren die Straßen wirklich mit Gold gepflastert, wie man es sich erzählt, Mylord?«
Lord Spencer kicherte. »Diese Geschichten habe ich auch gehört, Junge, aber das einzige Gold, das ich gesehen habe, war in den vielen Heidentempeln versteckt. Doch war Jerusalem in meinen Augen in der Tat
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