Der dunkle Ritter (German Edition)
Tränen in ihre Augen steigen und über ihre Wangen laufen. Sie streckte die Hand nach ihm aus, überhörte die empörten Rufe der anderen Gäste – hielt nicht einmal inne, um zu sehen, ob ihr Mitgefühl für ihn die Königin erzürnte.
Sie nannte noch einmal seinen Namen, und dann traf sie jäh der Blitz, als er ihr in scharfem Ton die Worte entgegenschleuderte: »Nenn mich nicht so.« Seine Augen glühten vor Wut und Schmerz. »Nenn mich nie wieder so.«
Er wusste es.
Oh Gott, dachte Emmalyn verzweifelt, er weiß alles über seinen Namen. Cabal sah sie jetzt an, seine Augen funkelten vor Wildheit, als wäre sie es gewesen, die ihn verwundet hatte. Als hätte sie ihn verraten. Aber ihm nichts über seinen Namen gesagt zu haben, ihn es selbst herausfinden zu lassen – vielleicht hatte sie ihn damit wirklich verraten. Vielleicht sogar noch mehr als der Vater, der ihn nicht hatte haben wollen.
Mit einem letzten vernichtenden Blick auf sie wandte sich Cabal abrupt ab und verließ die Halle, stürmte in einer wahren Gewitterwolke der Wut vorbei an einem Meer von überraschten Gesichtern.
»Eure Majestät«, sagte Emmalyn, die sich endlich umwandte, um in das immer noch unbewegte Gesicht der Königin zu sehen. »Es … es tut mir sehr leid.«
Emmalyn wartete nicht auf die königliche Rüge oder Verzeihung. Ihr Herz brach fast über Cabals Schmerz, und sie verließ den Herrentisch und lief die Stufen der Estrade hinunter. Aufgebrachtes Flüstern und Mienen der Ungläubigkeit über das, was vor der Königin und den Gästen geschehen war, begleiteten ihre Flucht aus der Halle. Emmalyn blieb nicht stehen, sie lief hinaus auf den von Fackeln beleuchteten Gang und folgte dem sich dahinschlängelnden Weg, folgte Cabals sich entfernender Gestalt.
Ihre schnellen Schritte ließen sie ihn kurz vor dem Burgvorbau einholen, der hinaus auf den Burghof führte. »Cabal, warte! Bitte!«
Er ging weiter, noch entschlossener jetzt, seine Hände zu Fäusten geballt, seine ganze Körperhaltung fest, wütend, unnachgiebig. Emmalyn folgte ihm durch den dunklen, tunnelartigen Gang des Vorbaus hinaus auf den Burghof. Ein starker Regen hatte eingesetzt, und große schwere Tropfen fielen aus dem Baldachin eines sternenlosen Nachthimmels. Cabal trat hinaus in diese Sintflut, mit der Absicht, so schien es, Emmalyn zurückzulassen.
»Cabal, ich weiß, dass du verletzt bist, aber bitte, rede mit mir!«
»Geh, Emmalyn«, rief er, ohne sich umzudrehen. Seine Stimme klang heiser, wie geschwollen vor Zorn und Empfindung. »Lass mich allein.«
»Cabal, bitte warte.«
»Geht hinein, Mylady. Dort gehört Ihr hin.«
Emmalyn war jetzt bei ihm und griff nach seinem Arm. »Ich gehöre zu Euch, Mylord. Ihr seid alles, was wichtig für mich ist.«
Er fluchte, riss sich aus ihrem Griff los und wies ihre Worte mit einer harschen, gegen sich selbst gerichteten Anklage zurück. »Ich bin ein Heuchler, Emmalyn. Herrgott, ich bin schlimmer als das. Ich bin nichts.«
»Nein, das bist du nicht. Sag das nicht.«
»Was für ein Idiot ich doch war«, spottete er. »Ich bin mein ganzes Leben lang herumgelaufen, ohne zu wissen, dass ich ein für alle gezeichneter Narr war!«
»Hör auf«, krächzte sie, den Tränen nahe, sie spürte seinen Schmerz, und es tat ihr weh, ihn so zu sehen. »Sag nicht solche Dinge. Denk sie nicht einmal.«
Er lachte plötzlich, ein schreckliches schmerzerfülltes Lachen. »Kommt schon, Mylady. Seht Ihr nicht den Witz darin? Ich bin ein gottverdammter wandelnder Witz!«
Er hob den Arm und fasste sich in den Nacken, als er sich abwandte. Heftig versuchte er, sich von etwas zu befreien. Emmalyn brauchte nur einen Augenblick, um zu wissen, was es war. »Cabal, tu es nicht«, sagte sie elend, als er voller Wut herumfuhr.
Er schenkte ihren Worten jedoch keine Beachtung, sondern schleuderte den Ring seines Vaters gegen die Mauer des Turms. Er funkelte hell vor den schartigen Mauersteinen, als er mit einem scharfen metallischen Ton gegen die Mauer prallte. Dann fiel er zu Boden und wurde von einer Pfütze schlammigen Wassers verschluckt.
»Es tut mir leid, dass ich es dir nicht gesagt habe«, sagte sie, als Cabal weiter in den Regen hineinlief. »Ich hätte es tun müssen, aber ich wollte nicht, dass du verletzt wirst. Bitte, Cabal, lass mich dir helfen.«
»Ich brauche niemanden, der mir hilft!«, brüllte er und entfernte sich immer weiter von ihr. »Ich bin kein heimatloses Kind, das deine Fürsorge braucht, Emmalyn, und ich
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