Der dunkle Ritter (German Edition)
Fallonmour führte. Er bat den Himmel um eine Chance, die er vermutlich gar nicht verdiente.
Emmalyn erreichte Fallonmour kurz vor Einbruch der Abenddämmerung. Es hatte ihr wehgetan, Lincolnshire ohne Cabal zu verlassen, aber er war am Morgen nirgendwo zu finden gewesen, und soweit sie wusste, hatte er nicht die Absicht, mit ihr zurückzukehren. Die Königin hatte ihr versichert, dass sie keinen Groll gegen ihn hege und dass er vonseiten der Krone für die ungebührliche Szene in der Halle nichts zu befürchten habe. Josette, die gesehen hatte, wie niedergeschlagen Emmalyn war, hatte ihm ebenfalls verziehen und ihr die dringend benötigte Schulter zum Weinen angeboten, um sie dann mit der tröstlichen Versicherung ziehen lassen, dass sie niemals zu weit entfernt sei, wenn Emmalyn sie brauche.
Als sie wieder auf Fallonmours Grund und Boden war, fühlte Emmalyn ein wenig von ihrer Traurigkeit schwinden, auch wenn nichts je ihren Schmerz darüber würde lindern können, Cabal zu lieben – und ihn verloren zu haben. Sie wies den Fahrer des Karrens an, einige der mitgebrachten Lebensmittel im Dorf zu verteilen. Die beiden Ritter, die mit ihr in Lincolnshire gewesen waren, würden ihm beim Abladen helfen, während Emmalyn allein auf dem sich dahinschlängelnden Weg weiterritt, der zur Burg führte.
Im Licht der untergehenden Sonne zeichnete sich die Silhouette des Wachpostens auf dem Wehrgang ab, der ihre Ankunft mit einem kurzen Fanfarenstoß aus seinem Horn ankündigte. Er wandte sich ab, ehe Emmalyn ihm zur Begrüßung freundlich zuwinken konnte. Irgendwie schien es sehr ruhig in der Burg zu sein. Abwartend. Und die ganze Welt schien förmlich den Atem anzuhalten, als die schweren Tore aufschwangen und das Fallgitter langsam hochgezogen wurde.
Irgendetwas stimmte hier nicht. Kaum war sie durch das Torhaus hindurch und auf den Hof geritten, wusste Emmalyn, dass ihr Gefühl sie nicht getrogen hatte. Ohne ihr auch nur Zeit zu lassen, sich darüber Gedanken zu machen, stürmte eine Schar von Wardeaux-Soldaten auf sie zu und zerrte sie vom Pferd. Emmalyn schrie, als die Männer sie packten und ein schmerzhaftes Gefängnis aus mit Kettenhemden bewehrten Armen sie festhielt. Dagegen aufzubegehren war nutzlos.
»So, so, die Lady kehrt endlich heim«, sagte Hugh, als er aus dem Turm trat. »Wo ist denn Euer Wächter, Emmalyn?«
»Fort«, sagte sie und war zumindest dankbar dafür, dass Cabals Verschwinden ihm Hughs böse Absichten erspart hatte.
Aber ihr Herz stockte im nächsten Augenblick, denn hoch oben auf dem Wehrgang rief eine der Wachen: »Vom Südhügel kommt ein Reiter, Mylord. Es ist der Kreuzritter.«
Hugh lächelte Emmalyn maliziös an. »Nun, auf jeden Fall werden wir ihn willkommen heißen, nicht wahr?«
Er zerrte Emmalyn außer Sichtweite und befahl seinen Soldaten, Cabal das Tor zu öffnen. Sie hörte das Donnern der Hufe seines Kriegsrosses, als er sich näherte, er ritt in halsbrecherischer Geschwindigkeit. Obwohl sie Erleichterung empfinden wollte, dass er nach all den Vorfällen doch zu ihr gekommen war, konnte sie nicht zulassen, dass er in Hughs Falle ging. Sie rief Cabal eine Warnung zu, doch es war zu spät.
Cabal ritt durch das Torhaus hindurch und wurde sofort bedrängt. Das Fallgitter ging hinter ihm herunter, während eine Armee uniformierter Soldaten vorstürmte, um ihn festzunehmen. Für diese bedeutendere Beute stießen sie Emmalyn zur Seite und umstellten Cabal dann, ihre Lanzen auf ihn gerichtet, bereit, ihn zu töten.
»Absteigen «, schnarrte einer der Männer und stieß Cabal die tödliche Waffe fast ins Gesicht.
Er tat wie befohlen, stieg ab und stand abwartend vor den ihn bedrängenden Wachen. Er schien nicht die Absicht zu haben, sich zu wehren. Fast, als sei dieser Angriff keine wirkliche Überraschung für ihn. Genau genommen ließ sein leidenschaftsloser Gesichtsausdruck fast vermuten, dass er erwartet hatte, auf diese Weise von Hugh gefangen gesetzt zu werden.
Während Cabal ruhig blieb, stürmte Emmalyn angsterfüllt auf die bewaffneten Wachen zu und zerrte an ihnen, als könnte sie ihn ihrem Zugriff entreißen. »Sofort aufhören! Dieser Mann hat nichts getan! Ich befehle euch, ihn freizulassen!«
»Emmalyn, bleib zurück!«
Cabals kalter Befehl beunruhigte sie fast ebenso sehr wie die verwirrende Situation, der sie sich jetzt gegenübersah. »Was soll das bedeuten?«, schrie sie Hugh an. »Wo ist meine Garnison? Ich verlange zu wissen, was hier vorgeht!«
»Das ist
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