Der dunkle Ritter (German Edition)
draußen verbracht – wo genau, konnte er nicht mehr sagen. Er war niemals jemand gewesen, der sich einfach so betrunken hätte, und umso größer war jetzt der Abscheu vor sich selbst, wenn er an seinen Auftritt am Vorabend dachte. Als er wieder zu sich gekommen war, als er schließlich in der Lage war, seine Augen aufzumachen und in die Burg Beaucourt zurückzukehren, war er sich über eines ganz im Klaren: Er musste sich entschuldigen.
Er konnte nicht sicher sein, wie die Entschuldigung aufgenommen werden würde; er hatte sich erbärmlich schlecht benommen. Das Mädchen, das ihn jetzt in das Vorzimmer führte, damit er dort auf die erbetene Audienz warten konnte, hatte die Augen weit aufgerissen, als sie ihm die Tür geöffnet und ihn erkannt hatte. Er hatte sich zwar ein wenig frisch gemacht, aber ohne Zweifel sah er noch immer so schrecklich aus, wie er sich fühlte. Er setzte sich auf den Stuhl, den ihm das Mädchen angeboten hatte und folgte ihr mit seinen Blicken, als sie hinter einer anderen Tür verschwand, um der Herrin des Hauses Bescheid zu geben, dass ein Besucher gekommen sei.
Cabal wartete dort, bis die Zofe zurückkehrte; auf ihre Aufforderung hin folgte er ihr in das üppig ausgestattete Empfangszimmer.
»Sir Cabal«, sagte Königin Eleanor, als er demütig vor ihr das Knie beugte. »Ich bin sicher, Ihr seid heute Vormittag nicht hergekommen, um mich mit weiteren grässlichen Berichten über Eure Zeit auf dem Kreuzzug zu erfreuen.«
»Nein, Eure Majestät«, entgegnete er höflich, wenn auch ihr spöttischer Ton ihn ärgerte. »Ich bin gekommen, um mich für mein Benehmen gestern Abend zu entschuldigen. Ich hatte kein Recht, mich auf diese Weise aufzuführen.«
»Nein, das hattet Ihr nicht«, stimmte sie ihm leise zu. Dann forderte sie ihn auf, sich zu erheben und offen mit ihr zu reden.
Mit einem auffordernden Blick schickte sie die Frauen ihres Gefolges aus dem Raum, aber zwei bewaffnete Wachen blieben zu beiden Seiten ihres gepolsterten Sitzes stehen. Ohne Zweifel Leibwächter, die die Königinwitwe vor einem möglichen Irren beschützen sollten.
»Eure Majestät, ich bin gekommen, um mich zu entschuldigen und Eure Verzeihung zu erbitten, aber auch, um eine Bitte zu äußern.«
Eleanor zog die Augenbrauen hoch. »Dies scheint eine Woche für Bitten um königliche Gefallen zu werden«, scherzte sie dann. Sie lehnte sich zurück und nahm die leicht gelangweilte Haltung ein, die sie vermutlich bei vielen Audienzen einnahm. »Worum wollt Ihr heute Morgen ersuchen, Sir Cabal?«
»Zugegebenermaßen habe ich kein Recht, Euch um irgendetwas zu bitten«, begann er und stellte überrascht fest, wie nervös er in der Gegenwart der Königin war. Aber es war nicht die Angst vor der Mutter seines Königs, die seine Hände jetzt zum Schwitzen brachte; es war das Begreifen, was seine von Selbstmitleid erfüllte, leichtsinnige Zurückweisung die Frau, die er liebte, gekostet haben könnte. »Eure Majestät, mein Benehmen auf dem Fest gestern Abend war verwerflich. Ich kann nichts zu meiner Entschuldigung vorbringen, aber ich bitte Euch, lasst nicht zu, dass mein rücksichtsloses Handeln sich nachteilig auf Lady Emmalyn auswirkt. Die Schande – und der Tadel Eurer Majestät – sollte nur mich allein treffen.«
Königin Eleanor kniff leicht die Augen zusammen; ihr Kinn hob sich um ein kaum merkliches Stück. »Ihr seid gekommen, um mich um mein Wohlwollen für Lady Emmalyn zu bitten?«
»Ja, Eure Majestät. Es ist mir egal, was mit mir geschehen wird, aber ich muss wissen, dass sie – dass Lady Emmalyn – nicht Euer Missfallen für ihren Umgang mit mir auf sich ziehen wird.«
»Ich verstehe«, sagte die Königin. »Würde es Euch überraschen zu erfahren, dass ich eine ähnliche Bitte vor einigen Stunden von ihr gehört habe?«
»Eure Majestät?« Cabal runzelte verblüfft die Stirn.
»Sie kam zu mir und bat mich, sie als die alleinige Verantwortliche für Euren ungebührlichen Ausbruch bei dem Mahl zu sehen. Sie hat sich bemüht, mich zu bewegen, Euch zu verzeihen, Sir Cabal, weil sie fühlte, dass sie auf gewisse Weise zu Eurem Kummer gestern Abend beigetragen hat.«
Cabal unterdrückte einen Laut des Unmuts. »Nein. Es war meine Schuld, Eure Majestät. Sie hatte nichts damit zu tun –«
Eleanor hieß ihn mit einem leichten Kopfschütteln schweigen. »Lasst uns allein«, wies sie die beiden Wachen an, die ihren Stuhl flankierten. Die Männer gehorchten. Dann sah die Königin ihn mit
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