Der dunkle Ritter (German Edition)
werden, um das Ungeheuer zu heiraten, das Hugh beschrieben hatte, lastete schwer auf ihrem Herzen. Irgendwie schien ihr ihre Zukunft unbedeutend, wenn sie gezwungen wäre, ohne Cabal weiterzuleben. Ungeachtet dessen, dass er zugegeben hatte, Garrett getötet zu haben, ungeachtet seiner dunklen Vergangenheit und allem, was zwischen ihnen geschehen war, liebte Emmalyn Cabal.
Sie liebte ihn, und sie beschloss hier und jetzt, dass sie die Chance nutzen würde, es ihm zu beweisen.
»James, wartet.« Als der Ritter sich ihr zuwandte, schüttelte sie den Kopf. »Ich kann nicht gehen.«
»Stimmt etwas nicht, Mylady?«
»Es stimmt nichts mehr, und ich kann nicht von hier fortgehen, ohne zu versuchen, die Dinge zu richten. Helft mir, die Dorfbewohner zusammenzurufen, James. Sagt ihnen, sie sollen Fackeln und Forken, alle Sicheln und alle Knüppel mitbringen, die sie finden können. Bringt den Karren für die Vorräte mit; wir werden auch die Waffen brauchen, die wir auf dem Markt gekauft haben. Wir werden uns hier in der Kapelle versammeln, wenn alle da sind.«
27
Etwas Seltsames ging in der Burg vor. Seit mehr als einer Viertelstunde lauschte Cabal auf das, was sich wie einige Dutzend Männer anhörte, die auf dem Hof stöhnten und würgten. Die gedämpften Geräusche drangen durch das winzige Fenster der Rüstkammer zu den Gefangenen herein. Schließlich veranlasste der andauernde Aufruhr auf dem Hof auch die Wachen in der Kammer, von der zweiten Portion Stew aufzuschauen, die sie sich gerade einverleibten.
Der größere der beiden stellte seine Schüssel beiseite, erhob sich und blieb stehen, um noch einen gierigen Mundvoll Stew mit einem Schluck Bier hinunterzuspülen. »Behalt sie im Auge«, sagte er zu seinem Kameraden, den Cabal zuvor angegriffen hatte. »Ich sehe nach, was dieser Lärm da draußen zu bedeuten hat.«
Der zurückgelassene Wachsoldat beobachtete Cabal aus sicherer Entfernung. Dann rülpste er. Es war ein fürchterlich lautes Rumpeln, bei dem er sich leicht vorbeugte und sich den Magen hielt. Er saß noch vornübergebeugt da und schnitt eine Grimasse, als der andere Soldat zurückgelaufen kam. »Sie haben uns vergiftet! Iss keinen Bissen mehr! Die verdammten Weiber haben das Stew vergiftet!«
»Oh Jesus!«, schrie der andere und warf seinen Stuhl um, als er in Panik aufsprang. »Wo ist der Brunnen? Ich brauche Wasser!«
Sein Kamerad hielt ihn auf. »Nein! Ich werde dir Wasser bringen, sobald ich getrunken habe. Du bleibst hier – einer muss auf Posten bleiben oder Hugh wird uns beiden d en Kopf abschlagen!«
»Dann bleib du!«, rief der Ritter und rannte zur Tür. »Ich werde nicht hier sitzen bleiben und für de Wardeaux sterben!«
Kaum waren die Worte verklungen, als beide auch schon aus dem Gebäude stürzten. Sir Miles und die anderen hatten sich mit Cabal an den Gitterstäben versammelt und beobachteten und lauschten in völligem Staunen. »Meint Ihr, das stimmt?«, fragte Miles. »Glaubt Ihr, dass die Frauen eine Art Plan ausgeheckt haben?«
Cabal schüttelte den Kopf. »Um Lady Emmalyns willen hoffe ich das nicht. Es wäre Wahnsinn, so etwas zu riskieren.«
Er warf sich mit der Schulter gegen das Eisengitter und fluchte vor Hilflosigkeit, als es sich unter der Wucht des Aufpralls kaum bewegte. Als hätten die anderen den gleichen Gedanken, schloss der Rest sich an: Zwölf Körper warfen sich mit vereinten Kräften gegen die Gitterstäbe. Sie waren alle entschlossen, aus diesem Gefängnis auszubrechen. Drei Mal hatten sie sich auf die Wand aus Eisenstäben geworfen; drei Mal ohne Erfolg.
»Es kommt jemand«, sagte Miles und lenkte die Aufmerksamkeit auf das Geräusch rasch näher kommender Schritte, die um das Gebäude herumgingen.
»Bertie!«, rief die halbe Garnison jubelnd wie aus einer Kehle, als die Amme hastig hereinkam.
»Was zum Teufel geht da draußen vor?«, wollte Cabal wissen, als die Amme an die Gitterstäbe trat. »Was habt ihr mit den Wachen gemacht?«
»Keine Zeit für Erklärungen, Mylord.« Sie zog einen großen eisernen Schlüssel aus dem Ärmel ihres Gewandes, und binnen weniger Augenblicke waren Schloss und Zellentür geöffnet.
»Hugh hatte den Schlüssel. Wie bist du darangekommen?«
»Jane beschäftigt ihn oben im Turm«, sagte Bertie mit einem Grinsen. »Ich schätze, er wird eine ganze Weile nicht merken, dass der Schlüssel weg ist.«
Während Fallonmours Garnison aus der Rüstkammer ausschwärmte und dabei Cabals Befehl befolgte, sich sofort zu
Weitere Kostenlose Bücher