Der dunkle Ritter (German Edition)
stellte sich über seinen Gegner, die tödliche Klinge auf die Mitte von Hughs nackter Brust gerichtet. Jeder Muskel in seinem Körper zuckte vor Erwartung, den Bastard auf dem Boden aufzuspießen. Er musste an all das denken, was Garrett Emmalyn angetan hatte, all die Grausamkeiten, die Hugh sich für sie ausgedacht hatte. Und er wollte nichts lieber, als dafür zu sorgen, dass dieser Mann sich so schnell wie möglich auf den Weg in die Hölle zu seinem Bruder aufmachte, um mit ihm zusammen zu verrotten.
Aber das sollte durch die Hand eines anderen geschehen.
Cabal wollte nicht mehr töten. Das wurde ihm klar, als er den entsetzten Ausdruck in Hugh de Wardeaux’ Gesicht sah, ein Mann, der es sicherlich verdient hätte zu sterben. Er verdiente es wohl, aber sein Tod war den Preis des Tötens nicht wert. Blackheart war tot, und Cabal würde nicht zulassen, dass sein Abscheu für Garretts Bruder die Oberhand über ihn gewann.
»Steh auf.« Hugh starrte wild auf die sich zurückziehende Klinge, als Cabal zur Seite trat, um ihn aufstehen zu lassen. Er versuchte, nach seinen Kleidern zu greifen, aber Cabal richtete die Waffe drohend auf ihn. »Raus hier.«
»Ihr solltet mich töten, Blackheart, denn ich werde meine Wachen anweisen, Euch zu töten, sobald Ihr unten an der Treppe ankommt.«
»Raus!«, wiederholte Cabal und drängte Hugh zur Tür. Er folgte ihm und drückte ihm die Schwertspitze in den Rücken. Dann ging er mit Hugh die Wendeltreppe hinunter, um ihn persönlich aus Fallonmour hinauszuwerfen.
»Für diesen Affront werdet Ihr den Zorn Prinz Johns zu spüren bekommen, Blackheart.«
»Und du den der Königin.«
Ein Stoß gegen Hughs Schulter sorgte dafür, dass er weiterging – durch das Herz der Burg, wo Fallonmours Mägden beim Anblick des mächtigen, jetzt so gedemütigten Barons de Wardeaux vor Staunen der Mund offen stand. Einige konnten ihre Freude darüber nicht bezähmen, andere machten kichernd Witze über die Kleidung des Barons – oder vielmehr deren Fehlen – , als er vorbeiging.
Aber dieselben kichernden Mädchen hielten in schierer Angst einen Augenblick später den Atem an, als Arlo in der großen Halle auftauchte. Er stand im Durchgang und versperrte ihm den Weg zum Ausgang des Turms. In seinen Händen hielt er eine gespannte Armbrust im Anschlag. »Lass ihn frei oder stirb, Hundesohn.«
Jetzt war es an Hugh zu lachen. Er wollte zur Seite entweichen, aber Cabal drückte ihm das Schwert gegen die Rückenmuskeln und hielt ihn mit der Hand auf der Schulter fest, als wollte er ihn mit der Klinge aufspießen. »Ihr habt ihn gehört, Blackheart. Lasst mich frei oder sterbt.«
»So oder so werde ich sterben, meinst du das, Hugh?«
»Tut, was Arlo sagt, und vielleicht lasse ich mich überreden, nachsichtig gegen Euch zu sein«, sagte Hugh, dem Schweißperlen den Rücken hinunterliefen.
Cabal hielt ihn fest. »Deine Art kennt nicht einmal die Bedeutung dieses Wortes.«
»Lass ihn los!«, rief Arlo, eine Spur von Hysterie in der Stimme. »Du hast keine Wahl, Blackheart. Du hast verloren.«
Über das, was dann passierte, würde man in Fallonmour sicherlich noch in kommenden Generationen reden. Wie eine Amazone der Antike tauchte Bertie hinter Arlo im schmalen Korridor auf. Ohne ein Wort zu sagen, holte die stämmige Amme mit dem Arm weit aus und versetzte Arlo einen Schlag, der ihn von den Füßen riss und gegen die Wand schleuderte, an der er wie ein Häufchen Elend bewusstlos in sich zusammensank und liegen blieb.
Bertie schüttelte ihre Hand aus, ihr Grinsen war fast so breit wie der Ärmelkanal. »Ich glaube, das wollte ich schon seit vielen Jahren tun.«
Cabal grinste ebenfalls und drängte den jetzt kleinlauten Hugh an der großen Halle vorbei und blieb nur so lange stehen, wie nötig war, um ihm das Chaos zu zeigen, das von seiner mächtigen Armee, die sie noch vor wenigen Stunden gewesen war, übrig geblieben war. Gesenkten Hauptes ging Hugh vor Cabal her zum Tor des Turmes.
Als sie sich der offenen Tür näherten, bemerkte Cabal, dass ein merkwürdiges orangefarbenes Licht die Nacht vor dem Turm erhellte, den Burghof füllte und fast bis zu den Stufen zum Turm reichte. Der erstaunlichen Intensität des hellen Glanzes nach schien es, als wäre eines der Nebengebäude während des Kampfes mit Wardeaux’ Wachen in Brand geraten. Cabal brachte Hugh an die Tür, ohne eine Ahnung zu haben, was ihn dort erwartete.
Niemals jedoch hätte er das zu sehen erwartet, was er jetzt
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