Der dunkle Ritter (German Edition)
Aufregung über die bedauerlichen Neuigkeiten, die aus Palästina überbracht wurden. Es tut mir leid, von Lord Garretts Tod zu hören.« Der grauhaarige Captain warf einen tadelnden Blick auf Cabal. »Und ebenso darf ich Ihnen mein Mitgefühl aussprechen, was alles Übrige angeht, Mylady.«
»Also hat schon jeder von den Plänen des Königs für Fallonmour gehört?«, fragte sie.
»Aye, Mylady. Und ebenso von seinen Plänen für Euch«, fügte Sir Miles hinzu. Seine Altmännerstimme klang drohend, offensichtlich besorgt um das Wohlergehen seiner Lady.
»Dann wisst Ihr vermutlich auch, dass König Richard einen seiner Gefolgsmänner geschickt hat. Sir Cabal wird über die Burg wachen, bis ein neuer Lehnsherr eintrifft.« Der Captain nickte und warf Cabal aus schmalen Augen einen Blick zu, der unübersehbar sein Missfallen bekundete. »Sir Miles dient Fallonmour seit vielen Jahren«, sagte Emmalyn zu Cabal. »Er hat sehr große Erfahrung darin, die Burg zu schützen, und die Männer vertrauen ihm und respektieren ihn. Ich bin überzeugt, er wird sich bei der Teilung der Befehlsgewalt für Euch als Segen erweisen, Mylord.«
»Es wird nur einen Captain in dieser Garnison geben, Mylady«, entgegnete Cabal in der Absicht, jedem Gedanken an eine geteilte Befehlsgewalt einen Dämpfer aufzusetzen – und jeden Gedanken an bisherige Allianzen zwischen den Wachen und ihrer geliebten Lady zu verbannen. »Und nach Beschluss des Königs bin ich dieser Mann.«
Cabal war nicht sicher, wer von den beiden empörter darüber war, seine Autorität aufgeben zu müssen; sowohl die Lady als auch ihr alter Wachsoldat starrten ihn aufgebracht an. Sir Miles gab unter Cabals entschlossenem Blick rasch nach, indem er ein plötzliches Interesse für seine Stiefel entwickelte, aber Lady Emmalyn zuckte mit keiner Wimper.
»Sir Miles, ruft alle Männer zusammen«, befahl Cabal. »Ich werde gleich dazukommen, um das Wort an sie zu richten.« Der abgesetzte Captain warf seiner Lady einen fragenden Blick zu und zögerte, als wartete er auf ihre Bestätigung für dieses neue Arrangement. »Und tut dies umgehend, Sir Miles.«
Nachdem sich der Ritter außer Hörweite begeben hatte, um den Befehl auszuführen, wandte sich Lady Emmalyn an Cabal. »War es wirklich nötig, ihm gegenüber so despektierlich zu sein?« Sie hielt seinem Blick mit einer Zähigkeit stand, die Cabal langsam ebenso zu schätzen lernte, wie sie ihn ärgerte, während Lady Emmalyn die Arme verschränkte und ihn vorwurfsvoll anfunkelte. »Sir Miles ist ein stolzer Mann, Mylord. Wenn er sich für meine Belange einsetzt, dann nur, weil ihm Fallonmours Interessen am Herzen liegen –«
»Und mir die des Königs.«
Ihr zierliches Kinn schob sich bei seinem direkten Hinweis auf das Dekret vor, und zornige Röte färbte ihre Wangen. Cabal erwartete eine heftige Reaktion, wurde aber davon überrascht, dass sich ihr Blick veränderte und sie stattdessen fast traurig wirkte. »Mylord, ich erkenne an, dass Eure Pflicht Euch an den König bindet, und ich verstehe auch, dass Ihr Euch wenig um das schert, was mit mir oder dieser Burg geschieht. Wenn Eure Mission erfüllt ist, werdet Ihr zu dem Leben zurückkehren, das Ihr zurückgelassen habt, und wir werden alle schnell vergessen sein. Aber während Ihr hier seid, möchte ich Euch doch bitten, achtsam mit den Leuten umzugehen. Es sind gute Menschen, sie arbeiten hart und sind treu ergeben. Vielleicht bedeutet Euch das nichts, aber für mich zählt es. Für mich zählen sie.«
Emmalyn wartete auf seine Antwort und sah ihn lange an, als suche sie nach einer Spur von Mitgefühl in seinen Augen. Verrückte Idee; er besaß keines. Cabal vermutete, dass sie das bald genug begreifen würde. »Eure Bedenken sind gehört worden, Mylady«, entgegnete er, wobei er absichtlich eine klare Antwort vermied. »Und jetzt, wenn Ihr nichts dagegen habt, muss ich mich der Garnison zuwenden.«
Er spürte ihren wütenden Blick in seinem Rücken, als er auf dem Absatz kehrtmachte und auf die Ritter zuging, die sich in der Nähe der Mauer versammelt hatten. Er hörte noch Lady Emmalyns zorniges Schnauben, während sie sich abwandte und zum Turm zurückging. Es war ein sehr deutlicher Hinweis der Missachtung seiner Person. Sie würde ihn verachten, wusste Cabal, und zwar mehr und mehr mit jeder Stunde, die er hier war. Der Gedanke hätte ihn nicht im Mindesten beunruhigen dürfen; schließlich war er nicht hergekommen, um die Bewunderung der Witwe zu erlangen.
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