Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der dunkle Ritter (German Edition)

Der dunkle Ritter (German Edition)

Titel: Der dunkle Ritter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
Vom Netzwerk:
zur Zeit der Morgendämmerung. Trotz seiner Neugier, das Ausmaß von Lady Emmalyns Trauer über den Tod ihres Mannes herauszufinden, kam Cabal zu der Überzeugung, dass es nach dem Zusammentreffen in der vergangenen Nacht das Beste war, Distanz zu wahren. Er beschäftigte sich auf dem Burghof damit, sich im Schwertkampf zu üben, und war froh, nicht unter den Trauernden zu sein, die sich auf den Weg zur Kapelle gemacht hatten.
    Cabal wusste, dass sich Ärger zusammenbraute, als er die Ritter von Fallonmour auf sich zukommen sah. Die Männer grinsten selbstgefällig, während sie sich ihm näherten. In ihrer Mitte befand sich ein schlaksiger Bauernjunge, der äußerst verloren aussah und ziemlich erschrocken darüber wirkte, zu ihm gebracht zu werden.
    »Was ist los, Taggart?«, fragte Cabal den Ritter an der Spitze der Schar, einen Riesen von einem Mann, dessen Körperumfang größer war als die Kraft seiner Muskeln.
    »Wenn ich mich recht erinnere, habt Ihr uns gesagt, wir sollen jeden Mann vom Feld herbringen, damit Ihr einen kampftauglichen Krieger aus ihm macht, oder habt Ihr das nicht gesagt?«
    Cabal sah die Herausforderung in den Augen der Männer funkeln und gab es ihm mit gleicher Münze zurück. »Das habe ich gesagt.«
    »Nun, hier ist er. Euer erster Bauernschüler, bereit, zum Ritter geschlagen zu werden.«
    Grienend traten die Soldaten zur Seite, und Cabals Blick fiel auf einen mageren Burschen in schmutzbespritztem, schlichtem Gewand. Der junge Mann riss sich eine Mütze aus mottenzerfressener Wolle vom Kopf und begann nervös, sie in seinen Fäusten zu kneten. Dabei schaute er unablässig zu Boden.
    Taggart lachte, seine Stimme dröhnte vor Heiterkeit. »Unser Pete ist nicht der stärkste Mann auf den Feldern von Fallonmour, das kann ich garantieren.«
    »Und besonders klug ist er auch nicht«, fügte ein anderer Ritter lachend hinzu.
    Der Bauernjunge hob den Kopf und schaute ängstlich von Cabal zu den Rittern, die ihn umstanden. Offensichtlich begriff er kein Wort von dem, was sie sagten. Seine Kehle bebte. Dann fuhr er damit fort, seine Mütze zu kneten, und sein Blick war wieder auf seine schlammverkrusteten abgetragenen Schuhe gerichtet.
    »Bist du Knecht, Junge?«, fragte Cabal ihn in der englischen Sprache der Gemeinen. »Ein Schnitter vielleicht?«
    »Pflücker, Mylord.«
    Cabal nickte. Er war nicht allzu verärgert darüber, was ihm da durch Taggart und die Männer ans Bein gebunden wurde. Da die Pflücker im Allgemeinen für eine Vielzahl von Arbeiten im Dorf und auf den Feldern eingesetzt wurden, würde sich vielleicht auch dieser junge Mann als wendig und geschickt, wenn nicht gar beherzt erweisen. »Wie alt bist du, Pete?«
    »Siebzehn seit dem Frühjahr, Mylord.«
    Taggart räusperte sich während des kurzen Wortwechsels, offensichtlich wartete er auf eine Kampfansage. »Wenn ich mich recht erinnere, Mylord, habt Ihr nichts über Verstand oder Muskeln gesagt –«
    »Nein, das habe ich nicht«, stimmte Cabal ihm zu. »Ich sagte, jeder Mann, Taggart.«
    »Vielleicht habt Ihr übereilt gesprochen?«
    »Im Gegenteil. Gebt mir eine kurze Weile mit Pete, und ich bin überzeugt, er wird sich als hervorragender Kämpfer erweisen. Ganz gewiss als ein besserer, als Ihr es seid.«
    Einige der Ritter protestierten in deutlichem Erstaunen. Taggart selbst schien über die Beleidigung zu empört zu sein, um antworten zu können. Er stand mit geballten Fäusten da, und sein Kopf hatte eine ungesunde violette Farbe von seinem mit Sommersprossen übersäten kahlen Schädel bis zu seinen bebenden dicken Wangen angenommen.
    »Ihr wollt eine Wette, Sir Cabal, dann soll es so sein«, sagte er schließlich. Seine Stimme klang angespannt angesichts der erlittenen Kränkung. »Übt mit diesem Idioten so gut Ihr könnt, und am Ende der Woche werden wir in der Tat sehen, wer der Bessere ist.«
    »In zwei Tagen«, berichtigte Cabal ihn.
    Taggart starrte ihn an, als hätte er den Verstand verloren. »Zwei Tage, um diesem Dummkopf beizubringen, eine Klinge zu führen?«
    »Zwei Tage, um ihn zu einem besseren Kämpfer, als Ihr es seid, zu machen.«
    »Also gut«, knurrte der Ritter. »Aber bedenkt, Mylord – wenn ich kämpfe, dann kämpfe ich bis zum Ende.«
    Cabal zog unbeeindruckt die Schultern hoch und zuckte mit keiner Wimper, als Taggart sich den anderen wieder anschloss und sie sich auf den Weg machten, um im Turm das Morgenmahl einzunehmen. Taggart blieb im Schatten des Außengangs stehen und schaute noch

Weitere Kostenlose Bücher