Der dunkle Ritter (German Edition)
in die Luft zu heben und es mit festem Schlag in einen dicken Eichenholzblock zu graben.
»Ich fürchte, der Kampf zwischen Pete und Taggart ist ein zweischneidiges Unterfangen, Sir Cabal«, sagte Miles nach einiger Überlegung. »Wenn Pete den Kampf verliert, wird das Eure Arbeit mit den anderen nur umso schwieriger machen.«
Cabal wollte den alten Captain fragen, ob er je die alte Geschichte von David und Goliath gehört habe, doch in diesem Augenblick trat Lady Emmalyn aus der Kapelle in das helle Sonnenlicht auf dem Hof. Sie schaute zu den übenden Rittern hinüber und wandte rasch ihren Blick ab, als sie Cabals Augen begegnete. Ihre gestrafften Schultern und ihre raschen Schritte verliehen ihr den Ausdruck von Eile, als sie zu den Ställen ging.
Vage nahm Cabal wahr, dass Taggart jetzt seine Übungen beendet hatte und auf ihn zukam. Er sagte etwas, vermutlich machte er irgendeine spöttische Bemerkung, aber Cabal zollte seinen Worten wenig Aufmerksamkeit. Stattdessen beobachtete er, wie Lady Emmalyn einen grauen Zelter aus dem Stall führte, aufstieg und in Richtung Dorf davonritt.
Miles neben ihm kicherte. »Was sagt Ihr dazu, Sir Cabal?«
Cabal sah die beiden Männer an, ohne seinen plötzlichen Mangel an Interesse zu verbergen.
»Ich sagte gerade«, wiederholte Taggart, »dass König Richard vielleicht das Heilige Grab für die Christenheit zurückerobert und es nicht schändlich an Saladins Heidenarmee verloren hätte, wäre ich mit nach Palästina gezogen.«
»Vielleicht«, entgegnete Cabal mit einem gleichmütigen Achselzucken. »Ich muss zugeben, dass Ihr hier ausgezeichnete Manöver gezeigt habt, Taggart, wirklich ausgezeichnet.«
Der große Ritter strahlte vor Selbstgefälligkeit. Miles schien ebenfalls davon angetan zu sein, auch wenn seine kluge Miene Cabal verriet, dass er gegenüber einem so leicht gewonnenen Lob misstrauisch war. Cabal grinste, dann schlug er Taggart auf die Schulter. »Wobei ich allerdings meine, dass der eigentliche Trick darin bestehen müsste, die Ungläubigen davon zu überzeugen, lange genug für Euch stillzuhalten, um sich von Euch zerhacken zu lassen.«
Taggart stieß einen Fluch aus, den Cabal jedoch nicht zur Kenntnis nahm. Denn er überquerte bereits den Hof und war auf dem Weg zu verlockenderen Beschäftigungen.
Erleichtert darüber, dass die Messe vorüber war, und voller Vorfreude auf ihre Arbeit ritt Emmalyn ins Dorf hinunter und schlug sofort den Weg zur Wollscheune ein. Dort traf sie auf Martin – er war Dorfvogt und Schafscherer in einer Person – und seine Familie, die bereits damit beschäftigt waren, die geschorene Wolle zu reinigen und zu Ballen zu pressen. Während Martin und seine Frau Lucille die Vliese ausbreiteten und zusammenrollten, saß ihre junge Tochter Lucy – unverheiratet und seit dem vergangenen Monat Mutter – auf einer schmalen Bank mit einem Korb gewaschener Wolle zu ihren Füßen. Ihr kleines Baby lag eingewickelt in einer Decke neben ihr im Heu.
»Ihr drei seid aber schon früh bei der Arbeit«, bemerkte Emmalyn nach der Begrüßung leichthin. Sie klopfte auf eines der vielen Wollbündel, die entlang einer der Wände der kleinen Scheune aufgestapelt lagen. »Martin, ich dachte, wir hätten uns gestern darauf geeinigt, dass ich bei der Wolle mithelfen würde.«
»Aye, Mylady, aber Ihr wart in der Kapelle, und ich hielt es für klug, gleich mit der Arbeit anzufangen, damit wir bis heute Abend alles fertig und weggearbeitet haben. Ergibt doch keinen Sinn, es hier noch länger liegen zu lassen, würde ich meinen.«
Martin schien nervös zu sein und sich Sorgen über die sichere Verwahrung der Wolle zu machen, aber Emmalyn tat das mit einem Achselzucken ab. Besonders weil ihr auffiel, dass Martins Tochter bei ihrer Arbeit kaum die Augen offen halten konnte. Ihr kleiner Sohn hatte angefangen zu greinen, doch Lucy fiel vor Müdigkeit das Kinn auf die Brust.
»Martin, wie kannst du dieses arme Mädchen zur Arbeit verpflichten, wenn sie offensichtlich völlig übermüdet ist?«
Der Scherer warf über die Schulter einen Blick auf seine Tochter, die jetzt zwar wach war, aber darum kämpfen musste, es auch zu bleiben. »Es geht ihr gut, Mylady. Lucy wird sich nicht über ein bisschen Arbeit beklagen.«
»Nein, das wird sie nicht, Martin, aber sieh dir das arme Ding doch an. Sie sollte zu Hause sein und sich ausruhen. Sie fällt fast um vor Müdigkeit.«
Emmalyn setzte sich neben Lucy und griff nach ihrer Hand. Die Tochter des
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