Der dunkle Ritter (German Edition)
wann ich den nächsten Schlag führen werde.«
»Mylord, bitte –«
Ein weiterer Hieb und eine weitere Abwehr. Cabal schwang seine Klinge gegen den Jungen, wieder und wieder, und stellte erfreut fest, dass Pete in der Lage war, fast jeden Angriff abzuwehren.
»Und jetzt attackierst du mich, Pete.«
Der Junge sah ihn verwirrt an und machte keine Anstalten, die Klinge gegen Cabal zu richten. »Mylord, bitte! Das kann ich nicht!«
»Tu es.«
Pete schluckte hart, dann nahm er die Waffe in beide Hände und wechselte von einem Fuß auf den anderen. »Also gut«, sagte er, »wenn ich es muss.«
Er hob das Schwert und führte es in einem ungeschickten ungestümen Bogen, der die Luft mit dem Zischen und Sausen von geschärftem, todbringendem Stahl in einer Abwärtsbewegung durchschnitt. Cabal wehrte die Klinge mit der Breitseite seines Schwertes ab, und die Wucht des Aufeinanderprallens schlug Pete die Waffe aus den Händen. Cabal drang ohne Unterlass weiter vor, sein Schwert zum Schlag erhoben, und stellte zufrieden fest, dass Pete sich hastig bückte und seine Waffe rechtzeitig genug aufhob, um den zu erwartenden Schlag abzuwehren.
Als weitere Prüfung für Petes Beherztheit hatte Cabal den Schlag absichtlich mit großer Kraft ausgeführt, doch dieser Versuch brachte nicht gerade das vielversprechendste Ergebnis. Pete taumelte aus der Schlagrichtung der Klinge und landete auf dem Hosenboden. Eher verwirrt als ängstlich sah er zu Cabal hoch.
»W-werdet Ihr mich jetzt töten, Mylord?«
»Nein, Pete.« Cabal schob sein Schwert zurück in die Scheide, dann ergriff er den Jungen an der Hand und zog ihn auf die Füße. »Ich werde einen Soldaten aus dir machen.«
»Einen Soldaten, Mylord? Ihr meint, das hier hat gar nichts zu tun mit dem Dieb –«
Pete schlug die Hand vor den Mund, aber es war zu spät, um das ihm entschlüpfte Wort zurückzunehmen. Das Gesicht des Bauernjungen hatte bereits in dem Moment eine erschreckende Blässe angenommen, den Cabal brauchte, um zu ihm herumzufahren.
»Was für ein Diebstahl?«
»N-nichts, Mylord.«
»Sag es mir, Junge!«
»Oh, verdammt, möge meine Zunge verrotten«, jammerte Pete. »Martin wird mich erwürgen, wenn er erfährt, was ich getan habe.«
»Hast du etwas aus der Burg gestohlen?«
»Nein! Mylord, das würde ich nie tun!«
»Wer also dann? Dieser Bursche namens Martin? Ich warne dich, Pete, ich lasse dir weder Diebstahl noch Unaufrichtigkeit durchgehen.«
»Weder ich noch Martin waren es, die gestohlen haben, Mylord, das schwöre ich!« Pete griff sich in das Haar an seinen Schläfen und zog daran, wobei er jämmerlich stöhnte. »Arlo hat gesagt, dass niemand erfahren darf … «
Cabal packte den Jungen bei den Schultern. »Ich will die ganze Geschichte hören, Pete. Sofort.«
Nach Beendigung des Morgenmahls, als alle Leute zu ihren Pflichten zurückgekehrt waren, fand Cabal sich wieder einmal allein auf dem Burghof wieder. Es war ihm gelungen, eine Menge beunruhigender Geschichten aus Pete herauszubekommen. Der Junge war ins Dorf und an seine Arbeit zurückgegangen, nachdem Cabal ihm aufgetragen hatte, sich später zu einer weiteren Lektion im Schwertkampf wieder in der Burg einzufinden. Cabal war froh, dass er den Jungen weggeschickt hatte, denn als die Ritter Fallonmours aus dem Turm auf den Hof schwärmten, sahen sie aus, als wollten sie erneut Ärger machen.
Ob es ihn einschüchtern oder beeindrucken sollte, vermochte Cabal nicht zu sagen, aber er schaute amüsiert dabei zu, wie Taggart und die anderen Männer sich auf dem Burghof an ihre Schwertkampfübungen machten. Fallonmours zwei Dutzend Wachen mühten sich ab, auf eine Auswahl großer Baumstammstücke einzudreschen, die auf der gegenüberliegenden Seite des Hofes lagen. Aus der Mitte dieses chaotischen Haufens von Ächzen und Fluchen und fliegenden Holzstücken kam Sir Miles zu Cabal geschlendert, der das Treiben beobachtete.
»Ich höre, Taggart hat sich heute Morgen ziemlich aufgespielt?«
Cabal zog gleichmütig die Augenbrauen hoch. »Offensichtlich passt ihm mein Plan nicht, Fallonmours Garnison zu stärken.«
Die beiden Männer sahen zu, wie Petes Herausforderer in seinem übermäßigen Dreinschlagen innehielt, um sich die Stirn zu trocknen. Schweiß strömte über das Gesicht des großen Ritters und tränkte ihm die Tunika im Nacken. Taggarts Leibesfülle ließ seine Bewegungen nach nur einigen wenigen Minuten der Anstrengung langsam werden, aber er schaffte es noch, sein Schwert hoch
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