Der dunkle Ritter (German Edition)
können?«
Als Pete begeistert nickte, flogen ihm Bröckchen von getrocknetem Dreck aus den Haaren.
»Ich denke, ein Bad im Fluss sollte jetzt als Erstes für dich auf der Tagesordnung stehen«, sagte Cabal zu ihm, während er den übel riechenden Jungen vom Hof führte.
Nachdem er dafür gesorgt hatte, dass sein Schüler ein ausgiebiges reinigendes Bad genommen hatte, führte Cabal Pete in den Wald, um dort zwischen wucherndem Unterholz und jungen Bäumen mit ihm an seinen Ausweich- und Angriffstechniken zu arbeiten. Die beiden Männer verbrachten den ganzen Nachmittag mit Kampfübungen, und ehe einer von ihnen es recht bemerkt hatte, war die Stunde der Abendmahlzeit schon vorbeigestrichen.
Als die Sonne zu sinken begann, schickte Cabal Pete heim ins Dorf, während er selbst in den Turm zurückkehrte. Als er am Eingang der Großen Halle vorbeikam, bemerkte er, dass die Tische bereits fortgeräumt und auf dem Boden die Matten für die Nacht ausgebreitet worden waren. Mit dem Entschluss, sich auch zur Ruhe zu begeben, stieg Cabal die Treppe im Herzen des Turmes hinauf. Auf dem ersten Absatz der Treppenflucht blieb er stehen, um eine Magd vorbeizulassen, die Decken und Kissen nach unten in die Halle trug. Sie lächelte ihn verlegen an, als sie vorüberging. Cabal wollte gerade seinen Aufstieg fortzusetzen, als ein Geräusch an sein Ohr drang.
Aus der Richtung des Arbeitsraums am Ende des sich vor ihm auftuenden Ganges waren leise die gedämpften Stimmen von Frauen zu hören, die sich unterhielten, und das unregelmäßige Klackern von hölzernen Spindeln. Obwohl er sich von diesem Bild angezogen fühlte, wenn vielleicht auch nur, um Emmalyn wiederzusehen, verdrängte Cabal den Wunsch, in das Zimmer zu gehen. Heute Vormittag im Obstgarten war er zu weit gegangen; vermutlich war er zu anmaßend gewesen, zu grob.
Die Lady jetzt aufzusuchen würde ihn in ihrer Wertschätzung vielleicht noch schlechter dastehen lassen, und es würde ihm die Erfüllung seiner Pflicht gegenüber dem König noch schwerer machen. Seine vorrangigste Sorge sollte der Schutz Fallonmours sein, ein Vorhaben, das wegen der Diebstähle i m Dorf umso schwerer w og. Es war schon schlimm genug, dass er und seine Wach en sich in Kürze Hugh de Wardeaux würden stellen müssen; die Anwesenheit stehlender Herumtreiber war ein zusätzliches Ärgernis, das er wirklich nicht gebrauchen konnte.
Was er auch nicht gebrauchen konnte, war, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, wie er die schöne Lady Emmalyn in sein Bett bekommen konnte.
Und deshalb ging Cabal weiter und folgte der Treppe bis zu seinem Zimmer. Er hoffte, ein paar Stunden dringend benötigten Schlaf zu finden.
Emmalyns Fuß bewegte sich beständig und hielt eifrig mit dem steten Drehen ihres Spinnrockens mit. Sie hatte die vergangene Stunde mit der Amme und zwei Mägden in dem von Kerzen erhellten Frauengemach verbracht. Die vier Frauen verspannen emsig die in Körben liegende vorbereitete Wolle, die sie am Tag zuvor vom Dorf mitgebracht hatte. Mit dem gekämmten Vlies zu arbeiten und zu sehen, wie die Spindeln sich mit dem feinen Faden füllten, bereitete Emmalyn normalerweise große Freude. Heute Abend jedoch fiel es ihr schwer, mit den Gedanken bei der Arbeit zu sein. Ständig schweiften sie ab und kehrten zu der Zeit zurück, die sie am Morgen allein mit Sir Cabal verbracht hatte. Damit sie nicht ständig an den Zwischenfall im Obstgarten denken musste, hörte Emmalyn mit größerem Interesse als sonst zu, als die jungen Mädchen sich aufgeregt über das bevorstehende Fest am Abend des Johannistages unterhielten und Vermutungen über ein mögliches Techtelmechtel während des Festes anstellten.
Die jungen Frauen sprachen von heimlichen Küssen und dem Zauber der Mittsommernächte, davon, im Schutze der Dunkelheit die wahre Liebe zu finden und ausgelassen um das Freudenfeuer im Dorf zu tanzen. Beide spekulierten darüber, wie viele Babys im darauffolgenden Frühling zur Welt kommen und wer ihre Mütter sein würden. Sogar Bertie schien das Geplauder Spaß zu machen.
»Nun, ihr Mädchen«, sagte die alte Amme mit einem Zwinkern in den Augen, »welchen der jungen Männer aus dem Dorf hofft ihr denn am Johannisabend zu umgarnen?«
Beide lachten, als hätten sie darüber schon genau nachgedacht. »Die Dorfburschen kann eine andere haben«, kicherte Bea. »Dieses Jahr gibt es nur einen Mann, von dem ich hoffe, dass er allein am Feuer sitzt.«
»Aye, aber du kannst sicher sein, dass er
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