Der dunkle Ritter (German Edition)
Aufmerksamkeit. »Gibt es heute Morgen irgendeine Veränderung, Thom– oh, Ihr seid es.«
Lady Emmalyn trat näher und blieb vor der Box der Stute stehen. Sie sah Cabal mit gerunzelter Stirn an, als sei sein Streicheln ein gewaltsamer Akt von beträchtlichem Ausmaß. »Wo ist Thomas?«
»In einer dringenden Angelegenheit unterwegs«, erwiderte Cabal und trat zu ihr. »Er wird gleich zurück sein.«
Sie bedachte ihn mit einem spöttischen, missbilligenden Blick. »Dann werde ich später wiederkommen.« Als sie sich zum Gehen wandte, wieherte die Stute und begann, sich in ihrer Box zu bewegen. Lady Emmalyn zögerte, kam zurück, um das Tier mit ihrer sanften Berührung zu beruhigen. »Geht es Minerva gut?«, fragte sie Cabal.
»Ihr Fohlen wächst beständig und brennt darauf, die Welt zu begrüßen«, sagte er, wobei es ihm unmöglich war, nicht von der offensichtlichen Ergebenheit der Lady dem Tier gegenüber berührt zu sein. »Gebt mir Eure Hand«, bat er sie.
Sie warf ihm einen zweifelnden Blick zu, aber er ließ ihr keine Zeit, sich zurückzuziehen. Er nahm Emmalyn an der Hand und führte sie in die Box. Cabal hielt ihrem fragenden Blick stand, als er ihre Hand auf Minervas stark gewölbten Bauch legte und sie dort festhielt. Seine Hand lag leicht auf ihrer.
Sie spürten zur selben Zeit die Bewegung.
»O Gott!«, rief Emmalyn.
Ihr unbeschwertes mädchenhaftes Lachen erfüllte Cabal mit Wärme. Er spürte ein Lächeln von innen heraus in sich aufsteigen, als sie sich umwandte und ihn aus großen staunenden Augen anschaute. Er ließ die Hand auf ihrer liegen und gestattete sich, diesen Augenblick auszukosten, denn genau das tat er. Viel zu sehr für seinen eigenen Seelenfrieden.
»Da war noch ein Tritt!«, sagte sie atemlos und wandte sich wieder Minerva zu, als eine zweite Bewegung unter dem glänzenden Bauchfell der Stute zu fühlen war. »Es wird gewiss ein starkes gesundes Fohlen, nicht wahr, Mylord?«
Cabal nickte. Das Flehen um Bestätigung, das er deutlich aus ihrer Stimme heraushörte, berührte ihn. »Ich schätze, das wird es«, sagte er. »Schließlich fließt das Blut eines königlichen Champions in seinen Adern.« Sie wandte ihm bei dieser Bemerkung den Kopf zu und runzelte fragend die Stirn. »Thomas hat mir etwas über Eure Bekanntschaft mit der Königin erzählt, Mylady.«
Ihre Hand schlüpfte unter seiner fort. »Ich schätze es nicht, dass Ihr mit meinen Leuten tratscht, Sir Cabal.«
Sie trat zur Seite und brachte noch einen zusätzlichen Abstand zwischen sie, als sie zu einem Eimer mit roten Äpfeln trat, der auf dem Boden stand. Sie griff hinein und nahm sich Zeit, den schönsten auszusuchen, fast als wollte sie es hinauszögern, Cabal wieder anzusehen.
Er war ihr gefolgt und hatte sich mit der Schulter gegen den Stützbalken des Stalles gelehnt. Ihre Wachsamkeit zeigte sich ganz deutlich in der starren Haltung ihres Rückens und ihrem Schweigen. »Ich bin nicht Euer Feind, Mylady. Ihr hättet mir von Garrett erzählen können. Ihr hättet mir sagen können, wie er Euch behandelt hat.«
Sie wandte sich ohne zu antworten um und blieb vor Minerva stehen. Noch immer weigerte sie sich, Cabal in die Augen zu sehen. »Soweit ich weiß, Sir Cabal, seid Ihr vom König als Fallonmours Wächter hergeschickt worden, nicht als mein Beichtvater.«
»Ihr vertraut mir noch immer nicht«, erwiderte er erzürnt und stellte nicht wenig überrascht fest, dass es ihn nach ihrer Wertschätzung verlangte.
Statt eines höflichen Widerspruchs zog Emmalyn den Dolch aus der Scheide an ihrem Ledergürtel und teilte den Apfel in zwei Hälften. Sie hielt dem Pferd ein Stück hin, bevor sie Cabal einen vernichtenden Blick zuwarf. »Ich vertraue Menschen aufgrund ihres Handelns, Mylord, nicht ihrer Worte.«
In diesem Augenblick achtete Emmalyn nicht auf das gierige Schnappen des Pferdes und hätte vielleicht mehr als nur den Rest des Apfels verloren, wenn Cabal nicht so schnell reagiert hätte. Er sprang herbei und riss ihre Hand zur Seite, um sie vor dem Biss des Pferdes zu schützen. Der Dolch und die Apfelstücke fielen auf den Boden.
»Bitte«, sagte Lady Emmalyn und entzog ihm so schnell ihre Hand, als hätte sie sich verbrannt. »Sie wollte mich nicht verletzen.«
»Und ich werde das auch nicht tun.«
Cabal war unsicher, warum er dieses Versprechen gegeben hatte, aber wenn er in ihr ihm zugewandtes unschuldiges Gesicht schaute, wusste er, dass er jedes Wort auch so gemeint hatte. Emmalyn schluckte
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