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Der dunkle Ritter (German Edition)

Der dunkle Ritter (German Edition)

Titel: Der dunkle Ritter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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zurück und brachten eine Woge ungezähmter männlicher Aufschneiderei mit, als sie die Große Halle betraten. Die Aufregung um ihre Ankunft lenkte Emmalyns Aufmerksamkeit von ihrer Unterhaltung mit Bertie ab, und ihr Blick fiel sofort auf Cabal. Er ging an der Spitze der hereindrängenden Soldatenschar und musste der ganzen Welt wie ein soeben heimgekehrter siegreicher Held vorkommen. Emmalyn runzelte die Stirn. Cabals schwarzes Haar war vom Wind zerzaust, und seine Wangen waren von den Bartstoppeln eines Tages beschattet. Einer der Männer sagte etwas zu ihm, das ihn zum Lachen brachte – es war ein fröhliches tiefes Lachen, und Emmalyn stellte überrascht fest, dass sie noch nie etwas so Anziehendes gehört hatte.
    Emmalyn kämpfte darum, von der Selbstsicherheit seines Auftretens unbeeindruckt zu bleiben, als er die Ritter über den mit Binsen bestreuten Boden führte. Sie gab vor, nicht zu bemerken, wie seine Muskeln bei jedem Schritt spielten oder dass allein seine Anwesenheit die Aufmerksamkeit von Männern und Frauen gleichermaßen auf sich zog – aus welchem Grund auch immer. Ein unbeherrschbarer, verstohlener Blick durch die Halle hatte ihr bestätigt, dass Jane noch nicht zum Abendessen gekommen war. Gleichermaßen unbeherrschbar, wenngleich sehr viel ärgerlicher nach Emmalyns Dafürhalten, war die Erleichterung, die sie darüber empfand.
    Über den Rand ihres Bechers hinweg beobachtete sie, dass Cabal auf die Estrade zukam. Offensichtlich spürte er ihren Blick, denn er hob den Kopf und sah sie an. Und in dieser Sekunde geschah etwas fast Greifbares zwischen ihnen: das Aufblitzen von Gewissheit, eine stumme Einladung. Das Versprechen von Freuden, die bis jetzt unausgesprochen geblieben waren.
    Allein der Gedanke daran brachte Emmalyn zum Erröten, und sie wandte den Blick ab, als Cabal mit großen Schritten die ganze Länge der Halle durchmaß, um vor ihr stehen zu bleiben. »Guten Abend, Mylady. Amme.«
    Obwohl er sie beide mit derselben Höflichkeit begrüßt hatte, galt sein Lächeln allein Emmalyn. Er setzte sich neben sie an den Herrentisch, als gehörte er dorthin, lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und nahm von dem Pagen, der auf der Estrade bediente, einen Becher Wein entgegen. Er roch nach Buchenholzrauch und Leder und nach der Zeit, die er draußen verbracht hatte, und Emmalyn musste sich zwingen, sich nicht zu ihm zu beugen, um ihn einzuatmen. Sie trank, was von ihrem Wein übrig war, und fragte sich, ob es ihr gelingen würde, während des gesamten Mahles nicht mit ihm zu sprechen.
    Sie hatte fast Erfolg mit ihrem Vorsatz, denn obwohl sie vom selben Brotteller aßen, schwiegen sie während des ersten Ganges, der aus geröstetem Schinken bestand, und bis fast zum Ende des zweiten, einem leichteren Gericht aus Fischeintopf und gekochtem Gemüse. Erst als die Pagen kamen, um den dritten Gang aufzutragen, eine Zusammenstellung von Früchten und verschiedenen Käsesorten, brach Sir Cabal das Schweigen. »Ich hätte meinen Augenzahn dafür verwettet, dass der Koch heute Nachmittag einen Honigkuchen im Ofen hatte.« Er zuckte die Schultern und lachte sie unbeschwert an. »Vielleicht war hier ja der Wunsch der Vater des Gedankens.«
    Emmalyn sah ihn nachdenklich an. »Nein. Der Koch hat tatsächlich einen solchen Kuchen gebacken. Ich habe ihn jedoch gebeten, ihn für mich zur Seite zu tun. Morgen früh werde ich ihn hinunterbringen zu den … ins Dorf.« Das war nur ein Teil der Wahrheit. Sie glaubte nicht, dass er ihre Absicht gutheißen würde, den Kuchen in den Wald zu bringen, weil sie hoffte, den Jungen wiederzusehen. Und aus irgendeinem Grund war sie es leid, Cabals Zorn zu wecken. »Wenn Ihr wollt, kann ich jemanden in die Küche schicken, um ein Stück für Euch zu holen«, schlug sie vor.
    Er hob die Hand und schüttelte den Kopf. »Das ist nicht nötig, ich bin ausreichend gesättigt, Mylady. Außerdem würde ich dem Müller nichts wegnehmen wollen; ich vermute, dass er Eure Aufmerksamkeit mehr verdient als ich.«
    Was um alles in der Welt hat denn der alte Jack damit zu tun?, fragte sich Emmalyn. Sie beugte sich zu Cabal vor und krauste verwirrt die Stirn.
    »Der Müller, Mylady. Ich vermute, der Kuchen ist für ihn gedacht, oder nicht? Als Belohnung für seine Taten, die uns heute Nachmittag auf die Spur der Diebe geführt haben?«
    »Die Diebe?«, wiederholte Emmalyn. »Ich verstehe nicht. Was hat Jack getan?«
    »Wäre er nicht gewesen, ich bezweifle sehr, dass die Männer und ich

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