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Der dunkle Spiegel

Titel: Der dunkle Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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grinste schief, als sie an die süßen Wecken dachte.
    »Er hat dich losgesprochen. Gut zu wissen, Almut. Gut, es zu wissen, wenn der Dominikaner mit den fanatischen Augen wiederkommt. Und das wird er sehr bald tun.«
    »Und ich werde alles tun, um mehr über Jeans Untaten herauszufinden. Wenn wir den wahren Schuldigen finden, hat Bruder Johannes kaum noch eine Handhabe gegen mich, oder?«
    »Verlass dich nicht zu sehr darauf. Aber tu, was du kannst. Ich werde dich decken, soweit es in meiner Macht steht. Aber halte mich bitte auf dem Laufenden.«
    »Gerne, Magda.«
    »Was wirst du als Nächstes unternehmen?«
    »Nachforschen, wer den gepantschten Wein in Auftrag gegeben hat.«
    »Um Himmels willen, wie willst du das denn herausfinden?«
    »Vielleicht fragst du jetzt besser nicht weiter, es könnte dein Gewissen belasten, Magda!«
    »Almut?«
    »Schon gut. Ich treffe mich mit einer Frau, der ich vorgestern aus einer Bedrängnis geholfen habe.«
    »Etwa mit dem unkeuschen Weib, über das diese dicke Magd deiner Mutter bei dem Gewitter ständig herumknurrte? Sie schien sie für das Unwetter und auch alle sonstige Unbill verantwortlich zu machen. Sei vorsichtig, Almut. Geh nicht alleine!« Magda sah sie streng an. »Aber nimm auch keine der Beginen mit. Trine soll dich begleiten!«
    »Gerne. Sie hat eine gute Beobachtungsgabe, die Kleine.«
    »Hat sie das? Ich bin immer wieder erstaunt, wie du und Elsa euch mit ihr verständigt.«
    »Das ist gar nicht so schwer. Wir haben uns ein paar Zeichen angewöhnt – mit den Händen. Und sie kann den Ausdruck der Gesichter sehr gut deuten.«
    »Nun, dann versuche dein Glück, Almut.«
    Magda stand auf, und Almut war entlassen.
    Trine freute sich, als sie erfuhr, dass sie Almut begleiten sollte. Elsa, die sich inzwischen wieder einigermaßen beruhigt hatte, war zwar etwas ungehalten, dass ihr die Gehilfin entzogen wurde, wagte aber nicht, sich gegen Magdas Wunsch aufzulehnen. Dennoch redete sie kaum mit Almut, sondern sah sie nur mit seltsam misstrauischem Blick an. Almut nahm sich vor, bei ihrer Rückkehr ein paar besänftigende Worte mit ihr zu wechseln. Dann machte sie sich mit dem taubstummen Mädchen an ihrer Seite auf den Weg zu dem Friedhof, in den sie sich vor zwei Tagen mit Aziza gerettet hatte. Sie waren ganz alleine in dem kleinen, von einer Mauer umgebenen Areal. Trine begutachtete die moosigen Grabsteine, strich mit dem Finger über Kreuze und Gravuren und sah Almut fragend an. Die aber fand sich außer Stande, ihr die Symbole und Inschriften der Grabstätten fremder Menschen zu erklären.
    »Na, Schwester? In stiller Trauer?«
    Diese Frage war leichter zu beantworten.
    »Zum Glück nicht. Aziza, schön, dass Ihr gekommen seid!«
    »Ach, ich bin zufällig hier vorbeispaziert!«
    »Natürlich!« Almut betrachtete die junge Frau, die diesmal einen pfauenblauen Surkot trug, unter dem die langen Ärmel eines lichtblauen, eng geschnürten Untergewandes heraushingen. Über ihr mit einem silbernen Netz eingefangenes Haar hatte sie einen losen, durchscheinend blauen Schleier mit golddurchwebter Borte gelegt. Mit einer eleganten Handbewegung raffte sie das Obergewand und zeigte damit noch mehr des zarten Unterkleides.
    »Müssen wir hier stehen bleiben? Ist das eine Eurer strengeren Bußübungen?«
    »Wir können uns auch gerne niedersetzen. Dieses Mäuerchen sieht passend aus, sofern Ihr nicht um Euer schönes Kleid fürchtet.«
    »Neidisch, Schwester?«
    »Nein, erleichtert, mich darum nicht kümmern zu müssen.«
    »Wie wahr! Dieses grobe graue Zeug überdauert wohl die Ewigkeit. Recht passend, um sich damit auf die Friedhofsmauer zu setzen.«
    Sie ließen sich nieder, und Almut suchte nach einer Einleitung. Aziza brach nach kurzer Zeit ihr Schweigen und half ihr mit einem kleinen Lächeln.
    »Die Vorzüge der neuesten Beginen-Moden wolltet Ihr aber sicher nicht mit mir erörtern, Schwester. Der Pitter hat eine ziemlich freche Botschaft überbracht, die ich Euren keuschen Ohren lieber nicht zumute. Aber sie hörte sich nichtsdestotrotz dringlich an.«
    »In der Tat, sie ist auch dringend. Wie soll ich anfangen?«
    »Mit dem Schlimmsten zuerst.«
    »Gut. Mir sitzt der Inquisitor Johannes Deubelbeiß im Nacken.«
    »Oh! Dass den doch der Deubel beiß! …Entschuldigung! Das ist ja noch schlimmer als das Schlimmste. Was habt Ihr angestellt? Eine schwarze Messe gehalten?«
    »Er beschuldigt mich unter anderem, einen Mord begangen zu haben.«
    »Und, habt Ihr?«
    »Nein, aber

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