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Der dunkle Spiegel

Titel: Der dunkle Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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jemand hat, und um herauszufinden, wer, brauche ich Eure Hilfe.«
    »Wie kommt Ihr eigentlich darauf, dass ich sie Euch bereitwillig zur Verfügung stelle?«
    »Ich hatte es gehofft, Aziza. Aber wenn Ihr bezahlt werden wollt, können wir auch darüber sprechen.«
    »Ihr haltet mich für eine käufliche Frau?«
    Aziza hatte es geschafft, dass Almut sich vor Verlegenheit wand, und beobachtete sie mit distanziertem Interesse.
    Trine, die das aus einigen Schritten Abstand beobachtet hatte, kam näher und nestelte dabei an dem Beutel an ihrem Gürtel. Als sie bei Almut stand, zog sie eine der Phiolen aus zartem venezianischem Glas hervor und reichte sie der Begine. Ein kleines Lächeln stahl sich in deren Augen, als sie Aziza das zierliche Gefäß offerierte. Die zögerte zunächst, nahm es dann aber in die Hand und begutachtete es.
    »Was ist das?«
    Trine machte die Bewegung des Entkorkens und wedelte mit der Hand zur Nase.
    »Kann das Kind nicht sprechen?«
    »Nein, und auch nicht hören. Aber wie Ihr seht, kann es sich verständigen.«
    »In der Tat.«
    Aziza öffnete das Glasfläschchen und schnupperte daran. Dabei wurden ihre schönen dunkel umrahmten Augen immer größer.
    »Liebe Schwester, ich bin zwar nicht käuflich, aber ich bin leider durchaus verführbar!«
    Ihr Lächeln erweckte in Almut den Eindruck, dass die aktive Seite der Verführung gewiss in vielen Fällen bei Aziza lag.
    »Was kann ich für Euch tun?«, fragte sie schließlich, als sie das Fläschchen sorgsam in dem Kästchen an ihrem Gürtel verstaut hatte.
    »Zunächst ein paar Fragen beantworten.«
    »Dann fragt.«
    »Habt Ihr in den letzten Wochen Gerüchte über gepantschten Wein aus Burgund gehört oder gar selbst welchen erhalten?«
    »Ihr seid niedlich! Wie kommt Ihr darauf, dass ich mir Burgunderwein leisten kann?«
    »Ihr oder andere Eurer Bekanntschaft!«
    »Na, wolltet Ihr nicht Freier sagen?«, grinste Aziza.
    »Nein.«
    »Ich habe nichts über gepantschten Wein gehört. Damit kann ich Euch nicht weiterhelfen. Ist das eine sehr wichtige Frage?«
    »Eine der wichtigsten, denn sie könnte mich auf die Spur des Mörders bringen. Der Junge, der gestorben ist, hat in irgendjemandes Auftrag Wein gepantscht. Ich vermute, derjenige, der ihn dazu gezwungen, überredet oder gedungen hat, wollte ihn aus dem Weg schaffen.«
    »Mh, warum sollte er? Damit hätte er doch einen willigen Handlanger verloren?«
    »Möglicherweise war er nicht mehr willig.«
    »Denkbar. Lasst mich überlegen. Da spinnt sich so ein Fädchen in meinem Kopf zusammen.«
    Aziza schwieg eine Weile und spielte dabei mit einer Margerite, die an dem Mäuerchen wuchs. Trine, die einen Erkundungsgang über den Friedhof gemacht hatte, kam mit einer Schürze voller Blumen zurück, setzte sich zu ihren Füßen ins Gras und begann, einen Kranz zu flechten.
    »Hört, Schwester, es ist etwas anderes, was mir in der letzten Zeit aufgefallen ist. Eher das Umgekehrte zu dem, was Ihr hören wollt.«
    »Wie meint Ihr das?«
    »Guter Wein, der an Stellen auftaucht, wo man ihn nicht erwartet.«
    »Oh. An welchen Stellen?«
    »Darüber möchte ich erst einmal nichts sagen. Aber es gibt zumindest eine Schenke, in der bestimmten Leuten schwerer, dunkler Rotwein gereicht wird, wenn sie dem Wirt einen Wink geben. Könnte Euch das helfen?«
    »Das würde bedeuten, dass nicht minderwertiger Wein für teuren ausgegeben wurde, sondern dass der gute Wein an jene geliefert wurde, die ansonsten nur billige Sorten erhalten. Dazu müsste der Wein ausgetauscht worden sein, oder?«
    »Der Wein oder die Fässer selbst!«
    »Das macht einen Sinn, Aziza.« Almut dachte an die Schilderung ihres kleinen Stiefbruders, der das Gerumpel im Lagerhaus de Lipas gehört hatte. »Der Wirt jener Schenke weiß, von wem er den Wein bekommt. Oder er ist sogar der Auftraggeber für diesen Schwindel.«
    »Zuzutrauen ist es ihm. Aber wie wollt Ihr es ihm nachweisen?«
    »Keine Ahnung. Ich muss darüber nachdenken. Könnt Ihr mir nicht doch sagen, um welche Schenke es sich handelt?«
    »Es ist nicht eigentlich eine Schenke.«
    »Nein? Ist es gar ein schlimmerer Ort, Aziza?«
    »Schwester, Ihr könnt ja richtiggehend anzüglich dreinschauen! Habt Ihr etwa Hintergedanken?«
    »Nun, Ihr ziert Euch…«
    »Ich bin mir nicht sicher, wie weit Ihr die Wahrheit vertragt.«
    »Versucht es allemal. Das Wissen, dass die Welt sündig ist, hat sich bis in unser stilles Leben herumgesprochen.«
    »Erstaunlich. Nun, der Weinausschank wird von

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