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Der dunkle Thron

Der dunkle Thron

Titel: Der dunkle Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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lieber zweimal vergewissern, dass der Riegel verschlossen ist, Cousin, falls du all der Reize deiner Gemahlin zum Trotz doch einmal schwach werden solltest.«
    »Miststück«, raunte Nick vor sich hin.
    Louise bedachte ihn mit einem spöttischen, hasserfüllten Lächeln. »Deine Gemahlin hat die ritterliche Noblesse meines Stiefbruders geweckt, George. Ich wusste nie, dass so etwas in ihm steckt. Wenn es also so ist, dass sie seine schöneren Gefühle zum Vorschein bringt, sollten Lady Rochford und ich vielleicht die Plätze tauschen.«
    Ein silberheller Trompetenstoß machte dem Geplänkel auf Lady Rochfords Kosten ein Ende. Nick war erleichtert, bis der Herold die Liste mit den Namen der Männer verlas, die vor die hohe Tafel treten sollten.
    »Alsdann, Nicholas«, raunte Louise. »Ich bin neugierig, ob du deinen großen Auftritt nutzen wirst, um beim König für das Geburtsrecht deiner Prinzessin einzutreten, wo du dich doch sonst immer so gern zu Marys Ritter ohne Furcht und Tadel aufspielst.«
    Sie hatte laut genug gesprochen, dass Boleyn und seine Gemahlin sie hörten, die Nick nun erwartungsgemäß mit befremdeten Blicken bedachten.
    Er stand wortlos auf, trat nach vorn und konzentrierte sich darauf, den Kopf hochzuhalten. Ihm hatte vor diesem Moment gegraut. Jetzt, da er gekommen war, fühlte Nick sich noch schlimmer, als er für möglich gehalten hätte. Aber er wollte verdammt sein, wenn irgendwer ihm das ansehen konnte.
    Elf weitere Männer, die alle ungefähr in seinem Alter waren und von denen er keinen einzigen kannte, traten mit ihm vor die hohe Tafel. Sie verneigten sich vor Henry und seiner Gemahlin.
    Der König ließ den Blick über das Dutzend junger Männer schweifen, und offenbar fand er Gefallen an dem, was er sah, denn er lächelte. Er war korpulenter geworden, seit Nick ihn zuletzt gesehen hatte, aber immer noch stattlich anzusehen, und er machte eine gute Figur in seinem eleganten flachen Barett und dem Brokatgewand mit den bauschigen Ärmeln. Unter dem Kragen des Wamses schaute das Hemd hervor, wie es derzeit anscheinend Mode war. Es war am Hals eng gefältelt und wurde von einem juwelenbesetzten Goldreif gerafft, der unterhalb des Adamsapfels saß. Nick fragte sich, ob solch ein Reif dem König kein Engegefühl verursachte. Und dann fragte er sich, ob Königin Catalina das feine Hemd genäht hatte.
    Besser, du nimmst dich zusammen, Waringham , schärfte er sich ein.
    König Henry erhob sich und umrundete die hohe Tafel. Ein fast unmerkliches Hinken hemmte seinen Schritt. Die Hände auf dem Rücken verschränkt, ging er die Reihe der jungen Männer entlang und fragte die, welche er nicht erkannte, nach ihren Namen. Nick schaute er für einen Lidschlag in die Augen, und etwas Eigenartiges spielte sich auf seinem Gesicht ab. Ein Lächeln begann sich darauf abzumalen, dann verschwand es wie weggewischt, als habe der König sich plötzlich daran erinnert, dass seine Freundschaft zum Hause Waringham lange verloschen war, und seine Züge wurden hart.
    »Kniet nieder, Gentlemen«, forderte er sie auf.
    Nebeneinander sanken die zwölf jungen Männer auf die Knie, und in der Halle wurde es still. Dann zog Henry das vergoldete, mit großen Juwelen besetzte Schwert, das noch nie einen Tropfen Blut gesehen hatte, weil es allein zeremoniellen Zwecken diente, und berührte den ersten Kandidaten damit auf der linken Schulter. »Erhebt Euch, Sir John.«
    Mit einem strahlenden Lächeln kam der junge Ritter auf die Füße, aber der König schloss ihn nicht in die Arme, wie es früher einmal üblich gewesen war, sondern ging schon weiter zum nächsten. »Erhebt Euch, Sir William … Sir Geoffrey …«
    Als Nick die feinen Halbschuhe mit den goldenen Schnallen vor sich auftauchen sah, hob er den Blick. Zufall oder Absicht, das Schwert landete mit genügend Wucht auf seiner Schulter, dass er um ein Haar zusammengezuckt wäre.
    »Erhebt Euch, Sir Nicholas.«
    Nick kam auf die Füße und verneigte sich.
    »Lasst Uns die Gelegenheit nutzen, Euch in den Rang aufzunehmen, der Euer Geburtsrecht und Eure Vasallenpflicht ist.« Ohne hinzusehen, streckte der König die Linke aus, und einer der Herolde legte eine schwarze, goldverzierte Samtkappe hinein. Geschickt setzte Henry dem Earl of Waringham die Ehrenkappe auf das gesenkte Haupt. Dann streckte er die Rechte aus, und ein zweiter Herold nahm ihm die vergoldete Klinge ab und überreichte ihm stattdessen das Gehänge mit dem alten Waringham-Schwert. Nick musste für

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