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Der dunkle Thron

Der dunkle Thron

Titel: Der dunkle Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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ihnen treu zu bleiben? Was all die großen Taten seiner Vorfahren, wenn sie genau hierher geführt hatten?
    Er hatte noch keine einzige Antwort auf all seine Fragen gefunden, als die Tür sich öffnete und Polly eintrat. Sie hielt Eleanor auf dem Arm. Das Kind schlief, hatte den Kopf an die Schulter seiner Mutter gebettet und den linken Daumen im Mund.
    Als Polly ihren Mann am Tisch entdeckte, wandte sie sich um und sagte: »Er ist hier.«
    Während sie Eleanor aufs Bett legte, trat Madog über die Schwelle, nickte seinem Cousin ernst zu und schloss die Tür.
    »Was tust du hier?«, fragte Nick verwundert. »Wieso bist du nicht beim Essen?«
    »Das gleiche könnte ich dich fragen«, gab Madog zurück, setzte sich ihm gegenüber und stellte ab, was er in Händen gehalten hatte: einen halben Brotlaib und einen Zinnkrug mit Ale.
    Polly fand ein paar Becher in der Truhe, brachte sie zum Tisch und nahm auf dem verbliebenen Schemel Platz. »Die Prinzessin ist krank, Nick«, berichtete sie.
    »Krank?«, wiederholte er erschrocken. »Was fehlt ihr?«
    Es war Madog, der antwortete: »Ich bin nicht sicher. Hohes Fieber, erzählt meine Hofdame, grauenvolle Schmerzen, meine kleine Kammerzofe. Und beide sagen, Mary behält nicht einmal Wasser bei sich.«
    Nick war es mit einem Mal, als könne er nicht mehr richtig atmen. »Sie vergiften sie.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Madog, mach die Augen auf. Sie vergiften sie!«
    »Schsch«, warnte Polly. »Man könnte dich draußen hören.«
    Er nickte unwillig und senkte die Stimme. »Ihr wisst doch, was Cromwell zu Shelton gesagt hat.«
    »Es war nichts weiter als eine vage Drohung«, entgegnete Madog. »Und er hat auch gesagt, Shelton solle zusehen, dass sie den Eid schwört. Das ist erst eine Woche her. Wieso sollte Cromwell plötzlich so ungeduldig werden? Mary ist König Henrys Tochter und als Braut auf dem Kontinent ein politisches Instrument von hohem Wert. Das würde Cromwell niemals leichtfertig verspielen.«
    »Und was, wenn du dich irrst?«, konterte Nick – leise, aber eindringlich. »Verflucht noch mal, sie ist deine Cousine, Madog. Was, wenn dein Optimismus dich trügt und du ihr Leben damit aufs Spiel setzt?«
    »Und was genau sollen wir deiner Meinung nach stattdessen tun?«
    »Wir müssen sie da rausholen. Heute noch. Jetzt .«
    Madog und Polly wechselten einen beredten Blick. Plötzlich ging Nick ein Licht auf. Es war kein Zufall, dass Madog mit hergekommen war. Polly hatte ihn als Verstärkung angeheuert, um ihrem Mann die beunruhigenden Nachrichten zu überbringen und ihn daran zu hindern, zu tun, was getan werden musste.
    »Madog …«, beschwor Nick seinen Cousin.
    Der schüttelte langsam den Kopf.
    »Schön. Dann tu ich es eben allein.«
    Madog stand ohne Hast auf. »Nein, Nick. Das wirst du nicht tun.« Er lehnte sich mit dem Rücken an die Tür und verschränkte scheinbar gelassen die Arme vor der breiten Brust.
    Wütend sah Nick von ihm zu Polly und wieder zurück. »Und wie gedenkt ihr mich zu hindern?«, erkundigte er sich. Sein höflicher Tonfall war eine unmissverständliche Drohung.
    »Ich werde an deinen Verstand appellieren. Und an deine Vernunft. Ich muss allerdings damit rechnen, dass das nichts nützen wird, weil beide dir gelegentlich abhanden kommen, sobald es um die Prinzessin geht. Darum bin ich darauf gewappnet, mich mit dir zu schlagen.«
    »Wenn du da nur keine böse Überraschung erlebst …«, grollte Nick leise und trat einen Schritt auf ihn zu.
    Plötzlich stand Polly zwischen ihnen. »Nick.« Es klang barsch. Wie eine Zurechtweisung. So hatte sie noch niemals zu ihm gesprochen, und er war zu verdattert, um angemessen darauf zu reagieren. Das gab ihr Gelegenheit, fortzufahren: »Du hast nicht den Hauch einer Chance, zu ihr zu gelangen. Zwei Wachen stehen auf dem Korridor zu ihren Gemächern, zwei weitere gleich vor der Tür.«
    Er zuckte bockig die Schultern. »Mit Madogs Hilfe wäre es einfacher gewesen, aber da er sie mir – oder vielmehr der Prinzessin – verweigert, werde ich es eben so versuchen. Sie muss zu einem Arzt, und zwar schnell.«
    »Sie hat den besten Medicus, den es in England gibt«, sagte Polly beschwörend. »König Henry hat ihr seinen Leibarzt geschickt.«
    »Der seine Anweisungen vermutlich von Cromwell hat«, gab Nick unbeeindruckt zurück und wandte sich wieder an seinen Cousin. »Madog, lass mich vorbei.«
    »Nein.«
    »Mann, du glaubst nicht, wie es mich drängt, dir die Zähne einzuschlagen, aber wir

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