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Der dunkle Thron

Der dunkle Thron

Titel: Der dunkle Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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manchmal ersetzen kann. Du weißt ja, wie sie zu Sumpfhexe stehen. Oder zu Vater Ranulf. Sie kommen zu mir, wenn sie Sorgen haben, und das tut mir gut. Es ist so, wie es sein sollte.«
    »Zu dir? Nicht zu Philipp?«
    Laura schüttelte langsam den Kopf. »Sie … Auf ihre Art schätzen sie Philipp, da bin ich sicher. Aber er hat im Auftrag seines Onkels einige Reformen in Waringham durchgeführt, die nicht besonders populär sind und …«
    Nick kam an den Tisch zurück. »Was für Reformen?«
    Sie sah ihn an. »Rate.«
    »Sie … sie verjagen meine Pächter und frieden deren Land ein?«, fragte er fassungslos.
    Sie hob beschwichtigend die Hand mit der Nähnadel. »Nicht so rücksichtslos wie andere Landeigner es tun. Aber du weißt selbst, dass die winzigen Farmbetriebe der Pächter nicht genug abwerfen, um die Baronie am Leben zu erhalten. Das war einer der Gründe, warum Vater immer mehr Schulden machen musste. Große Flächen zusammenzufassen und Schafe darauf zu züchten ist hingegen äußerst profitabel. Philipp hat erst einmal nur dein Land, also das unverpachtete Land der Baronie, eingefriedet …«
    »Und meinen Bauern das Weide- und Heurecht entzogen, das sie dort jahrhundertelang hatten, nehme ich an?«
    »Nicht ganz. Aber die öffentlich nutzbaren Flächen sind kleiner geworden«, räumte sie ein. »Und die Bauern, die ihre Pacht an zwei Terminen hintereinander nicht zahlen können, verlieren ihr Land.«
    »Das dann ebenfalls eingefriedet wird«, schloss Nick. »Was für ein schlauer Plan: Die Bauern werden gezwungen, teures Heu zu kaufen, weil ihnen ihre alten Rechte gestohlen werden. Das verschlimmert ihre Lage und macht es ihnen unmöglich, die Pacht zu zahlen, sodass man ihnen mit Fug und Recht ihr Land wegnehmen kann, um immer noch mehr Weideflächen einzufrieden. Immer noch mehr Schafe zu züchten. Während die Menschen verhungern und …«
    »Deine Entrüstung in allen Ehren, Schwager, aber du warst derjenige, der meinen Onkel gebeten hat, Waringham vor dem Ruin zu retten«, bemerkte Philipp von der Tür.
    Nick wandte sich zu ihm um. »Und so geschieht es, dass es eure Schafe sind, so sanftmütig und fügsam, die mit einem Mal die Menschen zu verschlingen drohen und nicht nur Dörfer, sondern ganze Städte entvölkern.«
    »Oh, Junge, wie ich es vermisst habe, dass du mir Thomas-More-Zitate um die Ohren haust.« Philipp trat mit einem kleinen Lächeln näher, schloss ihn in die Arme und klopfte ihm beiläufig die Schulter. »Du bist mager wie ein Londoner Betteljunge.«
    Nick ließ sich nicht vom Thema abbringen. »Wen habt ihr enteignet?«, fragte er, während er wieder Platz nahm.
    »Frederic Chandler und Luke Wheeler.«
    »Luke Wheeler? Aber … aber die Wheelers leben seit Ewigkeiten in Waringham. Vermutlich länger als wir.«
    »Das sollen sie ja auch in Zukunft tun«, antwortete Philipp beschwichtigend und setzte sich zu ihm. »Niemand wird davongejagt, Nick. Luke und seine Familie behalten ihr Haus im Dorf und arbeiten fortan als Schafhirten und Scherer für uns. Für dich, um genau zu sein.«
    Nick war nur wenig getröstet. »Wenn ganz England eine einzige Schafweide geworden ist, wird vielleicht endlich irgendwer begreifen, dass man aus Wolle kein Brot backen kann«, grollte er leise.
    »Ist das auch von Thomas More?«, fragte Philipp ergeben.
    »Nein. Von Nicholas of Waringham. Wir brauchen Ackerflächen, Philipp. Was soll aus England werden, wenn wir immer weniger Getreide anbauen und es eines Tages vom Kontinent einführen müssen? Siehst du denn nicht, wie abhängig uns das machen würde?«
    »Sei beruhigt«, warf Laura ein. »Genau das gleiche sagt Philipps Onkel auch. Seine Gier nach Profiten aus der Wolle macht ihn nicht blind, wie es bei so vielen Landeignern der Fall ist. Vor allem bei den Äbten«, fügte sie abfällig hinzu.
    Nick protestierte nicht, denn er wusste, sie sagte die Wahrheit. Stirnrunzelnd verspeiste er eine Kirsche und sagte schließlich zu Philipp: »Ich weiß, dass wir uns verändern müssen, um zu überleben. Aber ich will nicht, dass Waringham ein Ort der Bitterkeit und Armut wird.«
    »Nein«, stimmte sein Schwager zu. »Das will ich auch nicht, glaub mir. Aber es sind schlimme Zeiten, Nick. Nicht nur für in Ungnade gefallene Prinzessinnen und ihre tollkühnen Beschützer, sondern auch für all jene, die sich nichts weiter wünschen, als auf die Art und Weise zu Gott zu beten, die sie bevorzugen, und ihre Familien über die Runden zu bringen. Selbst bei

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