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Der dunkle Thron

Der dunkle Thron

Titel: Der dunkle Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Opium. Sie will es den Wachen ins Abendbier mischen. Die werden also selig schlummern. Ein Turnier könnte auf dem Korridor abgehalten werden, und sie würden nicht davon aufwachen.«
    Polly nahm das Päckchen in beide Hände. »Und wenn sie sie erwischen?«
    Nick schüttelte entschieden den Kopf. »So dürfen wir nicht anfangen zu denken, Polly. Prinzessin Mary ist geschickt und findig. Wenn sie sagt, sie schafft es, ist das gut genug für mich.«
    »Und was dann?«, fragte sie weiter. »Sie wird den Geheimgang in der Kapelle nehmen, schätze ich?«
    »Nein. Das ist zu riskant. Auf dem Weg zur Kapelle patrouilliert die Wache. Mary wird sich gegen elf die Treppe hinab- und aus dem Hauptgebäude zum Gartentor schleichen. Das heißt, sie muss an Lady Sheltons Fenster vorbei, aber es wird dunkel sein. Und Lady Shelton trinkt abends gern ein paar Becher Wein. Ich nehme an, sie hat einen festen Schlaf. An der Gartenpforte warte ich mit den Pferden. Von dort aus ist es ein Kinderspiel.«
    »Die Gartenpforte quietscht«, warnte Polly. »Laut genug, um die Toten aufzuwecken.«
    »Verdammt, ist das wahr?« Er biss sich auf die Lippen. Dieses kleine Detail machte nur zu deutlich, was alles schiefgehen konnte mit ihrem Plan.
    »Ich werde sie ölen«, sagte Madog, dachte einen Moment nach und fügte hinzu: »Ich fange morgen damit an. Jede Nacht ein Tröpfchen, damit sie allmählich und nicht plötzlich aufhört zu quietschen. Wir müssen alles vermeiden, was Argwohn erregen könnte.«
    »Gut«, stimmte Nick zu, aß noch ein Stück Brot und biss dann in die Birne, die er Vater David gestohlen hatte. Mit einem Laut des Unwillens warf er sie über die Schulter, denn sie war hart und sauer.
    Polly öffnete den Beutel an ihrem Gürtel und holte eine Handvoll Rosinen heraus, die sie dem Koch eigentlich für Eleanor und die kleine Prinzessin Elizabeth abgeschwatzt hatte. Lächelnd reichte sie sie Nick.
    »Danke.« Pflichtschuldig erwiderte er das Lächeln und trug ihr auf: »Du musst Samstagabend von hier verschwinden. Hol die Kinder, wenn du von der Beichte zurückkommst, nimm den Pfad durch den Wald, bis du die Straße erreichst, und nach einer halben Stunde zweigt nach Süden ein Pfad zu einem Dorf namens Curn ab. Dort ist das St.-Thomas-Kloster. Erbitte Obdach für eine Nacht. Sie haben ein großes Gästehaus, wo immer reger Betrieb herrscht, du wirst nicht weiter auffallen. Madog holt dich am Sonntag dort ab und bringt dich nach Hause.«
    »Ah ja?«, fragte sein walisischer Cousin interessiert. »Und ich dachte, Madog segelt mit dir und der Prinzessin auf den Kontinent.«
    Doch Nick schüttelte den Kopf. »Es besteht kein Anlass für dich, ins Exil zu gehen. Jedenfalls noch nicht. Aber wenn du uns begleitest, bist du ein Verräter und kannst nicht mehr nach Hause. Du reitest am Sonnabend nach Gravesend, sobald es dunkel ist, und vergewisserst dich, dass Chapuys dort ist und keine königlichen Wachen sein Schiff besetzt haben. Mary und ich werden dort zu dir stoßen.«
    »Wo ist das?«, wollte Madog wissen.
    »An der Themse. Es ist ein kleiner Hafen, nur fünfzehn Meilen von hier. Wenn das Wetter mitspielt, sollten wir es in zwei, drei Stunden schaffen. Du wartest in der Hafenschenke Zum goldenen Kalb auf uns und sagst uns, ob die Luft rein ist. Wenn ja, bringe ich Mary an Bord. Du amüsierst dich im Goldenen Kalb und holst am nächsten Tag Polly und die Kinder.«
    In die kleine Stille, die folgte, fragte Polly schließlich: »Und was wird dann aus dir?«
    Nick wusste keine Antwort.
    »In Demut und Reue bekenne ich meine Sünden«, begann Mary.
    »Aber besser nicht mir, Hoheit«, antwortete Nick grinsend aus dem Innern des Beichtstuhls. »Ich liefe Gefahr, meine letzten Illusionen zu verlieren.«
    Sie lachte leise und wisperte: »Ich war nicht sicher, ob Ihr es wirklich seid. Wo ist Vater James?«
    »Bei Lord Shelton, glaube ich. Aber wir sollten uns beeilen, er kann jederzeit zurückkommen. Hat Polly Euch das Päckchen gegeben?«
    »Ja, Mylord.«
    »Und Ihr seid sicher, dass Ihr den Wachen das Zeug ins Bier schmuggeln könnt?«
    »Nichts leichter als das. Eine von Lady Sheltons Damen kommt abends mit einer Magd in den kleinen Vorraum zu meinem Gemach, um mein Nachtmahl zusammen mit dem der Wachen zu bringen. Dort füllen sie auf und schenken ein. Ich schaue ihnen immer zu und wähle dann einen der drei Teller und Becher aus. Es ist ein … festes Ritual, versteht Ihr.«
    »Nur zu gut.« Mary fürchtete, Lady Shelton könne sie

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