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Der dunkle Thron

Der dunkle Thron

Titel: Der dunkle Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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wie der Mechanismus überhaupt funktioniert. Und ob er noch funktioniert. Er ist vor beinah dreihundert Jahren zum letzten Mal betätigt worden.«
    »Von wem?«
    »Lass mich überlegen … Ich glaube, er hieß Guillaume of Waringham.«
    »Wer hat die Burg belagert?«
    »Ich weiß es nicht mehr genau. Wir müssen es nachlesen. Es war eine verworrene Zeit, weißt du, ein Krieg unter den Lords.«
    »Und hat Guillaume sie gehalten?«
    »Darauf kannst du wetten.«
    »Und was geschah mit den Angreifern, die in die Grube gefallen sind?«
    Nick hob abwehrend die freie Linke. »Stellst du immer so viele Fragen?«
    »Immer, Mylord«, bekannte Francis. »Robin Dudley sagt, man muss mich knebeln, damit ich damit aufhöre. Er hat’s auch mal getan.« Er berichtete das ohne den geringsten Groll.
    »Und?«, fragte sein Vater mit unbewegter Miene. »Hat es etwas genützt?«
    Francis schüttelte den Kopf. »Ich hab all meine Fragen aufgeschrieben, damit ich bloß keine vergesse.«
    »Wir werden herausfinden, was genau sich hier zu Zeiten von Guillaume of Waringham abgespielt hat«, versprach Nick und führte ihn zur Treppe. »Jetzt hör mir gut zu, Francis.«
    »Ja?« Der Junge hielt mit der Begutachtung seiner Umgebung inne und schenkte ihm seine volle Aufmerksamkeit.
    »Diese Treppe ist ausgetreten, glatt und steil. Jim und ich – Jim ist der Mann der Köchin –, wir haben vor, die Stufen zu erneuern, aber wir sind noch nicht dazu gekommen. Sie ist lebensgefährlich, und darum möchte ich, dass du nicht in die Luft starrst, wenn du hinauf- oder hinuntergehst, und an deine vielen Fragen denkst, sondern dich an der Kordel festhältst und darauf achtest, was deine Füße tun. Verstanden?«
    Wieder dieses feierliche Nicken. »Ja, Sir.«
    »Gut.« Nick ging voraus. »Wie könnte ich deiner Mutter je wieder unter die Augen treten, wenn du dir hier den Hals brichst?«
    »Ich werde mir nicht den Hals brechen«, versprach Francis. »Aber du trittst meiner Mutter ja auch so nicht unter die Augen.«
    »Ich finde nicht oft Gelegenheit, da hast du recht«, musste Nick einräumen, und er hätte sich ohrfeigen können, dass er Polly so gedankenlos zur Sprache gebracht hatte.
    »Warum nicht?«, fragte der Junge. Es klang eher neugierig als vorwurfsvoll.
    »Weil ich ein vielbeschäftigter Mann bin.«
    »Aber …«
    »Hier, schau, das ist die Halle.«
    Francis würdigte den großen Saal, der noch viel von seiner einstigen Pracht erahnen ließ, keines Blickes, sondern sah seinen Vater unverwandt an. »Du willst nicht darüber reden?«
    Nick gab sich mit einem Seufzer geschlagen. »Nein, Francis. Derzeit möchte ich lieber nicht darüber sprechen. Das Wichtigste ist doch, dass …«
    »Derzeit nicht? Vielleicht irgendwann mal?«, hakte der Junge nach.
    »Unterbrich mich nicht.«
    »Entschuldige.«
    »Ja, vielleicht irgendwann einmal. Aber jetzt nicht.«
    »In Ordnung«, befand der Junge, zuckte unbekümmert die Achseln, als sei das Thema zu seiner Zufriedenheit abgehandelt, und richtete den scheinbar unersättlichen Blick auf die Halle. »Mann!«, rief er aus, gebührend beeindruckt. »Hier drin könnte man ein Turnier abhalten.«
    »Hm. Fragt sich nur, wie wir die Pferde hier heraufkriegen.«
    Francis lachte, und es war ein unwiderstehliches, ansteckendes Kinderlachen voll ungetrübter Fröhlichkeit. Dann wollte er wissen: »Was ist da hinten in der abgeteilten Kammer?«
    »Dort wurden die Speisen aufgewärmt oder warm gehalten, die aus der Küche heraufkamen.«
    »Und auf der anderen Seite in der Turmkammer?«
    »Ein Abort.«
    »Wo ist das Verlies?«
    »Im Keller.«
    »Zeigst du’s mir?«
    »Morgen«, versprach Nick. »Jetzt komm weiter nach oben. Ich möchte dich mit Vater Simon bekannt machen. Er wird dein neuer Lehrer.«
    »Aber kann ich nicht zuerst …«
    »Francis.«
    Mit einem zerknirschten Lächeln kam der Junge zu ihm zurück, nahm wieder seine Hand, als sei sein Vater der vertrauteste Mensch auf der Welt, und zog ihn zur Treppe.
    »Man müsste ein Herz aus Stein haben, um diesen Jungen nicht zu mögen«, bemerkte Simon, nachdem Madogs Frau ihre Kinder nach dem Essen hinausgeführt hatte und Francis folgsam mit Josephine zu seiner neuen Kammer gegangen war.
    »Ja, er ist großartig«, stimmte Madog vorbehaltlos zu. »Wir waren drei Tage unterwegs, und gestern hat es von morgens bis abends geregnet und der Proviant war uns nass geworden. Nicht ein einziges Mal hat er sich beklagt. Das ist schon erstaunlich für so einen kleinen

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