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Der dunkle Thron

Der dunkle Thron

Titel: Der dunkle Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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ziemlich angetan.
    »Kommt nicht in Frage«, widersprach Lady Yolanda kategorisch. »Nicht in diesem Wetter, und das Gestüt ist kein Ort für eine junge Dame.«
    »Oder einen jungen Gentleman«, fügte Louise nachdrücklich hinzu, und es war Nick, den sie dabei ansah.
    Nick wurde unbehaglich. Er hatte gehofft, Sumpfhexe und Brechnuss sei sein häufiger Aufenthalt im Gestüt verborgen geblieben, verließen sie die Burgmauern doch so gut wie nie. »Vielleicht gestattet deine Mutter, dass du Lady Katherine dein Pony hier im Stall zeigst, Ray«, schlug er seinem Bruder vor. Dann wiederholte er die knappe Verbeugung vor Lady Yolanda. »Verzeiht die Störung. Ich komme ein andermal wieder.«
    Er wollte sich abwenden, aber sie hielt ihn zurück. »Nein, bleib einen Moment. Es trifft sich gut, dass du hier bist, denn auch ich habe etwas mit dir zu erörtern: Mein Bruder hat sich bereitgefunden, als Steward hierherzukommen und mir dabei zu helfen, Waringham vor dem Ruin zu bewahren. Was sagst du dazu?«
    Nick sagte erst einmal gar nichts. Nacheinander sah er seine Stiefmutter, ihre Tochter und ihren Bruder an, und er stellte fest, dass er alles andere als überrascht war. Im Grunde hatte er immer gewusst, dass die Howard über kurz oder lang versuchen würden, ihm Waringham wegzunehmen. Dieser Edmund Howard war ein landloser Hungerleider und berüchtigter Verschwender. Auf Anhieb wäre Nick so schnell niemand eingefallen, der ungeeigneter für die schwere Aufgabe als Steward einer abgewirtschafteten Baronie hätte sein können. Aber Sumpfhexe war das natürlich egal. Letztlich war ihr auch Waringham egal. Mit Hilfe ihres Bruders würde sie es melken, bis es trocken war, und dann wieder heiraten und weiterziehen.
    Nick wandte sich an Edmund Howard und sagte: »Es ist ein äußerst großzügiges Angebot, und ich weiß es zu schätzen, Sir, aber ich muss leider ablehnen.«
    Howard schnaubte verächtlich. »Niemanden kümmert deine Meinung, Söhnchen.«
    Nick biss sich auf die Zunge und ballte für einen Moment die Fäuste. Wohl zum hundertsten Mal seit dem Tod seines Vaters wünschte er sich, er wäre älter. Als er sich wieder trauen konnte, antwortete er: »Die Entscheidung obliegt mir, Sir. Genauer gesagt meinem Vormund, der mir freie Hand zugesichert hat. Ich nehme an, nur aus diesem Grund ist Euch überhaupt eingefallen, mich von Eurem Entschluss in Kenntnis zu setzen?«, fragte er Sumpfhexe, und als sie hochnäsig den Blick abwandte und aus dem Fenster schaute, fügte er hinzu: »Ich muss Euch enttäuschen, Madam. Aus Euren Plänen wird nichts. Falls Waringham einen Steward bekommt, werde ich es sein, der ihn auswählt. Im Übrigen war ich gekommen, um die zwei Drittel der Pachteinnahmen zu holen, die mir zustehen, und mir scheint, ich hätte keinen besseren Zeitpunkt wählen können.« Verwegen machte er einen Schritt auf sie zu und streckte die Hand aus. »Würdet Ihr mir den Schlüssel zur Schatulle geben?«
    Brechnuss lachte in sich hinein. »Wovon träumst du nachts? Das Geld reicht nicht einmal für die neue Garderobe, die ich für meine Einführung bei Hofe brauche.«
    Nick fuhr zu ihr herum, und es war aus mit seiner Beherrschung. »Dann solltest du vielleicht deinen Onkel Norfolk bitten, dich auszustatten. Ich werde es todsicher nicht tun!«
    Ray hatte die Schultern hochgezogen und sah mit weit aufgerissenen Augen von seinem Bruder zu seiner Schwester und wieder zurück. »Nick …«, jammerte er.
    »Tut mir leid«, gab der ältere Bruder zurück, aber er klang eher grimmig entschlossen als zerknirscht. »Vielleicht führst du deine kleine Cousine in die Küche hinunter und schaust, was Ellen Gutes für Euch hat. Es muss ja nicht sein, dass …« Er verstummte, als ein mörderischer Schlag ihn in den Nacken traf.
    Nick brach in die Knie, und den gequälten Schrei seines kleinen Bruders hörte er wie aus weiter Ferne. Aber sofort wich die Benommenheit, und er richtete sich schleunigst wieder auf. Er stand noch nicht ganz, als Edmund Howard ihm die Füße wegtrat. Hart schlug Nick auf die schwarz-weißen Marmorfliesen, und für einen Moment bekam er keine Luft.
    »Ich weiß, dass dein Vater versäumt hat, dich zu lehren, wie man sich seiner Stiefmutter und -schwester gegenüber benimmt«, sagte Howard, der turmhoch über ihm stand. Die Stimme dröhnte wie eine große Glocke in Nicks Kopf. »Vielleicht kann ich das nachholen.« Mit kühler Berechnung betrachtete er den jungen Mann am Boden und trat ihn dann mit

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