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Der Dunkle Turm 2 - Drei

Titel: Der Dunkle Turm 2 - Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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recht ungemütlich wurde, nach unten zu bringen, würde er den Knoten, der seine Knöchel band, noch fester zuziehen. Das wiederum würde das Seil zwischen den Knöcheln und Handgelenken straffziehen und damit diesen Knoten fester machen, und das Seil zwischen den Handgelenken und der Schlinge um seinen Hals, und…
    Sie zog ihn, zog ihn irgendwie zum Strand hinunter.
    »He! Was…«
    Er versuchte, sich zu widersetzen und spürte, wie sich alles fester zusammenzog – einschließlich seiner Luftröhre. Er machte sich so schlaff wie möglich (und laß die Füße oben, Arschloch, vergiß das nicht, denn wenn du die Füße weit genug runterdrückst, erwürgst du dich) und ließ sich von ihr über den rauhen Boden ziehen. Ein spitzer Stein schälte ihm die Haut von der Wange, und er spürte warmes Blut fließen. Sie keuchte heftig. Das Geräusch der Wellen und der Brandung, die in den Felstunnel toste, war lauter.
    Mich ertränken? Helliger Himmel, hat sie das mit mir vor?
    Nein, natürlich nicht. Er glaubte zu wissen, was sie vorhatte, noch ehe sein Gesicht durch den Schlick und Tang glitt, der die Rutlinie markierte, tote, nach Salz riechende Substanzen, die so kalt wie die Finger ertrunkener Seeleute waren.
    Er erinnerte sich, wie Henry einmal gesagt hatte: Manchmal erschossen sie einen unserer Jungs. Ich meine, einen Amerikaner – sie wußten, ein anderer würde nichts nützen, weil wegen einem Vietnamesen keiner von uns in den Busch gegangen wäre. Es sei denn, es wäre ein Frischling direkt aus den Staaten gewesen. Sie haben ihm den Bauch aufgeschlitzt und schreiend liegengelassen, und dann haben sie alle fertig gemacht, die ihm helfen wollten. Das haben sie gemacht, bis der Bursche gestorben ist. Weißt du, wie sie so einen Burschen genannt haben, Eddie?
    Eddie hatte den Kopf geschüttelt und gefroren, als er es sich vorgestellt hatte.
    Sie haben ihn Honigtopf genannt, hatte Henry gesagt. Etwas Süßes. Etwas, das Fliegen anzog. Oder vielleicht sogar einen Bären.
    Das machte Detta jetzt mit ihm: Sie benützte ihn als Honigtopf.
    Sie ließ ihn sieben Schritte unterhalb der Flutlinie liegen, ließ ihn ohne ein Wort da liegen, ließ ihn dem Meer zugewandt liegen. Der Revolvermann sollte nicht die Flut sehen, die hereinkam und ihn ertränkte, denn es war Ebbe, und die Flut würde erst in etwa sechs Stunden wiederkommen. Aber lange vorher…
    Eddie drehte die Augen ein wenig nach oben und sah die Sonne, die eine breite goldene Spur über das Meer zog. Wie spät war es? Vier Uhr? Ungefähr. Die Sonne würde gegen sieben untergehen.
    Es würde, lange bevor er sich wegen der Flut Gedanken machen mußte, dunkel sein.
    Und wenn die Dunkelheit kam, würden die Monsterhummer aus den Wellen gekrochen kommen; sie würden Fragen stellend am Strand zu der Stelle heraufkriechen, wo er hilflos gefesselt lag, und dann würden sie ihn in Stücke reißen.
     
     

    7
     
    Für Eddie Dean dehnte sich dieser Zeitraum unendlich aus. Die Vorstellung der Zeit selbst wurde zum Witz. Sogar seine Angst davor, was mit ihm geschehen würde, sollte es dunkel werden, verblaßte allmählich, als seine Beine anfingen, mit einem Unbehagen zu pulsieren, das sich die Gefühlsskala hinaufarbeitete bis zu Schmerzen und schließlich zu kreischender Qual. Er entspannte die Muskeln, sämtliche Knoten wurden straffgezogen, und wenn er kurz vor dem Ersticken war, gelang es ihm irgendwie wieder, die Knöchel hochzuziehen, den Druck zu beseitigen und wieder etwas zu atmen. Er war nicht mehr sicher, ob er überhaupt bis Einbruch der Dunkelheit durchhalten würde. Es konnte der Zeitpunkt kommen, da es ihm schlichtweg unmöglich sein würde, die Beine wieder hochzuziehen.

 
    DRITTES KAPITEL
    Roland nimmt seine Medizin

    1
     
    Jetzt wußte Jack Mort, daß der Revolvermann da war. Wäre er ein anderer gewesen – zum Beispiel ein Eddie Dean oder eine Odetta Walker –, hätte Roland sich mit dem Mann unterhalten, und wäre es nur gewesen, um seine verständliche Panik und Verwirrung darüber zu beruhigen, daß er sich plötzlich grob auf den Beifahrersitz des Körpers gedrängt sah, den sein Gehirn sein ganzes Leben lang betrieben hatte.
    Aber weil Mort ein Monster war – schlimmer als Detta Walker jemals gewesen war oder sein konnte –, unternahm er keine Anstrengung zu sprechen oder etwas zu erklären. Er konnte das Toben des Mannes hören – Wer bist du? Was geschieht mit mir? –, achtete aber nicht darauf. Der Revolvermann konzentrierte sich auf die

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