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Der Dunkle Turm 3 - Tot

Titel: Der Dunkle Turm 3 - Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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stand ihm wirr vom Kopf ab. Blut floß ihm an den Wangen herunter. »Mach sie zu!« keuchte er zu Eddie. »Mach sie zu, bei deinem Vater!«
    Eddie setzte die Tür in Bewegung, die gewaltigen, unsichtbaren Scharniere erledigten den Rest. Die Tür fiel mit einem hallenden, tonlosen Poltern zu und schnitt sämtliche Geräusche von unten ab. Vor Eddies Augen wurden ihre Kanten an den Rändern wieder zu verschmierten Strichen in der Erde. Der Türknauf sank in sich zusammen und wurde wieder zu einem Kreis, den Eddie gemalt hatte. Wo das Schlüsselloch gewesen war, befand sich nur noch eine unförmige Mulde, aus der ein Stück Holz ragte wie ein Schwert aus einem gespaltenen Stein.
    Susannah robbte zu Jake und zog ihn behutsam in eine sitzende Haltung. »Alles in Ordnung, Süßer?«
    Er sah sie benommen an. »Ja, ich glaube schon. Wo ist er? Der Revolvermann. Ich muß ihn etwas fragen.«
    »Ich bin hier, Jake«, sagte Roland. Er stand auf, ging wie ein Betrunkener zu Jake und kauerte sich neben ihm nieder. Er berührte die glatte Wange des Jungen fast ungläubig.
    »Wirst du mich diesmal wieder fallen lassen?«
    »Nein«, sagte Roland. »Diesmal nicht, nie wieder.« Aber in der tiefsten Dunkelheit seines Herzens dachte er an den Turm und verzagte.
     
     
    43
     
    Der Hagel wurde zu heftigem, peitschendem Regen, aber Eddie konnte im Norden blaue Streifen zwischen den brausenden Wolken sehen. Der Sturm würde bald vorbei sein, aber bis dahin würden sie durchnäßt werden.
    Er stellte fest, daß ihm das einerlei war. Er konnte sich nicht erinnern, wann er jemals so zufrieden mit sich gewesen war, so völlig erschöpft. Dieses verrückte Abenteuer war noch nicht zu Ende – er vermutete sogar, daß es gerade erst angefangen hatte –, aber heute hatten sie einen entscheidenden Sieg davongetragen.
    »Suze?« Er strich ihr das Haar aus dem Gesicht und sah ihr in die dunklen Augen. »Alles in Ordnung? Hat er dir weh getan?«
    »Ein bißchen weh, aber es geht mir gut. Ich glaube, das Flittchen Detta ist immer noch die unbesiegte Championesse der Raststätten, Dämon hin oder her.«
    »Was soll das bedeuten?«
    Sie grinste spitzbübisch. »Nicht viel, nicht mehr… Gott sei Dank. Was ist mit dir, Eddie? Alles klar?«
    Eddie horchte nach Henrys Stimme und konnte sie nicht hören. Er hatte so eine Ahnung, als könnte Henrys Stimme endgültig verstummt sein.
    »Mir geht es mehr als gut«, sagte er und nahm sie lachend wieder in die Arme. Über ihre Schulter hinweg konnte er die Überreste der Tür sehen: nur ein paar verwaschene Linien und Winkel. Bald würde der Regen auch sie weggespült haben.
     
     
    44
     
    »Wie heißt du?« fragte Jake die Frau, deren Beine oberhalb der Knie aufhörten. Er wurde sich plötzlich bewußt, daß er beim Kampf mit dem Torwächter seine Hose verloren hatte, und zog den Hemdenzipfel über die Unterwäsche. Von ihrem Kleid war auch nicht mehr viel übrig, was das anbetraf.
    »Susannah Dean«, sagte sie. »Deinen Namen kenne ich bereits.«
    »Susannah«, sagte Jake nachdenklich. »Deinem Vater gehört nicht zufällig eine Eisenbahngesellschaft, oder?«
    Sie sah ihn einen Moment verblüfft an, dann warf sie den Kopf zurück und lachte. »Aber nein, Süßer! Er war ein Zahnarzt, der ein paar Kleinigkeiten erfunden hat und damit reich geworden ist. Wie kommst du denn auf so was?«
    Jake antwortete nicht. Er richtete seine Aufmerksamkeit auf Eddie. Die Angst war bereits aus seinem Gesicht gewichen, und seine Augen hatten den kalten, berechnenden Blick angenommen, an den Roland sich noch so gut vom Rasthaus erinnerte.
    »Hi, Jake«, sagte Eddie. »Schön, dich zu sehen, Mann.«
    »Hi«, sagte Jake. »Ich habe dich heute schon einmal gesehen, aber da warst du viel jünger.«
    »Ich war vor zehn Minuten noch viel jünger. Alles in Ordnung mit dir?«
    »Ja«, sagte Jake. »Ein paar Kratzer, das ist alles.« Er sah sich um. »Ihr habt den Zug noch nicht gefunden.« Das war keine Frage.
    Eddie und Susannah wechselten einen verwirrten Blick, aber Roland schüttelte nur den Kopf. »Kein Zug.«
    »Sind deine Stimmen fort?«
    Roland nickte. »Vollkommen fort. Und deine?«
    »Auch fort. Ich bin wieder heil. Und du auch.«
    Sie sahen einander im selben Augenblick mit demselben Impuls an. Als Roland Jake in die Arme nahm, brach die unnatürliche Selbstbeherrschung des Jungen, und er fing an zu weinen – es war das erschöpfte, erleichterte Weinen eines Kindes, das lange verirrt war, viel gelitten hat und endlich

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