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Der Dunkle Turm 3 - Tot

Titel: Der Dunkle Turm 3 - Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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kleines Bübchen.«
    Jake gehorchte, worauf ihm Schlitzer sofort einen Hieb verpaßte, daß er taumelte und fast hinfiel.
    »Nicht rüber, dummer Bengel! Runter! Siehste die zwei Pflastersteine?«
    Nach einem Moment sah Jake sie. Er nickte apathisch.
    »Sollteste nich rauftreten, weil sonste ganze Kache auf dein’ Kopf falln würde, Jüngelchen, und wenn dich hinerher einer ham wollte, müßter dich mitter Schaufel abkratzen. Kapiert?«
    Jake nickte wieder.
    »Gut.« Schlitzer holte ein letztes Mal tief Luft, dann schlug er Jake auf die Schulter. »Also dann los, worauf warteste? Hopp!«
    Jake trat über den ersten der farblosen Pflastersteine und stellte fest, daß es gar kein Stein war, sondern eine Metallplatte, die abgerundet wurde, damit sie wie ein Stein aussah. Die zweite lag unmittelbar dahinter und war so angelegt, daß ein unachtsamer Eindringling, so er den ersten verfehlte, fast sicher auf diesen trat.
    Dann mach’s doch, dachte er. Warum nicht? In diesem Irrgarten wird dich der Revolvermann nie finden, also los, laß es einstürzen. Es wird sauberer sein als das, was Schlitzer und seine Freunde vorhaben. Und schneller.
    Sein staubiger Mokassin zauderte über der Falle.
    Schlitzer stieß ihm die Faust zwischen die Schulterblätter, aber nicht fest. »Überlegste, obde mittem Hübschen reiten sollst, was, mein Bübchen?« fragte er. Die fröhliche Grausamkeit in seiner Stimme war schlichter Neugier gewichen. Falls noch eine weitere Empfehlung mitklang, war es nicht Angst, sondern Heiterkeit. »Nun, dann man los, denn ich hab’ meine Fahrkarte schon. Aber mach schnell, damitte Götter dein Licht auspusten.«
    Jake setzte den Fuß hinter dem Auslöser der Falle auf. Seine Entscheidung, noch eine Weile zu leben, basierte nicht auf der Hoffnung, daß Roland ihn finden würde; es war einfach das, was Roland getan hätte – weitergehen, bis ihn jemand aufhielt, und dann – wenn möglich – noch ein paar Schritte weiter.
    Wenn er es jetzt machte, konnte er Schlitzer mit sich nehmen, aber Schlitzer allein reichte nicht aus – ein Blick bewies hinreichend, daß er die Wahrheit sagte und den Tod wahrhaftig schon vor Augen hatte. Wenn er weiterging, bekam er vielleicht die Möglichkeit, noch ein paar von Schlitzers Freunden mitzunehmen – vielleicht sogar den, den er Ticktackmann nannte.
    Wenn ich schon den Hübschen reiten muß, wie er sich ausdrückt, dachte Jake, dann kann ich das auch mit jeder Menge Gesellschaft machen.
    Roland hätte das verstanden.
     
     
    20
     
    Jake irrte sich, wenn er dachte, daß der Revolvermann ihm nicht durch den Irrgarten folgen konnte; aber Roland wurde schnell klar, daß er sich nicht die Mühe machen und nach Spuren suchen mußte. Er mußte nur Oy folgen.
    Dennoch verweilte er an mehreren Kreuzungen, weil er sichergehen wollte, und jedesmal stieß Oy sein kurzes, ungeduldiges Bellen aus, das zu sagen schien: Beeil dich! Willst du sie etwa verlieren? Nachdem die Spuren, die er fand – ein Fußabdruck, ein Faden von Jakes Hemd, ein Fusselchen von Schlitzers gelbem Schal – dreimal die Wahl des Bumblers bekräftigt hatten, folgte Roland Oy nur noch. Er hörte nicht auf, nach Spuren Ausschau zu halten, suchte aber nicht mehr eigens danach. Dann setzten die Trommeln ein, und die Trommeln waren es – und Schlitzers Neugier, was Jake in seinem Schulranzen haben mochte –, die Rolands Leben an diesem Nachmittag retteten.
    Er kam schlitternd mit seinen staubigen Stiefeln zum Stillstand und hatte den Revolver in der Hand, noch ehe er wußte, worum es sich bei dem Geräusch handelte. Als es ihm klar wurde, steckte er die Waffe mit einem ungeduldigen Grunzen wieder ins Halfter zurück. Er wollte gerade weitergehen, als sein Blick auf Jakes Schulranzen fiel… und dann auf zwei schwache, glänzende Linien in der Luft unmittelbar links davon. Roland kniff die Augen zusammen und konnte zwei Drähte erkennen, die sich keine drei Schritte von ihm entfernt auf Kniehöhe überkreuzten. Oy, der dicht am Boden kroch, war problemlos durch das umgekehrte V gekrochen, das die Drähte bildeten, aber wären die Trommeln und Jakes weggeworfener Ranzen nicht gewesen, dann wäre Roland achtlos hineingelaufen. Als er in die Höhe sah und die nicht ganz willkürlichen Stapel Müll betrachtete, die den Durchgang an dieser Stelle säumten, kniff er die Lippen zusammen. Es war knapp gewesen, und nur Ka hatte ihn gerettet.
    Oy bellte ungeduldig.
    Roland legte sich auf den Bauch und kroch langsam und

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