Der Dunkle Turm 3 - Tot
richtigen Namen Lydia bekannt war) hatte den Alten Stern (dessen wirklicher Name Apon lautete) dabei erwischt, wie er mit einer wunderschönen Frau namens Kassiopeia poussierte. Sie hatten einen richtigen handfesten Krach gehabt, die beiden, einen Streit mit Augenauskratzen und Haareziehen, daß die Fetzen flogen. Einer dieser Fetzen war die Erde geworden; ein kleinerer Fetzen der Mond; eine Kohle aus ihrem Küchenherd die Sonne. Letztendlich hatten die Götter eingegriffen, damit ihr Ehekrach nicht das Universum vernichtete, noch bevor es richtig in Schwung gekommen war. Kassiopeia, die dralle Schöne, die in erster Linie für den Streit verantwortlich war (»Ja, stimmt – es sind immer die Frauen«, hatte Susannah an diesem Punkt bemerkt), hatten sie für alle Zeiten in einen Schaukelstuhl aus Sternen verbannt. Aber nicht einmal das hatte das Problem gelöst. Lydia war bereit gewesen, es noch einmal zu versuchen, aber Apon war halsstarrig und stolz (»Klar, immer dem Mann die Schuld geben«, hatte Eddie an diesem Punkt gegrunzt). Daher waren sie voneinander geschieden worden, und nun beobachteten sie einander mit einer Mischung aus Haß und Sehnsucht über die verstreuten Sternentrümmer ihrer Trennung hinweg. Apon und Lydia sind seit drei Milliarden Jahren auseinander, hatte der Revolvermann ihnen erzählt; sie sind die Alte Mutter und der Alte Stern geworden, Norden und Süden, und beide sehnen sich nacheinander, sind aber jetzt zu stolz, um die Wiedervereinigung zu bitten… und Kassiopeia sitzt auf der Seite in ihrem Schaukelstuhl, schaukelt und lacht sie beide aus.
Eddie schreckte auf, als er eine sanfte Berührung am Arm verspürte. Es war Susannah. »Komm«, sagte sie. »Wir müssen ihn zum Reden bringen.«
Eddie trug sie zum Lagerfeuer und setzte sie behutsam an Rolands rechter Seite ab. Er setzte sich links von Roland hin. Roland sah erst Susannah an, dann Eddie.
»Wie nahe ihr bei mir sitzt«, bemerkte er. »Wie Liebende… oder Wärter im Gefängnis.«
»Es wird Zeit, daß du eine Erklärung abgibst.« Susannahs Stimme klang leise, deutlich und singend. »Wenn wir deine Gefährten sind, Roland – und es scheint, als wären wir es, ob uns das gefällt oder nicht –, wird es Zeit, daß du anfängst, auch uns wie Gefährten zu behandeln. Sag uns, was nicht stimmt…«
»… und was wir dagegen tun können«, vollendete Eddie.
Roland seufzte tief. »Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll«, sagte er. »Es ist so lange her, daß ich Gefährten hatte… oder eine Geschichte zu erzählen…«
»Fang mit dem Bären an«, sagte Eddie.
Susannah beugte sich nach vorne und berührte den Kieferknochen, den Roland in der Hand hielt. Er machte ihr angst, aber sie berührte ihn dennoch. »Und hör damit auf.«
»Ja.« Roland hob den Knochen in Augenhöhe und sah ihn einen Moment an, bevor er ihn wieder in den Schoß sinken ließ. »Wir müssen darüber sprechen, richtig. Das ist der Mittelpunkt von allem.«
Aber der Bär kam zuerst.
12
»Diese Geschichte wurde mir als Kind erzählt«, sagte Roland. »Als alles neu war, schufen die Großen Alten – die keine Götter waren, sondern Menschen, die fast das Wissen von Göttern besaßen – zwölf Wächter, die an zwölf Portalen Wache hielten, welche aus der Welt hinaus- und wieder hineinführten. Manchmal habe ich gehört, daß diese Portale natürlichen Ursprungs waren, wie die Sternbilder am Himmel oder der bodenlose Riß in der Erde, den wir Drachengrab genannt haben, weil alle dreißig oder vierzig Tage gewaltige Dampfwolken daraus hervorschossen. Aber andere Menschen – darunter einer, an den ich mich besonders erinnere, der Chefkoch im Schloß meines Vaters, ein Mann namens Hax – sagten, sie wären nickt natürlich, sondern von den Großen Alten selbst geschaffen worden, bevor diese sich ihren Stolz wie eine Henkerschlinge um den Hab schlangen und vom Antlitz der Erde verschwanden. Hax behauptete, die Schöpfung der zwölf Wächter wäre die letzte Tat der Großen Alten gewesen, ihr Versuch, für das große Unrecht zu büßen, das sie sich und der Erde angetan hatten.«
»Portale«, überlegte Eddie. »Du meinst Türen. Schon wieder Türen. Führen diese Türen, die aus der Welt und hinein führen, etwa in die Welt, aus der Suze und ich gekommen sind? Wie die, die wir am Strand gefunden haben?«
»Ich weiß nicht«, sagte Roland. »Auf jedes Ding, das ich weiß, kommen hundert, die ich nicht weiß. Ihr – ihr beide – werdet euch mit
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