Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Dunkle Turm 3 - Tot

Titel: Der Dunkle Turm 3 - Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
Vom Netzwerk:
steckte, der Eddie das Leben gerettet hatte. Er zog es heraus und wischte es an der weichen Hirschhaut ab, die seine zerfetzten Lumpen ersetzte, welche er trug, als die drei den Strand verlassen hatten. Er stellte sich neben den Bären und sah mit einer Mischung aus Mitleid und Staunen auf ihn.
    Hallo Fremder, dachte er. Hallo, alter Freund. Ich habe eigentlich nie richtig an dich geglaubt. Ich vermute, Alain hat an dich geglaubt, und ich weiß, daß Cuthbert an dich geglaubt hat – Cuthbert hat alles geglaubt –, aber ich war der Dickköpfige. Ich habe gedacht, du wärst nur ein Märchen für Kinder… nur ein Wind, der durch den hohlen Kopf meiner alten Amme wehte, ehe er schließlich durch ihren zahnlosen Mund entwich. Aber du warst die ganze Zeit da, noch ein Überbleibsel der alten Zeiten, wie die Pumpe im Rasthaus und die alten Maschinen unter den Bergen. Sind die Langsamen Mutanten, die die kaputten Überbleibsel anbeteten, die letzten Nachkommen der Menschen, die in diesem Wald gelebt haben und schließlich doch vor deinem Zorn geflohen sind? Ich weiß es nicht und werde es nie erfahren… aber es scheint so zu sein. Ja. Und dann bin ich mit meinem Freunden gekommen – meinen tödlichen neuen Freunden, die meinen tödlichen alten Freunden immer ähnlicher werden. Wir sind gekommen und haben Strang für Strang unseren magischen Kreis um uns gewebt und um alles, was wir berührt haben, und jetzt liegst du hier, zu unseren Füßen. Die Welt hat sich wieder weitergedreht, und diesmal bist du, alter Freund, auf der Strecke geblieben.
    Vom Kadaver des Monsters ging immer noch eine sengende, kranke Hitze aus. Parasiten kamen in Schwärmen aus seinem Maul und den zottigen Nüstern, aber sie starben fast auf der Stelle. Auf beiden Seiten des Bärenkopfes wuchsen sie zu wachsweißen Häufchen.
    Eddie kam langsam näher. Er hatte Susannah auf eine Hüfte gestemmt und trug sie wie eine Mutter ihr Baby. »Was war das, Roland? Weißt du es?«
    »Ich glaube, er hat es einen Wächter genannt«, sagte Susannah.
    »Ja.« Rolands Stimme war träge vor Erstaunen. »Ich dachte, sie wären alle fort, müßten alle fort sein… wenn sie überhaupt je außerhalb von Ammenmärchen existiert haben.«
    »Was immer es war, es war ein irres Miststück«, sagte Eddie.
    Roland lächelte verhalten. »Wenn du zwei- oder dreitausend Jahre gelebt hättest, wärst du auch ein irres Miststück.«
    »Zwei- oder dreitausend… Herrgott!«
    Susannah sagte: »Ist es ein Bär? Wirklich? Und was ist das?« Sie deutete auf eine rechteckige Metallplatte am Oberschenkel eines der dicken Hinterbeine des Bären. Diese war fast von zottigen Haarbüscheln überwuchert, aber die Nachmittagssonne hatte ein einziges Fünkchen auf der polierten Edelstahloberfläche zum Leuchten gebracht und sie offenbart.
    Eddie kniete nieder und streckte die Hand zögernd nach der Plakette aus, da er hörte, daß die seltsamen, gedämpften Klicks und Klacks immer noch tief aus dem Innern des gestürzten Giganten klangen. Er sah Roland an.
    »Nur zu«, sagte der Revolvermann zu ihm. »Es ist vorbei.«
    Eddie strich ein Fellbüschel beiseite und beugte sich tiefer. Worte waren in das Metall eingraviert. Sie waren ziemlich verwittert, aber er stellte fest, daß er sie mit einer gewissen Anstrengung lesen konnte.
     

     
    »Heiliger Jesus, das Ding ist ein Roboter«, sagte Eddie leise.
    »Kann nicht sein«, sagte Susannah. »Als ich darauf geschossen habe, hat es geblutet.«
    »Mag schon sein, aber einem ganz normalen Freiluftbären wächst keine Radarschüssel aus dem Kopf. Und soweit ich weiß, wird ein ganz normaler Freiluftbär auch keine zwei- bis dreitau…« Er verstummte plötzlich und sah Roland an. Als er weitersprach, war seine Stimme voll Ekel. »Roland, was machst du da?«
    Roland antwortete nicht; er mußte nicht antworten. Es war eindeutig, was er machte – er schnitt dem Bären mit dem Messer ein Auge aus. Der chirurgische Eingriff war schnell, sauber und präzise. Als er fertig war, balancierte Roland einen tropfenden Ball brauner Gallerte auf der Messerspitze, den er nach einem Augenblick beiseite schnippte. Ein paar Würmer krochen aus dem klaffenden Loch, versuchten an der Schnauze des Bären hinabzukriechen und verendeten.
    Der Revolvermann beugte sich über die Augenhöhle von Shardik, dem großen Wächterbären, und sah hinein. »Kommt beide her und seht euch das an«, sagte er. »Ich zeige euch ein Wunder der letzten Tage.«
    »Laß mich runter,

Weitere Kostenlose Bücher