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Der Dunkle Turm 6 - Susannah

Titel: Der Dunkle Turm 6 - Susannah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Predigt vorbereiten. Seine Show vorbereiten, wenn man es ganz ordinär ausdrücken wollte.
    Rev. Harrigan ging zu seinem Transporter, den er wie immer am gelben Randstein abgestellt hatte, und öffnete die zweiflüglige Hecktür. Dann holte er die Flugblätter, den mit einem Seidentuch abgedeckten Sammelteller, den er neben sich auf den Gehsteig stellen würde, und den stabilen Holzwürfel heraus. Die Seifenkiste, auf der er stehen würde, könnt ihr die Arme hochrecken und Halleluja rufen?
    Und ja, Bruder, könntest du ein Amen anfügen, wenn du gerade dabei bist?
     
     
     
     
     
    VORSÄNGER: Commala-come-ken
    It’s the other one again.
    You may know her name and face
    But that don’t make her your friend.
     
    CHOR: Commala-come-ten!
    She is not your friend!
    If you let her get too close
    She’ll cut you up again.

 
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    11. Strophe
     
    D ER S CHRIFTSTELLER

1
     
    Als sie das kleine Einkaufszentrum mitten in der Kleinstadt Bridgton erreichten – ein Supermarkt, eine Wäscherei und ein überraschend großer Drugstore –, spürten Roland und Eddie es gleichzeitig: nicht nur den Gesang, sondern auch die wachsende Kraft. Sie hob sie empor wie irgendein verrückter, wundervoller Aufzug. Eddie musste unwillkürlich an Glöckchens magischen Goldstaub und Dumbos magische Feder denken. Das Ganze hatte Ähnlichkeit mit einer Annäherung an die Rose und war doch ganz anders. Diese Kleinstadt in Neuengland verbreitete kein Gefühl von Heiligkeit oder Heiligung, aber hier geschah etwas, und es war machtvoll.
    Auf der Fahrt von East Stoneham hierher, wobei er auf einer Nebenstraße nach der anderen Wegweisern nach Bridgton gefolgt war, hatte Eddie zudem noch etwas anderes gespürt: die unglaubliche Frische dieser Welt. Die sommergrünen Tiefen der Tannenwälder besaßen eine Wertigkeit, die er bisher nie kennen gelernt, deren Existenz er nicht einmal vermutet hatte. Beim Anblick von Vögeln, die durch den heiter blauen Himmel flogen, wollte ihm vor Staunen der Atem stillstehen, selbst wenn es nur ganz gewöhnliche Spatzen waren. Sogar die Schatten auf dem Erdboden wirkten samtig dicht, so als könnte man sich bücken, sie aufheben und wie eine Teppichrolle unter dem Arm wegtragen, wenn man das wollte.
    Irgendwann fragte er Roland, ob denn auch er etwas von alledem spüre.
    »Ja«, sagte Roland. »Ich spüre es, sehe es, höre es… Eddie, ich empfinde es.«
    Eddie nickte. Ihm erging es ähnlich. Diese Welt war real über die Realität hinaus. Sie war eine… Anti- Flitzwelt. Besser konnte er es nicht ausdrücken. Und sie befanden sich hier genau auf der Mitte des Balkens. Eddie konnte spüren, dass er sie wie ein Fluss, der eine Schlucht zu einem Wasserfall hinabschoss, weitertrug.
    »Aber ich habe Angst«, sagte Roland. »Mir kommt es vor, als würden wir uns dem Zentrum aller Dinge nähern – vielleicht sogar dem Turm selbst. Als wäre mir nach all diesen Jahren die Suche der Hauptzweck geworden, dessen bevorstehendes Ende mich jetzt ängstigt.«
    Eddie nickte. Darein konnte er sich einfühlen. Natürlich hatte auch er Angst. Wenn diese gewaltige Kraft nicht vom Turm selbst kam, musste sie von etwas erschreckend Mächtigem nach Art der Rose stammen. Aber nicht ganz identisch. Ein Zwilling der Rose? Das konnte ungefähr hinkommen.
    Roland blickte über den Parkplatz und die Menschen hinweg, die unter einem Sommerhimmel mit dicken, langsam treibenden Wolkenschiffen umherwuselten, ohne offenbar zu merken, dass die ganze Welt um sie herum von Kraft nur so summte und alle Wolken entlang dem gleichen uralten Himmelspfad segelten. Sie waren sich der Schönheit ihrer gewohnten Umgebung nicht bewusst.
    »Früher habe ich immer gedacht«, sagte der Revolvermann, »das Schrecklichste müsste es sein, den Turm zu erreichen und den Raum im obersten Geschoss leer vorzufinden. Der Gott aller Universen tot oder von Anfang an nicht existent. Aber heute… wenn dort nun jemand ist, Eddie? Ein für alles Verantwortlicher, der…« Er konnte den Satz nicht zu Ende bringen.
    Eddie konnte es. »Jemand, der sich nur als weiterer Bumhug erweist? Meinst du das? Gott nicht tot, aber schwachsinnig und bösartig?«
    Roland nickte. Das war nicht ganz genau das, was er befürchtete, aber er fand, dass Eddie der Wahrheit zumindest nahe gekommen war.
    »Wie sollte das gehen, Roland? Wenn man mal bedenkt, was wir empfinden.«
    Roland zuckte die Achseln, als wollte er sagen, dass alles möglich sei.
    »Was

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