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Der Dunkle Turm 6 - Susannah

Titel: Der Dunkle Turm 6 - Susannah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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auch –, und Susannah hielt das für ein gutes Zeichen, aber unter diesen Leuchtstoffröhren war es vermutlich immer halb irgendwas Uhr.
    Was kümmert dich das?, fragte Mia misstrauisch. Was kümmert es dich, wie spät es ist?
    Susannah beeilte sich, eine Erklärung zu liefern.
    Mir geht’s um das Baby. Du weißt doch, dass ich seine Ankunft nur für gewisse Zeit verschieben konnte, oder?
    Natürlich weiß ich das. Deshalb will ich ja auch endlich weiter.
    Also gut. Sehen wir mal nach, wie viel Geld unser alter Kumpel Mats uns dagelassen hat.
    Mia zog das kleine Bündel aus der Tasche und betrachtete die Geldscheine verständnislos.
    Nimm den, auf dem Jackson steht.
    Ich… Verlegenheit. Ich kann nicht lesen.
    Lass mich nach vorn kommen. Ich lese dir den Namen dann vor.
    Nein!
    Schon gut, schon gut, reg dich ab. Es ist der Kerl mit dem langen weißen Haar, das er ein bisschen wie Elvis zurückgekämmt trägt.
    Ich kenne diesen Elvis nicht…
    Macht nichts, er liegt zufällig sowieso obenauf. Gut. Das restliche Geld steckst du wieder ein, hübsch langsam und vorsichtig. Den Zwanziger behältst du in der Hand. Okay, jetzt machen wir die Flatter.
    Wie soll das gehen?
    Mia, halt den Mund.
     
     
    16
     
    Als sie wieder die Hotelhalle betraten – langsam auf Beinen gingen, die wie von tausend Nadelstichen kribbelten –, fühlte Susannah sich ein bisschen ermutigt, als sie sah, dass draußen bereits die Abenddämmerung herabgesunken war. Obwohl es ihr anscheinend nicht gelungen war, den ganzen Tag zu verplempern, hatte sie ihn immerhin zum größten Teil vergeudet.
    In der Hotelhalle herrschte immer noch lebhafter Betrieb, aber keine Hektik mehr. Die schöne Eurasierin, die Susannah und/oder Mia eingecheckt hatte, war nicht mehr da, offenbar weil ihre Schicht zu Ende war. Unter der Markise vor dem Eingang pfiffen zwei neue Männer in grüner Uniform Taxis für Hotelgäste heran, von denen viele Smokings beziehungsweise lange Glitzerkleider trugen.
    Sie gehen aus, sagte Susannah. Zu Abendgesellschaften oder möglicherweise ins Theater.
    Susannah, das ist mir einerlei. Müssen wir uns von einem der Männer in den grünen Anzügen eines dieser gelben Fahrzeuge besorgen lassen?
    Nein. Wir halten an der Ecke ein Taxi an.
    Sagst du das?
    Ach, lass doch dieses Misstrauen. Du fährst mit deinem Kind zwar seinem oder deinem Tod entgegen, davon bin ich überzeugt, aber ich erkenne an, dass du sein Bestes willst, und werde mein Versprechen halten. Ja, das sage ich.
    Also gut.
    Ohne ein weiteres Wort – vor allem ohne Entschuldigung – verließ Mia das Hotel, wandte sich nach rechts und machte sich auf den Weg zurück in Richtung Second Avenue, dem Gebäude Hammarskjöld Plaza Nr. 2 und dem wundervollen Lied der Rose entgegen.
     
     
    17
     
    An der Ecke Second Avenue und Forty-sixth Street stand ein Metallwagen in verblasstem Rot am Randstein. Der Randstein war an dieser Stelle gelb gestrichen, und ein Mann in blauer Uniform – seiner Schusswaffe nach ein Wachbüttel – schien diese Tatsache mit einem großen, weißbärtigen Mann zu diskutieren.
    In ihrem Inneren spürte Mia ein jähes Schwirren aufgeregter Unruhe.
    Susannah? Was gibt’s?
    Dieser Mann!
    Der Wachbüttel? Meinst du den?
    Nein, den Bärtigen! Er sieht fast genau wie Henchick aus! Henchick von den Manni! Siehst du das nicht?
    Mia sah es nicht, machte sich aber auch nichts daraus. Sie bekam mit, dass der Mann mit dem Vollbart nicht weichen wollte, obwohl es verboten war, Wagen an gelb markierten Randsteinen zu parken, was er auch zu wissen schien. Er stellte weiter Staffeleien auf und bestückte sie mit Bildern. Mia spürte, dass es hier um einen alten Disput zwischen den beiden Männer ging.
    »Sie kriegen jetzt einen Strafzettel von mir, Reverend.«
    »Tun Sie, was Sie nicht lassen können, Officer Benzyck. Gott liebt Sie.«
    »Gut. Freut mich sehr, das zu hören. Was den Strafzettel betrifft… den zerreißen Sie gleich wieder, stimmt’s?«
    »So gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist. Das sagt die Bibel, und gesegnet sei die Heilige Schrift des Herrn.«
    »Dem kann ich zustimmen«, sagte Wachbüttel Benzyck. Er zog einen dicken Block aus der Hüfttasche und kritzelte etwas darauf. Auch das wirkte wie ein altes Ritual. »Aber ich will Ihnen was sagen, Harrigan – früher oder später kriegen die vom Amt Ihr Treiben mit, und dann können Sie Ihren gesetzlosen, frömmelnden Arsch einpacken. Und wenn das passiert, bin ich hoffentlich

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