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Der Dunkle Turm 6 - Susannah

Titel: Der Dunkle Turm 6 - Susannah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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ihm gut getan. Er fühlte sich wunderbar. Erfrischt. Auf verrückte Weise innerlich gereinigt. Er dachte: Könnte jedes Nickerchen das bewirken, wären sie gesetzlich vorgeschrieben.
    Schon möglich, aber Betty Jones würde sich ernstlich Sorgen machen, wenn sie den Cherokee nicht um halb fünf vor ihrem Haus vorfahren sah. King griff nach dem Telefonhörer, um sie kurz anzurufen, und dabei fiel sein Blick auf den Notizblock auf dem Tischchen darunter. Die Blätter trugen den Aufdruck AN ALLE ANGEBER. Ein Mitbringsel von einer seiner Schwägerinnen.
    King, dessen Gesicht wieder ausdruckslos wirkte, griff nach dem Block und dem Kugelschreiber daneben. Übers Papier gebeugt, schrieb er:
     
    Dad-a-chum, dad-a-cha, keine Sorge, der Schlüssel ist schon da.
     
    Er hielt inne, starrte die Zeile unverwandt an und schrieb dann:
     
    Dad-a-chud, dad-a-chod, sieh nur, Jake, der Schlüssel, der ist rot!
     
    Er machte nochmals eine Pause, dann schrieb er:
     
    Dad-a-chum, dad-a-chik, gib dem Jungen einen Schlüssel aus Plastik.
     
    Er betrachtete, was er geschrieben hatte, mit tiefer Zuneigung. Fast mit Liebe. Allmächtiger Gott, fühlte sich das gut an! Diese Zeilen bedeuteten überhaupt nichts, aber sie niederzuschreiben brachte eine Befriedigung, die so tief war, dass sie fast an Ekstase grenzte.
    King riss das Blatt ab.
    Knüllte es zusammen.
    Aß es auf.
    Es blieb ihm einen Augenblick lang in der Kehle stecken, und dann – ulp! – rutschte es hinunter. Klasse gemacht! Er riss den
    (dad-a-cha)
    Jeepschlüssel vom hölzernen Schlüsselbrett (das selbst Schlüsselform hatte) und hastete hinaus. Er würde Joe abholen, sie würden hierher zurückkommen und packen, sie würden unterwegs bei Mickey Kee’s in South Paris etwas zu Abend essen. Verbesserung, Mickey-Dee’s. Er hatte das Gefühl, ganz allein ein paar Viertelpfünder verschlingen zu können. Mit Fritten. Verdammt, er fühlte sich echt gut!
    Als er die Kansas Road erreichte und in Richtung Stadt abbog, stellte er das Radio an und erwischte gerade die McCoys, die »Hang On, Sloopy« sangen – das war immer ausgezeichnet. Seine Gedanken schweiften ab, wie sie es beim Radiohören oft taten, und er dachte aus irgendeinem Zufall an die Personen der Handlung in der alten Story Der Dunkle Turm. Nicht, dass es noch allzu viele gegeben hätte; soweit er sich erinnerte, hatte er die meisten von ihnen bereits eliminiert, sogar den Jungen. Wahrscheinlich hatte er nicht gewusst, was er mit ihnen anfangen sollte. Das war meistens der Grund, aus dem man Figuren eliminierte: weil man nicht wusste, was man sonst mit ihnen anfangen sollte. Wie hatte er geheißen, Jack? Nein, das war der gehetzte Dad in Shining gewesen. Der Junge in Der Dunkle Turm hatte Jake geheißen. Eine ausgezeichnete Wahl für eine Story mit einem Westernmotiv, geradewegs aus einem Roman von Wayne D. Overholser oder Ray Hogan. Könnte Jake nicht irgendwie in die Story zurückkehren, vielleicht als Gespenst? Natürlich konnte er das. Das Hübsche an übernatürlichen Geschichten war ja, überlegte King sich, dass niemand wirklich zu sterben brauchte. Sie konnten immer zurückkehren wie dieser Kerl Barnabas in der Fernsehserie Dark Shadows. Barnabas Collins war ein Vampir gewesen.
    »Vielleicht kehrt der Junge als Vampir zurück«, sagte King und lachte. »Vorsicht, Roland, das Abendessen ist aufgetragen, und das Abendessen bist du!« Aber das fühlte sich nicht richtig an. Was dann? Ihm fiel nichts ein, was aber in Ordnung war. Irgendwann würde ihm schon etwas einfallen. Meistens war das sowieso der Fall, wenn er es am wenigsten erwartete: während er die Katze fütterte oder Babywindeln wechselte oder nur so bedrückt einherschlich, wie Auden in seinem Gedicht übers Leiden geschrieben hatte.
    Aber heute litt er nicht. Heute fühlte er sich großartig.
    Yar, nennt mich einfach Tony den Tiger.
    Im Radio wurden die McCoys von Troy Shondell mit dem Song »This Time« abgelöst.
    Eigentlich war diese Dunkler-Turm- Sache ja irgendwie interessant gewesen. Vielleicht sollte ich sie ausgraben, wenn ich aus dem Norden zurück bin, dachte King. Mal wieder ansehen.
    Keine schlechte Idee.
     
     
     
     
     
    VORSÄNGER: Commala-come-call
    We hail the One who made us all,
    Who made the men and made the maids,
    Who made the great and small.
     
    CHOR: Commala-come-call!
    He made the great and small!
    And yet how great the hand of fate
    That rules us one and all.

 
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    12.

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