Der Dunkle Turm 6 - Susannah
Rechten zurück und zielte zuerst auf die Männer mit den Schnellschießern. Einer davon brach Blut spuckend auf dem weißen Mittelstrich der Landstraße zusammen und starb. Ein zweiter wurde mit einem Loch zwischen den Augen bis auf den sandigen Seitenstreifen der Straße zurückgeworfen.
Dann war Eddie neben ihm, ebenfalls auf den Knien, und schlug mit der Linken den Hammer von Rolands zweitem Revolver zurück. Er verfehlte mindestens zwei seiner Ziele, was angesichts seines Zustands aber nicht überraschend war. Drei weitere brachen auf der Straße zusammen: zwei tot, und der dritte Mann schrie: »Mich hat’s erwischt! Ah, Jack, hilf mir, mich hat’s im Bauch erwischt!«
Jemand packte Roland an der Schulter, ohne zu ahnen, wie gefährlich es sein konnte, einen Revolvermann auf diese Weise anzufassen – vor allem während eines Feuergefechts. »Mister, was zum…«
Roland drehte sich rasch um, sah einen Mann Mitte vierzig mit Krawatte und Fleischerschürze vor sich, hatte gerade noch Zeit, Ladenbesitzer, vermutlich der Mann, der Pere Callahan den Weg zur Post erklärt hat zu denken, und stieß ihn dann gewaltsam zurück. Eine Zehntelsekunde später spritzte Blut aus einer Wunde an der linken Kopfseite des Mannes. Streifschuss, urteilte der Revolvermann, aber keine ernsthafte Verletzung, wenigstens vorerst noch nicht. Aber hätte Roland ihn nicht zurückgestoßen…
Eddie lud nach. Das tat nun auch Roland, bei dem das Nachladen wegen der an seiner rechten Hand fehlenden Finger aber etwas länger dauerte. Inzwischen waren zwei der noch lebenden Banditen diesseits der Straße hinter einem der alten Wagen in Deckung gegangen. Zu nahe. Gar nicht gut. Roland konnte das Brummen eines herannahenden Fahrzeugs vernehmen. Er sah sich nach dem Mann um, der geistesgegenwärtig genug gewesen war, sich auf seinen Befehl hin sofort zu Boden zu werfen, wodurch er dem Schicksal der Ladys entgangen war.
»Ihr da!«, sagte Roland. »Seid Ihr bewaffnet?«
Der Mann im Flanellhemd schüttelte den Kopf. Seine Augen leuchteten blau. Er wirkte ängstlich, war nach Rolands Einschätzung aber nicht in Panik. Vor dem Kunden saß mit gespreizten Beinen der Ladenbesitzer und starrte angewidert staunend die roten Blutstropfen an, die ihm auf die weiße Schürze fielen und sich darauf ausbreiteten.
»Krämer, bewahrt Ihr hier eine Waffe auf?«, fragte Roland ihn.
Bevor der Ladenbesitzer antworten konnte – falls er dazu überhaupt imstande gewesen wäre –, wurde Roland von Eddie an der Schulter gepackt. »Angriff der leichten Brigade«, sagte er. Die Wörter kamen undeutlich heraus – Aniff da leich Brigga –, aber Roland hätte diese Anspielung ohnehin nicht verstanden. Wichtig war nur, dass Eddie sechs weitere Männer visiert hatte, die quer über die Straße auf sie zustürmten. Sie schwärmten Haken schlagend aus.
»Vai, vai, vai!«, brüllte Andolini ihnen hinterher, während er sie mit beiden Händen vor sich herscheuchte.
»Mann, Roland, das ist ja Tricks Postino«, sagte Eddie. Auch heute schleppte Tricks eine riesige Waffe mit sich herum, aber Eddie konnte nicht beurteilen, ob das wieder das übergroße M-16 war, das er seine »wunderbare Rambo-Maschine« genannt hatte. Jedenfalls hatte er hier nicht mehr Glück, als er bei der Schießerei im Schiefen Turm gehabt hatte: Eddie drückte ab, und Tricks brach auf einem der schon auf der Straße liegenden Kerle zusammen, wobei er weiter mit seinem Sturmgewehr auf sie schoss. Das war vermutlich nichts Heroischeres als ein Fingerkrampf, letzte Signale seines sterbenden Gehirns, aber Roland und Eddie mussten sich wieder hinwerfen, und die anderen fünf Banditen fanden Deckung hinter den alten Wagen diesseits der Straße. Damit aber nicht genug. Mit Feuerschutz durch ihre Kameraden hinter den Autos auf der anderen Straßenseite – mit denen die Männer gekommen waren, dessen war sich Roland sicher – würden sie diesen kleinen Laden bald in eine Schießbude verwandeln können, ohne selbst ernstlich gefährdet zu sein.
Das Ganze hatte zu viel Ähnlichkeit mit den Ereignissen auf dem Jericho Hill.
Es wurde Zeit, den Rückzug anzutreten.
Das Motorengeräusch des herannahenden Fahrzeugs wurde weiterhin lauter – dem Klang nach ein großer Motor, der eine schwere Last zu schleppen hatte. Was über den Hügel links des Ladens kam, war schließlich ein mit großen Baumstämmen beladener riesiger Langholzwagen. Roland sah, wie der Fahrer große Augen machte und den Mund nicht mehr
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