Der Durchblicker: Novelle (German Edition)
kann’s kaum erwarten, das Gesicht vom SCHIZO zu sehen. Ich wette, der scheißt sich an.
Ich ließ es mir entgehen, einfach, weil ich mich nicht bewegen konnte. Aber der SCHIZO berichtete mir alles. Audrey war brutaler und richtete Lucias Gesicht übel zu, aber schließlich konnte die fettere Frau ihre überlegene Körperkraft und Wucht nutzen, um Auds zu bändigen und ungespitzt in den Boden zu rammen. Sie hatte Glück, dass es fair zuging und Audrey nicht bewaffnet war. Anscheinend hatte sich der SCHIZO , während der Kampf tobte, diskret den Schritt massiert. Er ging mit der Gewinnerin nach Hause.
12
Aufstiegschancen und Muschilecken
Cliff aus London meldete sich und sagte mir, dass Simmy eingefahren war. Cliff selbst war in ein anderes Haus gezogen, drüben in Hanwell. Für mich war auch noch Platz, meinte er. Meine Koffer waren gepackt, und ich ging wieder nach London.
Es war ne nette Bleibe. Ich campierte für n paar Wochen auf dem Boden im Wohnzimmer, aber ich kam an nen befristeten Bürojob beim Ealing Council. Er bestand darin, Daten über Bauanträge am Bildschirm einzugeben. Sie hatten sich zwar die ganze moderne Technologie angeschafft, brauchten aber Sklaven, um die ganzen handschriftlichen Berichte einzugeben. Ich und vier Frauen im mittleren Alter wurden eingestellt. Die Arbeit war nicht interessant.
Ein Typ namens Graham zog aus dem Haus aus, und ich bekam sein Zimmer. Er war so was wie n Alkoholiker, und seine Matratze stank übel nach Pisse, also holte ich mir am Sonntag ne neue und freute mich darauf, vor der Arbeit am Montag ne Nacht gut zu schlafen. Im Wohnzimmer hatte ich nie vernünftig schlafen können; zu viele Leute, die zu jeder Tages- und Nachtzeit rein- und rausliefen.
– Auf, auf! rief Cliff mir zu, der den Kopf durch die Tür steckte. Ich hatte gestern Abend keine Drogen genommen, nicht mal Hasch. Ich war früh ins Bett gegangen, und ich fühlte mich, als hätte ich nur ne Stunde geschlafen.
– Scheiße, kann doch unmöglich schon Zeit sein, stöhnte ich.
– Doch, Viertel nach sieben. Los, Alter, frisch ans Werk.
Ans Werk vielleicht, aber frisch bestimmt nicht. Es war scheißkalt, als ich in T-Shirt und Unterhose ins Badezimmer ging. Ich musste pünktlich bei der Arbeit sein. Gleaves, der Bürovorsteher, hatte mich auf dem Kieker. Na ja, jedenfalls ging ich heute Abend zum Tee zu May und Des, Gott segne sie, also entschied ich mich, mir Schwanz, Eier und Achseln mit lauwarmen Wasser zu waschen. War kein angenehmes Erlebnis. Ich putzte mir die Zähne, drückte ein paar Pickel aus, zog mir meine zerrissene Jeans und meinen Cashmerepullover über. Ich schnürte meine Doc Martens und nahm meinen Mantel von Oxfam, meinen Schal und meine Handschuhe. Frühstück fällt aus; jetzt heißt es hei-ho hei-ho …
Die Arbeit ist wirklich ätzend. Gleaves hält mich für demotiviert. So beschreibt er mich. Gleaves hat mich angeheuert: Statt zu sagen, ich habe nen Trottel eingestellt und bin zu blöd zum Nasebohren, lebt er weiter in der Wahnvorstellung, am Bildschirm Sachen einzugeben, Papiere in Umschläge zu stopfen und zu fotokopieren würde mich auf Vordermann bringen. Ich hatte mir ne Gitarre gekauft und probte zu Haus mit Cliff und Darren, aber dieser Job kostete mich wertvolle Probenzeit. Egal, ich brauch das Geld für den Verstärker. Der Starruhm kann nicht mehr lange auf sich warten lassen.
Als ich reinkomme, sagt May leise zu mir:– Mister Gleaves will dich sehen, Schätzchen. Sobald du reinkommst, sagte er.
Fuck. Was soll das jetzt wieder? Hat der Mann den Arsch auf oder was?
Penny macht ein schadenfrohes Gesicht. Die Kuh hasst mich, seit ich beim Ausstand von irgendwem zu dicht war, um sie zu ficken. Frauen hassen solche Sachen. Wenn sieschon mal die Kontrolle verlieren und mit einem weggehen, sagen sie sich, dass dabei wenigstens ein guter Fick rausspringen sollte. Wenn sie mit jemand mitgehen und dieser Jemand kriegt ihn nicht hoch, tja, das ist dann ein Riesenreinfall: die schlimmste aller Welten.
Gleavsie, wie ich ihn mit chinesischem Akzent nenne, ist ein kleiner übergewichtiger Mann mit Brille und nem Leninbart. Er hat nen kleinen stummeligen Pimmel, die Sorte, die praktisch nur aus Eichel besteht, der aber hoffentlich im erigierten Zustand eindrucksvoller ist. (Ich habe mich auf dem Angestelltenklo neben ihn gestellt, um mich zu vergewissern.)
– Mister Gleaves, sage ich strahlend und nehme Platz.
– Ich möchte mit Ihnen über Ihr Outfit reden, Brian.
–
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