Der Durst nach Blut
Überraschung und Staunen in ihren Stimmen schien das gleiche zu sein.
»Barabbas!«
*
Sydney »Halt!«
Der Ruf kam aus der Kehle eines der Vampire, und trotz seiner schneidenden Schärfe wunderte sich Lilith, daß er tatsächlich etwas bewirkte. Daß der Angriff ins Stocken geriet und sich der grauhaarige Vampir an sie wandte und fragte: »Ergibst du dich?«
Lilith dachte darüber nach. Und begriff, daß man ihr den inneren Zwiespalt ansah.
Aber ergeben .
»Was ist hier geschehen?« wandte sie sich an den Fragesteller. »Wo ist euer Oberhaupt? Wo sind die anderen eurer Sippe? Und warum ... seht ihr aus, als hättet ihr euch hier verkrochen . .. .?«
»Bringen wir sie um!« keuchte der Verletzte aus dem Hintergrund. Er kauerte am Boden, nicht weit von den Ausläufern des bizarren Netzwerks entfernt, das den Raum durchwob, und rieb sich mit den Händen über Haar und Hinterkopf. Für einen unvoreingenommenen Betrachter hätte es ausgesehen, als massierte er sich nur den Nacken. Lilith wußte es besser. Er tastete über die Wunden, die sie ihm geschlagen hatte, und tatsächlich haftete seinen Fingern, als er sie zurückzog, jener Stoff an, der sie ganz kirre machte, ganz fiebrig und .
Nein!
Was sollte das? Ihr dürstete doch nicht nach dem Blut eines Vampirs .!
In diesem Augenblick erst tauchte hinter ihr in der immer noch offenstehenden Tür auf, was sich im Nebenraum an ihre Fersen geheftet hatte. Jenes verkrüppelte Geschöpf, das einem geborstenen Tank entschlüpft war und sich nun in einer Umgebung behaupten mußte, für die es nicht - oder noch nicht - reif war.
»Geh!« zischte der Grauhaarige dem Blonden zu. »Kümmere dich darum! Ich halte sie in Schach ...!«
Lilith bemerkte das Zögern des Angesprochenen. Aber dann setzte er sich doch in Bewegung. So schnell, daß Liliths Augen Mühe hatten zu folgen.
Er eilte auf die Kreatur zu, die in Lilith Erinnerungen an Gottes vergessene Kinder aufsteigen ließ, denen sie auf ihrem Weg zum Anfang der Zeit begegnet war. Aber hier hatten eindeutig andere Gott gespielt: Herak und die Wissenschaftler, die er bei Salem Enterprises um sich geschart hatte ...
Während sie zusah, wie die Kreatur getötet wurde, realisierte Li-lith überrascht, daß sie sich keine Sekunde lang wünschte, sie vor ihrem Schicksal zu bewahren. Im Grunde war es ein Gnadentod. Hätten die Vampire es nicht übernommen, hätte sie sich darum gekümmert, den Klon zu erlösen. Oder die Welt draußen vor einem Monster wie diesem zu bewahren .
So wie der Blonde es ausführte, erinnerte der Akt an eine Hinrichtung. Er schlitzte dem winselnden Etwas mit einer Klaue den Hals auf, so daß es an seinem eigenen in die Luftröhre laufenden Blut erstickte.
Er hätte eine schnellere, humanere Todesart wählen können. Doch daran lag ihm offenkundig nicht.
Verzweifelt richtete das sterbende Wesen seine Blicke auf Lilith. Täuschte der gequälte Ausdruck des mißglückten Experiments? Lauerte nicht etwas anderes hinter seinen Regenbogenhäuten als leidende Hilflosigkeit .?
»Was hier geschehen ist, willst du wissen?« wandte sich der Grauhaarige an Lilith. »Du behauptest, nichts damit zu tun zu haben? Gar nichts .? Du bist nicht zurückgekommen, um dir zu holen, was dir gestohlen wurde ...?«
»Mir gestohlen wurde?« echote sie.
Sie verstand wirklich nicht, worauf er hinauswollte.
Aber dann folgte sie der Geste seines ausgestreckten Arms, der auf die Gestalt zeigte, die zwischen schwarzen Fäden erstarrt war.
Und zusammen mit neuem Schaudern sickerte nun endgültig die Erkenntnis in ihr Bewußtsein, daß sie ähnliches schon früher gesehen hatte. Nicht ganz so abnorm, nicht ganz so im Moment erstarrt wie dieses Gebilde - aber ähnlich. Sehr, sehr ähnlich ...
Die Worte des Vampirs bestätigten den Verdacht.
»Du mußt gekommen sein, um es dir zu holen. So nackt wie heute warst du nicht immer! Du hast etwas getragen wie . das hier! Und Herak, unser Führer, glaubte es dir gleichtun zu können. Er brachte sich in den Besitz eines Fragments, das von deinem . Kleid abgetrennt wurde. Er war überzeugt, es würde ihm dieselben Dienste leisten wie dir. Auch als Waffe. Mit einem Unterschied: Es sollte sich von Menschenblut ernähren, nicht von schwarzem Blut.«
»Aber ... es ist viel größer ...«, begann Lilith. Der Vampir unterbrach sie.
»Einem der Wissenschaftler gelang es, es zum Wachstum anzuregen. Bis Herak es schließlich anlegen konnte. Doch er wurde betrogen. Der Symbiont wandte sich
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