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Der Durst nach Blut

Der Durst nach Blut

Titel: Der Durst nach Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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dagegen gewehrt hatte, seinen Rang aufzugeben. Als er seiner Nachfolgerin im Dunklen Dom, der Heimstatt der Hüter, gegen übergetreten war, um ihr den Zugriff auf den Kelch zu versagen. Und damit den Gral verloren hatte.
    Verloren für sein ganzes Volk .
    Doch er hatte ihn zurückgewonnen, und die wahren Hintergründe mußte niemand je erfahren. Er würde wie in alter Zeit das Amt des Hüters ausfüllen; keiner würde es ihm streitig machen. Denn alle, die nach ihm an der Reihe gewesen wären für jeweils 1000 Jahre, lagen begraben in den Trümmern des eingestürzten Dunklen Domes.
    Es würde genügen, daß der Kelch wieder da war. Allein auf ihn kam es an. Und nur seine, Landrus, Hand war berechtigt, ihn zu führen.
    Es war so einfach .
    Es ist zu einfach!
    Fort mit allem Zweifel! Ertränkt in dem, was im Kelch darauf wartete, genutzt zu werden!
    »Ich habe den Kelch. Bin ich also nicht der Hüter?« erwiderte Landru schließlich.
    »Aber ...«, begann Barabbas.
    »Was soll all das Gerede?«
    Es war Bahid, der aufbegehrte und zwischen Landru und Barab-bas trat. Was ihn zuvor noch an Trübsinn und Todessehnsucht beseelt hatte, schien wie fortgeblasen.
    Oder aufgesogen .
    Von Dunkelheit, die dort im Kelch lauerte, wo einmal purpurne Macht gewesen war .
    »Laßt uns endlich beginnen, einen neuen Anfang machen«, verlangte Bahid.
    »Er hat recht«, pflichtete Boram seinem Bruder bei. Auch ihn hatte etwas befallen, das er weder richtig wahrnahm noch irgendwie benennen konnte. Er spürte nur die Wirkung in sich. Und die war reine Ungeduld, gepaart mit nie gekannter Euphorie.
    »Nun?«
    Landru wandte sich fragend an Barabbas.
    »Bist du bereit?«
    Barabbas zögerte nicht länger.
    »Ich bin es.«
    Er bohrte eine Klaue seiner Linken in das hornige Gewebe seines rechten Handgelenks. So tief, bis ein dunkler Strom herauspulste, der zäh über den Rand des Kelches in Landrus Händen rann. Denn nur das Blut eines Sippenoberhaupts war für das Ritual geeignet. So war es immer gewesen.
    »Es genügt.«
    Landru zog den Lilienkelch zurück, und ein paar Tropfen schwarzen Blutes fielen noch zu Boden, ehe Barabbas die Wunde kraft seines Geistes schloß. Knisternd versiegelten hornige Runzeln die Stelle.
    Die Finsternis im Kelch schien sich kaum verändert zu haben. Nur war sie jetzt sichtbar. Bis dicht unter den Rand war das Gefäß mit flüssiger Schwärze gefüllt, die so zäh war, daß sie auf jede Bewegung des Kelchs nur wie zeitverzögert schwappte.
    Landru starrte darauf.
    Wartend.
    Worauf?
    Daß etwas anders sein würde als einst.
    Doch es war genau wie damals. Es hing dem Ritual in dieser Phase nichts Spektakuläres an.
    Das Blut füllte den Kelch.
    Und nichts geschah.
    Bis zu dem Moment, da es seiner Bestimmung zugeführt wurde. Dann erst würde es wirken.
    Und doch .
    Landru zögerte, so unmerklich, daß es niemandem auffiel.
    Etwas war ... zu einfach!
    Nein, es war wie immer!
    Wie es sein mußte!
    Den Kelch in der Hand, wandte Landru sich dem Jungen zu. Stumpfer Glanz umfing Nehrus dunkle Augen. Doch dahinter flatterte, aufgeregt wie ein eingesperrtes Vögelchen, die Angst.
    Sie würde gleich vergehen.
    Im Tod.
    Und vergangen bleiben, wenn der Junge wieder erwachte.
    »Wenn du nur wüßtest, wie bedeutsam, wie groß dieser Moment ist, mein Kleiner. Du würdest ihn genießen wie nichts zuvor in deinem jungen, armseligen Leben«, flüsterte Landru. Mit einem raschen Blick bedeutete er Boram und Bahid, den Jungen zu halten.
    Sie ergriffen seine Arme, packten seinen Kopf und zwangen seine Lippen auseinander. Es war wie damals, als sie selbst von Menschenkindern zu Vampiren erhoben wurden. Daran hatten sie natürlich keine Erinnerung mehr. Doch sie hatten die Bluttaufe seither oft selbst miterlebt, wenn der Hüter ihre Sippe aufgesucht hatte.
    Landru senkte behutsam den Kelch und setzte ihn an Nehrus zitternde Lippen. Wie Sirup floß das schwarze Blut erst bis an den Rand, als Landru den Kelch langsam kippte, dann berührte es die Lippen des Jungen und floß schließlich - endlich! - darüber, in den Mund, in den Rachen und tiefer, wo es seine vernichtende, belebende Wirkung entfalten konnte!
    Weiter und weiter kippte Landru den Kelch, bis auch der letzte Tropfen ihn verlassen hatte.
    Boram schloß dem Jungen die Lippen und zwang ihn, auch den allerletzten Rest zu schlucken, obgleich er sich schon wie in Krämpfen wand und haltlos stürzte, als sie ihn schließlich losließen.
    Das Kind starb.
    Wie es immer gewesen

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