Der Durst nach Blut
wenn mir die Gefahr der Entdeckung zu groß schien. Und sorgfältig machte ich mich daran, alte Positionen im Laufe der Zeit neu mit Dienerkreaturen zu besetzen.
Bahid indes machte alle Bemühungen meinerseits, die Macht wiederaufzubauen und zu festigen, zunichte.
Es schien fast so, als wäre er innerlich mit unseren Brüdern und Schwestern gestorben - und doch noch zum Leben verdammt.
Jedes Erwachen provozierte ihn, den Tod aufs neue herauszufordern. Sinnlosigkeit schien ihm der einzige Lebensinhalt geworden zu sein, und für den lohnte sich nicht zu leben.
Wo ich aus dem Unsichtbaren heraus die Fäden zog, trat Bahid offen auf.
Wo ich in Verstecken tötete, feierte er wahre Blutorgien.
Und so nahm das Schicksal seinen Lauf .
* Landru schwieg lange.
Und doch war es ein Schweigen, das in diesen Momenten mehr als alle Worte sagte.
»So seid ihr die letzten eurer Sippe«, sagte er schließlich dumpf und wohl nur, um überhaupt irgend etwas zu sagen.
»So ist es. Alle anderen starben. Und wir wissen nicht einmal, durch wessen Hand«, erwiderte Boram gesenkten Hauptes.
Landru glaubte es zu wissen. Obwohl es nicht sein konnte. Sie hatten die Befreiung des Nexius doch verhindert! War dieses uralte Wesen, Feind aller Schwarzblütigen, doch entkommen? Hatte jemand den jahrtausendealten Kerker doch noch geöffnet? Er selbst hatte sich darum kümmern wollen, daß dies nicht geschehen konnte. Doch andere, wichtigere Dinge hatten ihn beschäftigt. War dies, die Flucht des Nexius, der Preis, den er dafür zu zahlen hatte, daß er den Lilienkelch zurückgewonnen hatte? Sollte damit ein Gleichgewicht hergestellt werden - zwischen neuem Leben und drohendem Tod?
Doch seltsam, ein anderer Gedanke wühlte stärker in Landru als jene, die sich um diese unermeßliche Gefahr drehten.
»Es gab bestimmt keine Überlebenden?« fragte er, obgleich er die Frage doch anders hatte formulieren wollen.
»Hätten sie uns nicht gefunden, um sich uns wieder anzuschließen?« entgegnete Boram.
»Ja, vermutlich«, murmelte Landru. So war also auch sie zu Tode gekommen - jene Frau, die er hier in Kairo hatte wiedersehen wollen. Er wünschte sich, sie doch gleich an seine Seite genommen zu haben ...
»Was hat dich zu uns geführt, Landru?« kam Boram nun auf Gegenwärtiges zurück.
Landru straffte die Schultern, sein Blick fand wieder ins Jetzt.
»Hier wollte ich die Alte Rasse den ersten Schritt in eine glorreiche Zukunft tun lassen«, sagte er. »Doch mir scheint, der Ort ist schlecht gewählt.« Nicht zufällig ging sein Blick hinüber zu Bahid, der schweigend ein Stück entfernt saß. »Obwohl eure Sippe es nötig hätte, neu zu erstehen.«
Boram musterte ihn konsterniert von der Seite her. »Wovon sprichst du? Den ersten Schritt in eine glorreiche Zukunft .? Ich verstehe nicht, was .«
Landru lachte mißvergnügt.
»Natürlich nicht. Es ist zu großartig, als daß es sich auch nur erahnen ließe.«
Ohne eine weitere Erklärung ging er hinüber zu der dunklen Öffnung des Kellereingangs und kehrte dann zurück. In der einen Hand trug er einen ledernen Beutel, an der anderen führte er einen kleinen Jungen, der dem Vampir folgte wie ein braves Söhnchen.
Etwas rührte sich in Boram. Etwas, das unter Vergessen begraben lag und sich nun fast hörbar mühevoll befreite. Und die Tatsache, daß Bahid zögernd neben ihn trat, verriet ihm, daß es dem Bruder ähnlich erging.
Erinnerungen regten sich unter den Trümmern alter Werte und Traditionen. Der Szenerie haftete etwas Urvertrautes - und doch zugleich Ungeheuerliches an ...
»Was ...?« brachte Boram hervor.
»Heißt das ...?« fragte Bahid.
Die Beiläufigkeit, mit der Landru in den Beutel faßte, war des Momentes unwürdig. Und nicht minder geringschätzig war die Geste, in der er den Lilienkelch den beiden Vampiren hinhielt.
»Daraus sollte dieser Junge -«, er strich Nehru über den Kopf, »das Blut eures Oberhauptes trinken, um zum ersten einer neuen Generation zu werden. Doch da ihr scheint's des Lebens überdrüssig seid und keiner von euch die Anlage in sich trägt, eine Sippe zu füh-ren, mag Kairo meinetwegen in Menschenhand fallen .«
»Das wird es nicht!«
Die Worte schienen von überallher zu kommen. Sie verfingen sich in den Rundbögen der Decke und rollten über die Wände, zersplitterten in dumpfe Echos, die noch nicht verhallt waren, als sich alle dem Eingang zuwandten.
Bahid und Boram sprachen wie aus einem Mund, und selbst das Maß an Verwirrung,
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