Der Eden Effekt
LeFevre runzelte die Stirn und neigte den Kopf zur Seite, als dächte er angestrengt über diese Möglichkeit nach.
»Das Modell funktioniert.« Mark zuckte mit den Schultern und beobachtete Stephanie aus den Augenwinkeln, damit ihm ihre Reaktion nicht entging. »Das heißt nicht, dass man es nicht hier und da noch etwas ausfeilen könnte. Das habe ich Simon bei unserem ersten Gespräch gesagt. Nein, ich spreche über das, was Sie entdecken werden. Es ist ziemlich unerfreulich, falls mir nichts entgangen ist.«
LeFevre nickte. »Damit habe ich fast gerechnet«, sagte er leise. »Das Problem besteht darin, genau vorherzusagen, was den Zusammenbruch auslösen und wo er sich ereignen wird.«
Im Süden erhoben sich die weißen Berge der Alpen, die sich im Licht der Spätnachmittagssonne deutlich gegen den Horizont abzeichneten. Es war ein einmaliger Anblick. Kein Wunder, dass die Alpen zu den schönsten Gebirgen der Welt zählten. Die gezackten, schneebedeckten Gipfel schienen in den Himmel zu ragen und bildeten einen starken Kontrast zu den frühlingsgrünen Wäldern im Tal.
Als die Autobahn endete, schloss sich eine zweispurige Straße an. Einen knappen Kilometer später bog der Fahrer links in eine Seitenstraße ab.
»Wir sind fast da«, sagte Stephanie mit strahlender Miene. »Haben Sie ein wenig Geduld, Pierre. Es wird nicht lange dauern, bis wir das Modell in die Praxis umsetzen können.«
Und dann werden Sie nicht mehr gut schlafen. Mark schaute auf hübsche Häuser, die ein Stück von der Straße entfernt standen, und auf kleine umzäunte Weiden, auf denen Pferde und ein paar Kühe grasten. Nadelbäume behinderten ab und zu den Blick auf die Alpen.
Die Straße endete vor einem großen schmiedeeisernen Tor mit einem Wachhaus. Auf beiden Seiten des Tores erstreckte sich eine hohe Mauer. Als der Fahrer des Mercedes anhielt, lehnte sich ein Wachposten heraus. Der Fahrer ließ das Fenster herunter, sodass der Wachmann einen Blick in den Wagen werfen konnte. Dann nickte er und trat zurück, worauf das Tor sich öffnete.
»Hier sind die Büros?«, fragte Mark ungläubig.
Stephanie lächelte. »Ursprünglich war es ein Landsitz. Der große Boss hat diesen Ort aus verschiedenen Gründen ausgewählt. Er liegt sehr abgeschieden und verschont uns daher vor Ablenkungen aller Art. Außerdem bietet er Sicherheitsstandards, die in einem normalen Bürogebäude niemals gewährleistet wären, was angesichts unserer Arbeit von größter Bedeutung ist.«
Mark runzelte die Stirn. »Ich verstehe nicht.«
Stephanie schaute ihn mit ihren blauen Augen nüchtern an. »Mark, Sie müssen verstehen, dass ECSITE mit Milliardenbeträgen arbeitet, die uns von einigen der größten multinationalen Konzernen der Welt anvertraut wurden. Viele unserer Informationen sind streng geheim. Wenn finanzielle Details unserer Kunden in die falschen Hände fielen, wäre das das Ende von ECSITE. Wir wären von einem Moment auf den anderen ruiniert. Megakonzerne, Regierungen und Großbanken vertrauen uns. Es gab noch niemals eine Sicherheitslücke.« Sie wandte kurz den Blick ab. »Gott stehe uns bei, sollte das jemals der Fall sein!«
Mark warf einen Blick über die Schulter und sah, dass das Tor sich wieder schloss, nachdem der Mercedes hindurchgefahren war. Die Zufahrt wand sich bergauf durch Bäume und Wiesen bis zu einem kreisrunden Platz. Jenseits der Wiese sah er ein herrschaftliches vierstöckiges Gebäude. Die Architektur mit dem dunklen Fachwerk, das die weißen Mauern durchzog, war typisch bayerisch. Rings um die Fenster und Türen war die Fassade verziert.
»Sieht aus wie ein Palast«, murmelte er.
»Das war es auch einst«, bestätigte ihm Stephanie. »Dieses Haus war vor der Reichsgründung unter Bismarck der Wohnsitz verschiedener Kardinäle und Fürsten. Wie alles, was einen Wert hatte, rissen die Nazis es sich später unter den Nagel, und ein hochrangiger Nazi-Industrieller quartierte sich dort ein. Nach dem Krieg beherbergte es Soldaten der alliierten Besatzungsmächte, bis die westdeutsche Regierung wieder auf eigenen Füßen stand. Unser großer Boss hat es vor fünf Jahren gekauft. Er verbringt die meiste Zeit in unserer Zentrale in Zürich, in der Nähe der Banken, aber die eigentliche Arbeit machen wir hier.«
Anstatt auf das Herrschaftshaus zuzufahren, folgte der Mercedes einer gepflasterten Straße, die am Gebäude vorbei und durch ein kleines Waldstück führte. Auf der Anhöhe hinter dem Haus stand mitten im Wald ein
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