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Der Effekt - Roman

Der Effekt - Roman

Titel: Der Effekt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Niederschlags. Dennoch konnten sie sich nach draußen wagen, ohne mit Verätzungen auf der Haut und tränenden Augen rechnen zu müssen. Caitlin warf einen letzten Blick ins Zimmer, um sicherzugehen, dass sie nichts Wichtiges vergessen hatten. Die Batterien im GPS-Gerät waren leer, aber das Satellitensystem war inzwischen so gestört, dass sie es genauso gut liegen lassen konnten. Außerdem kannten sie sich gut genug in der Stadt aus, um ihren Weg zu finden.
    Sie hatte nichts bei sich, womit man sie identifizieren konnte. Es sei denn, die französische Polizei hatte ihre DNA im Computer, aber darüber musste sie sich jetzt nicht den Kopf zerbrechen. Sie war ohnehin aufgeflogen. Echelon gab es nicht mehr. Jetzt kam es nur noch darauf an, die eigene Haut zu retten, es ging nicht mehr darum, eine angefangene Operation zu Ende zu bringen. In gewisser Weise war das eine Befreiung. Jetzt konnte sie viel schneller und unabhängiger agieren, denn es gab keine Regeln mehr, die sie beachten musste. Vielleicht konnten sie es schaffen.
    Wenn ihre Krankheit sie nicht vorher fertigmachte.
     
    Kaum waren sie auf die Straße getreten, stellten sie fest, dass die Luft noch immer stark kontaminiert war. Caitlin musste
an ihre Zeit in Indien zurückdenken, als sie in ein kleines Curry-Haus gegangen war und rückwärts wieder hinausgetaumelt war, weil ihre Augen tränten und ihre Kehle brannte von dem scharfen Chili-Dunst, den sie eingeatmet hatte. Das hier war nicht ganz so schlimm, jedenfalls konnte man es ertragen. Aber die Luftverschmutzung war noch immer ziemlich heftig. Viele tote Vögel lagen auf der Erde, offenbar waren in der Nacht noch sehr viele verendet. Zwar musste man nicht gerade über einen Teppich aus toten Tieren gehen, aber es war nicht möglich, einfach geradeaus zu laufen, ohne auf einen Kadaver zu treten.
    »Mann«, sagte Caitlin. »Das ist ja ekelhaft. Wir bräuchten Gasmasken. Los, weiter. Wir suchen uns ein Auto, das gut isoliert ist.«
    Vor einer Woche noch hätte Monique protestiert und versucht, sie zurückzuhalten. Jetzt nickte sie nur düster und beeilte sich, Schritt zu halten. Sie bemühten sich, nicht auf die noch zuckenden Vögel zu treten, was ihr Tempo verlangsamte. Die verpestete Luft brannte in ihren Lungen und Atemwegen. Caitlin hatte sich eine Wohnung im 17. Arrondissement in der Nähe des Rotlicht-Bezirks am Place Pigalle ausgesucht. Hier in dieser dicht besiedelten Gegend gab es eine Menge kleiner und billiger Wohnungen. Die Bordelle und Striptease-Klubs, die Bars und illegalen Spielhöllen sorgten für eine Atmosphäre, in der die Gegenwart der Polizei unerwünscht war.
    »Warum tust du das, Caitlin? Warum hilfst du mir? Du würdest allein doch viel schneller vorankommen. Du musst doch Freunde hier irgendwo haben oder in einem Nachbarland. Du könntest doch einfach untertauchen.«
    »Meine Freunde sind längst verschwunden, Monique. Mein Netzwerk ist nicht mehr da. Die Männer in der ersten Wohnung, in die wir flüchten wollten, haben dort alles auseinandergenommen. Mein Verbindungsmann hätte dort sein sollen, um mich rauszuholen. Vielleicht haben sie ihn
erwischt, vielleicht war er auch gar nicht da. Es ist mir nicht gelungen, mit ihm oder einem anderen Kontakt aufzunehmen. Die Telefonnummern und Internet-Adressen sind alle tot. Das Netz ist jetzt ohnehin nutzlos. Alles fällt auseinander. Unsere Leute zu Hause sind verschwunden. Die anderen sind untergetaucht. Die meisten aber sind einfach ganz weg. Und ich fürchte, dass alle meine Kontakte aufgeflogen sind. Ich bin jetzt ganz auf mich allein gestellt, und falls du das noch nicht gemerkt haben solltest: Ich bin ein Fall fürs Krankenhaus, ich bin ein Invalide.«
    Sie hielten vor einer Patisserie an. Sie sollte jetzt eigentlich geöffnet haben, aber die Tür war geschlossen, die Rollläden heruntergelassen.
    »Ich könnte dir auch eine Menge Blödsinn erzählen, Herzchen. Das war immer eine Spezialität von mir. Du würdest mir vielleicht nicht glauben, aber ich erzeuge immer Sympathien. Ich kann mich sehr gut in andere Menschen hineinversetzen. Kurz bevor ich sie töte oder in die Wege leite, dass jemand anderer sie tötet.«
    Monique wurde bleich und ging weiter zwischen den toten Vögeln hindurch. Caitlin blieb dicht neben ihr und suchte nach einem brauchbaren Auto. In diesem Viertel hatten nur wenige Leute einen Wagen, und es standen kaum welche am Straßenrand. Die Gassen waren schmal, und es gab keinen Platz für Garagen. Wer hier

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