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Der Effekt - Roman

Der Effekt - Roman

Titel: Der Effekt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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seines zerschmetterten Körpers kamen.
    »Verdammt«, murmelte er.
    »Tut richtig fies weh, hab ich Recht, Sir?«
    Die Stimme war laut und klang grauenhaft fröhlich. Sie klang auch bekannt, sprach in einem ganz bestimmten Rhythmus. Dennoch schwierig einzuordnen, denn alles in seinem Kopf, seine Gedanken und Erinnerungen, schienen durch die Explosion, die ihn hierherkatapultiert hatte, in Unordnung geraten.
    Wo war er?
    Seine Lider waren verklebt, es fiel ihm sehr schwer, sie zu öffnen. Er strengte sich an, blinzelte, hob eine Hand, um die Kruste, die sich darauf gebildet hatte, fortzuwischen.
Jedenfalls versuchte er es, aber in seiner Schulter meldete sich ein jäher Schmerz, als hätte ihn etwas genau an der Stelle getroffen, wo er als Fallschirmjäger bei den Rangers einmal eine schlimme Verletzung davongetragen hatte.
    »Verdammt!«
    »Ja. Sie sollten lieber ruhig liegen bleiben, bis die Schwester kommt. Aber machen Sie sich keine Hoffnungen - die Schwester ist männlich, ein Pfleger, ein kleiner magerer Typ, ziemlich schlecht gelaunt. Der rammt Ihnen die Bettpfanne in den Arsch, wenn Sie ihm krummkommen.«
    »Corporal Shetty?«
    »Hmhm, Teile von ihm jedenfalls.«
    Die Umgebung zeichnete sich langsam ab. Melton lag auf einem Feldbett in einem Zelt. Gegenüber lagen andere Männer in Uniform, manche von ihnen stark bandagiert, manche offenbar unverletzt, jedenfalls rein äußerlich betrachtet. Eine dünne Schicht von feinem Sand bedeckte den Holzboden, und durch eine Klappe in der Zeltwand ein Stück weiter entfernt konnte er das unbarmherzige weiße Licht der Wüste erkennen. Er hörte das Summen einer Klimaanlage, die das Innere des Zeltes kühl hielt. Draußen musste eine mörderische Hitze herrschen. Ganz langsam drehte er seinen Kopf in die Richtung, aus der Shettys Stimme kam, und sah sofort, dass dem Corporal etwas fehlte. Sein linker Arm hörte schon knapp über dem Ellbogen auf.
    »Jetzt wird es noch schwerer, sich den Arsch zu kratzen«, sagte Shetty. »Und genau das war meine Arschkratzhand. Immerhin hab ich noch einen Arsch. Und meine Eier sind auch noch da.«
    Er fasste sich zwischen die Beine, um sicherzugehen, dass alles noch an seinem Platz war.
    »Wo sind wir?«, fragte Melton. Seine Stimme klang brüchig. Er griff nach einer Flasche, die auf dem Schränkchen
neben seinem Bett stand. Das Wasser darin schmeckte leicht metallisch, aber trotzdem süß in seinem völlig ausgetrockneten Mund.
    »Wir sind in einem Evakuierungslager gelandet«, sagte Shetty. »Ich weiß nicht genau, wo. Sie sagen es uns nicht. Ich schätze, Kuwait oder Katar … darauf könnte ich wetten, wenn ich noch Geld hätte. Deutschland ist unser nächstes Ziel.«
    Melton war jetzt ganz wach, wenn auch total erschöpft, und machte die unangenehme Feststellung, dass er sehr heftige Schmerzen hatte. Sein ganzer Körper tat weh, aber hier und da teilte ihm ein besonders übler Schmerz mit, dass er an diesen Stellen noch stärker verwundet war als woanders. Shetty schien seine Gedanken zu lesen.
    »So schlecht geht’s Ihnen gar nicht, Mr. Melton«, erklärte er. »Der Arzt hat mir erzählt, dass Sie einen Finger an der rechten Hand verloren haben und ein Stück Muskel an der Schulter. Die Hälfte von ihrer Rangers-Tätowierung ist weg. Außerdem wurden Sie von vielen Granatsplittern durchlöchert und haben einen dicken Balken abbekommen. Ein ziemlich fetter Splitter hat sich in ihren Arsch gebohrt. Der Arzt meint, dieses Holzteil könnte an die tausend Jahre alt gewesen sein. Meinte, sie hätten eigentlich einen Archäologen gebraucht, um Ihnen das aus dem Arsch zu ziehen.«
    Melton versuchte zu grinsen, angesichts von Shettys Versuchen, ihn aufzuheitern. Wirklich witzig fand er das alles nicht. Er stützte sich vorsichtig auf den Ellbogen und schaute sich um. Das Zelt war so groß wie ein Tennisplatz und mit sechzig oder siebzig Betten vollgestellt. Alle waren belegt. Um ihn herum bemerkte er einen regelrechten Wald aus Infusionsständern und Blutplasmabeuteln, aber nur wenig sonstige Ausrüstung.
    Shetty saß auf der anderen Seite seines Bettes gegen ein paar schmutzige Kissen gelehnt, mit bandagiertem Armstumpf.
Er rauchte eine Kools, die er in der freien, heilen Hand hielt.
    »Schön, dass Sie endlich wieder unter uns sind, Mr. Melton. Sie sind das einzig bekannte Gesicht hier. Die Jungs kommen von überallher, aber nicht von meiner Truppe.«
    »Wie schlimm ist es?«, fragte Melton.
    Shetty schaute ihn ernst an. »Seit Sonntag

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