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Der Effekt - Roman

Der Effekt - Roman

Titel: Der Effekt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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was für ein technisches Phänomen oder welche Waffe der psychologischen Kriegsführung hier im Spiel war, zweifelte
er doch nicht daran, dass es für den Vorfall eine wesentlich profanere Erklärung geben musste als den Willen Gottes.
    Er hatte noch keine Zeit gehabt, die Fotos auf BBC World anzusehen. Er hatte viel zu viel Zeit damit zugebracht, sein Redaktionsbüro in Virginia zu erreichen, was ihm nicht gelungen war. Im Fall einer Wette würde er sein ganzes Geld auf die These von einem Computervirus setzen, ein Virus, das von irgendwelchen Hackern in Russland oder Malaysia aus Protest gegen den anstehenden Krieg lanciert worden war und, natürlich, um damit in ihrem bizarren Hacker-Untergrund mit Ehren überhäuft zu werden. Ein Schlag wie dieser, so kurz vor dem Beginn des Krieges, konnte für so einen mickrigen, pickelgesichtigen Schulabbrecher den Eintritt in die heiligen Hallen der berühmtesten Hacker der Welt bedeuten. Pech nur, dass sie keinen Werbevertrag mit Nike oder Coca-Cola abschließen konnten. Das Einzige, was ihnen winkte, war ein Chat in irgendeinem geheimen Forum, wo diese Saboteure sich gegenseitig beglückwünschten. Als ob es das wert wäre. Erst vor einigen Monaten hatte er einen Artikel über die Sicherheit von Computersystemen geschrieben, den die Army Times nicht abdrucken wollte. Bei seinen Recherchen war er mit abgehalfterten Außenseitern in Kontakt gekommen, die verantwortlich waren für einige extrem zerstörerische Computerprogramme und die sich ganz sicher waren, eines Tages ein Virus zu entwickeln, das der Welt irreparablen Schaden zufügen würde. Vielleicht hatten sie es ja schon geschafft.
    Ein Journalist von AFP sprang auf und verlangte - die Franzosen verlangten immer dies oder das - Auskunft darüber, wie die Koalitionsstreitkräfte einheitlich operieren wollten, angesichts des »totalen Zusammenbruchs« des Kommunikationssystems an diesem Morgen. Es war eine
gute Frage, die Melton sich auch schon gestellt hatte. Er war überrascht, dass Yost geradezu erleichtert wirkte, als er sie hörte.
    »Unsere eigenen Kommunikationskanäle sind absolut intakt und sicher«, antwortete er. »General Franks hat die volle Kontrolle über alle Einheiten der Koalitionsstreitkräfte vor Ort. Das ist unstrittig. Die Streitkräfte der Vereinigten Staaten und ihrer Verbündeten sind bereit und willens, jeden Befehl auszuführen, der von ihrem nationalen Oberkommando gegeben wird. Was auch immer von uns verlangt wird, wir werden unsere Mission erfüllen. Vielen Dank. Die Konferenz ist beendet. Sie werden über unser Medienzentrum über die neuesten Entwicklungen auf dem Laufenden gehalten.«
    Yost nickte höflich zum Abschied, schob seine Papiere zusammen und verließ das Podium, während die anwesenden Journalisten aufsprangen, um ihm noch einige Fragen zuzurufen. Im allgemeinen Durcheinander konnte Melton nur eine einzige Frage ausmachen. Sie kam von Sayad Al-Mirsaad, der schneller war als alle anderen.
    »Welches nationale Oberkommando denn?«, rief er. »Das gibt es doch gar nicht mehr …«
     
    Es ist eine extrem frustrierende Erfahrung für einen Reporter, wenn er feststellt, dass er von der größten Story des Tages völlig abgeschnitten ist. Genau dieses Gefühl hatte Bret Melton jetzt. Was nicht heißen soll, dass es aus Katar nichts zu berichten gab. Die Pressekonferenz hatte im Chaos geendet, und im Hauptquartier der Koalitionsstreitkräfte herrschte ein wahnsinniges Durcheinander wie in einem riesigen Ameisenhaufen, in den jemand ein breites Loch getreten hatte. Aber trotz der ganzen hektischen Aktivitäten der Militärs, die verzweifelt nach einer Antwort auf die Situation suchten, war Melton eines klar: Er stand genau da, wo der nächste große Coup passieren musste.
Bald nämlich würde die arabische Welt auf das Verschwinden ihres größten Feindes reagieren.
    Das war unglaublich wahnwitzig und absolut verrückt.
    Amerika war verschwunden.
    Er hatte schon ein halbes Röhrchen mit Tabletten gegen Magenbeschwerden geschluckt, während er eine Stunde lang versuchte, mit dieser neuen Situation klarzukommen. Er saß in der überfüllten Kantine, in der Dutzende von Journalisten durcheinanderschrien. Die meisten waren hergekommen, um ihre Computer mit dem vorhandenen WLAN-Anschluss zu verbinden. Außerdem war es hier drinnen wenigstens einigermaßen kühl. Melton hatte das Internet durchforstet auf der Suche nach Hinweisen, dass die Nachricht des Tages ganz einfach nur ein

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