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Der Effekt - Roman

Der Effekt - Roman

Titel: Der Effekt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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nicht. Ich kann nicht so viele Leute mitnehmen. Dafür habe ich überhaupt keine Räumlichkeiten. Außerdem wird es Ärger mit den Leuten geben, die für die Fahrt bezahlen. Aber wir können das jetzt nicht zu Ende diskutieren. Wir müssen so schnell wie möglich aus der Stadt raus. Weil sie nämlich untergeht, und zwar jetzt. Ich nehme Ihre Extra-Passagiere mit, aber nur zu einem sicheren Ort an der Pazifikküste ein Stück weit von der Stadt entfernt. Mehr ist nicht drin. Sie müssen dann wieder von Bord gehen. Haben Sie verstanden? Sie müssen Ihnen das verklickern. Bestimmt haben sie doch irgendwo Verwandte in der Nähe, die sie aufnehmen können, irgendwo im Hinterland. Vielleicht freuen sie sich ja sogar, wenn ein paar Helfer für die anstehende Bohnenernte kommen. Aber ich kann sie nicht mitnehmen.«
    »Weil sie nicht zahlen können«, sagte Pieraro mit einem Anflug von verletztem Stolz.
    »Okay, wenn Sie also darauf bestehen, dass ich das Miststück bin, dann ist das eben so. Sie können nicht bezahlen, genau das ist das Problem. Mir wird auch niemand Proviant und Treibstoff geben, wenn ich nicht bezahle. Deshalb nehme ich ja diese reichen Arschlöcher mit. Weil sie mir das Benzin bezahlen und das Essen und die Waffen und die Munition. Und das müssten ja sogar Sie begreifen, dass es anders nicht geht.«
    »Sie haben ihr eigenes Essen mitgebracht«, sagte Pieraro mit dünner Stimme. »Bohnen. Trockenfleisch. Mehl. Sie werden keine Last für Sie sein.«
    »Mein Gott, ich kann wirklich nicht glauben, dass wir diese Diskussion führen. Sie sind doch kein Dummkopf,
Miguel. Sie wissen doch, wie es läuft. Sie wissen doch, was noch alles auf uns zukommt … ach, Scheiße, es ist ja längst schon da.«
    »Das ist meine Familie, Miss Julianne. Meine Familie. Haben Sie denn keine Familie?«
    Sein Versuch, ihr ein schlechtes Gewissen zu machen, entlockte ihr nur ein kurzes, bitteres Lachen.
    »Oh, Miguel, auf diese Weise werden Sie mich nicht weichklopfen. Hören Sie zu. Wir müssen jetzt los. Sofort. Alle müssen jetzt rüber zu dieser … was war das, eine Stiftung? Und dort steigen wir in die Busse. Die sollen uns zum Hafen bringen, und dort, am Strand des Hyatt, gibt es diesen großen Anleger. Kennen Sie ihn? Gut. Fifi und Thapa warten dort. Auf der Fahrt zur Jacht wird es dann sehr eng werden.«
    Pieraro schloss die Augen.
    »Vielen Dank«, sagte er ehrfürchtig, als würde er beten.
    »Wir werden sie irgendwo absetzen, Miguel. Okay?«
    »Okay, an einem sicheren Ort.«
    Außerhalb des Grundstücks wurden Schüsse abgefeuert, begleitet vom Aufheulen der empörten Menschenmenge vor dem Hotel.
    »Klingt so, als hätte Robert sich entschieden, Ernst zu machen«, sagte Jules. »Wird Zeit, dass wir von hier verschwinden.«

33

Acapulco Bay
    »Jesses, Julesy. Nehmen wir eine Mariachi-Band mit. Das ist ja cool.«
    Fifi trug eine Baseballmütze mit Tarnmuster, auf die eine Südstaatenflagge genäht war, die Jules lieber ignorierte.
    »Mach jetzt keine Witze, Fifi. Bring sie einfach an Bord.«
    Die Fahrt um die südliche Landspitze von Acapulco war nicht ganz ereignislos verlaufen. Shah und Julianne mussten Straßensperren unter Beschuss nehmen, die eine Stunde früher noch nicht da gewesen waren. Dahinter, so schien es, lauerten Möchtegern-Straßenräuber.
    Die Passagiere, die zahlenden und die nicht zahlenden, stiegen aus den ramponierten Schulbussen, die Pieraro Gott weiß wo organisiert hatte, und schauten blinzelnd in das grelle Licht. Die Sonne knallte auf die heiße Betonfläche des Parkplatzes am Ufer. Alle waren aufgeregt, und besonders die Amerikaner sahen aus, als sei ihnen schlecht geworden. Das Sportfischer-Boot, das zur Aussie Rules gehörte, lag am Ende des Piers, das hundert Meter weit in die Bucht ragte, und glitt träge auf und ab. Andere Schiffe waren hier nicht mehr festgemacht, und wenn man aufs Wasser schaute, sah man auch, warum. Dort waren Tausende von Wasserfahrzeugen unterwegs, angefangen beim kleinen Ruderboot bis hin zu ozeantüchtigen Megajachten. Alle hielten auf das Ende der Bucht zu. Nur eine leise Brise bewegte sachte die großen Blätter der allgegenwärtigen
Palmen am Strand, aber draußen in der Bucht sprühte das Wasser, weil so viele Schiffe unterwegs waren.
    »Gab’s irgendwelche Schwierigkeiten?«, fragte Jules.
    »Ein bisschen«, sagte Fifi. Sie trug ein knappes T-Shirt mit der Aufschrift »Zombie Squad - We can handle it from here«. Eine Marlboro hing zwischen ihren Lippen.

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