Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Effekt - Roman

Der Effekt - Roman

Titel: Der Effekt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
Vom Netzwerk:
kann, ist eine andere Frage. Und die kann ich Ihnen leider nicht beantworten.«
    Franks grinste finster.
    »Immer schön den Schwarzen Peter weitergeben, was, Colonel? Hätte nie gedacht, dass ich mal zum Söldner werden würde. Okay, darüber sprechen wir später. Machen Sie weiter.«
    Maccomb warf einen Blick auf seine Notizen und referierte kurz die letzten Meldungen der europäischen Nachrichtenmedien.
    »Die Auseinandersetzungen in Frankreich haben in den letzten zwei Wochen zugenommen. Verschiedene Kräfte des Staates stehen in offenem Konflikt miteinander, während die weiträumigen Straßenkämpfe, die zunächst als Konflikte um Nahrungsmittel begonnen hatten, sich nun
zu Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen entwickelt haben, bei denen die ethnische Zugehörigkeit die entscheidende Rolle spielt. Das Ganze hat sich verschlimmert, nachdem kriminelle Syndikate aus Marseille und Lyon sowie Agitatoren aus dem gesamten EU-Gebiet sich eingeschaltet haben. Die meisten Grenzübergänge wurden geschlossen, aber das hat nichts zu sagen. Die Grenzen sind nicht einfach nur durchlässig, sie existieren größtenteils nicht mehr, seit Jahren schon. Hinzu kommen deutliche Hinweise, dass bestimmte Regierungsstellen Kräfte aus dem Ausland angefordert haben, um großstädtische Gebiete unter ihre Kontrolle zu bringen, darunter einige Skinhead-Gangs aus dem Osten Deutschlands. Um wie viele es sich handelt, darüber gibt es keine gesicherten Erkenntnisse. Aber wir haben drei Eisenbahnzüge mit Neonazis aus Berlin und Dresden ausfindig gemacht, die auf dem Weg nach Paris sind. Insgesamt dürfte es sich um zirka viertausend Personen handeln.«
    »Mein Gott«, murmelte Ritchie. »Sie sprachen von bestimmten Regierungsstellen. Welche Regierung denn?«
    Maccomb kniff die Lippen zusammen und sah aus, als würde er über etwas Bestimmtes nachdenken.
    »Wir können nicht mehr von einem einheitlichen Staatsgebilde in Frankreich sprechen. Eine Regierungsstelle aber, die Direction Centrale des Renseignements Généreaux, das ist der Zentrale Nachrichtendienst, stand in engerem Kontakt mit dem BND, dem Auslandsgeheimdienst der Deutschen und dem russischen FSB, der über ein breites Netzwerk in den neuen Bundesländern in Ostdeutschland verfügt. Das ist bedeutsam, weil der Zentrale Nachrichtendienst der Franzosen zu den französischen Polizeikräften gehört und direkt dem französischen Innenminister Sarkozy unterstellt ist. Er hat ein Notstandskomitee ins Leben gerufen oder, wie einige behaupten, die Macht darüber an sich gerissen, um die Sicherheit des Staates zu garantieren,
seitdem Präsident Chirac beim Anschlag eines Selbstmordattentäters am 18. März verletzt wurde.«
    Sogar Ritchie, der über besonderen Zugang zu den Informationen aus Frankreich verfügte, die niemand sonst im Raum bis auf General Franks kannte, konnte Maccombs Ausführungen nur mit Mühe folgen.
    »Ich verstehe nicht, wie das alles zusammenhängen soll, Colonel. Worauf wollen Sie eigentlich hinaus?«
    Maccomb zuckte mit den Schultern und verwies auf die Videoaufzeichnungen einer französischen Nachrichtenstation über eine überaus brutale Auseinandersetzung zwischen Tausenden von Aufständischen in Clichy-sous-Bois, einem Armenviertel im Osten von Paris. Hunderte von schwarz gekleideten französischen Polizisten mussten sich gegen den Ansturm einer Horde von kahlköpfigen Gewalttätern wehren, die einen generalstabsmäßig geplanten Angriff auf dunkelhäutige Straßenkämpfer durchführten. Sie waren mit Baseballschlägern und Eisenstangen bewaffnet und schlugen hasserfüllt auf ihre weniger gut ausgestatteten Gegner ein.
    »Bei diesem Zusammenstoß kam es zu über zweihundert Toten«, erklärte Maccomb. »In den Nachrichten wurde diese Meldung zunächst nicht gebracht, weil es noch andere, wesentlich umfangreichere und gewalttätigere Straßenkämpfe in der Hauptstadt gab und am darauffolgenden Tag die radioaktive Wolke die französische Küste erreichte, die von den amerikanischen Kernkraftwerken hinter der Energiewelle erzeugt wurde, nachdem es dort mehrfach zur Kernschmelze kam. Die französische Polizei hat nicht nur nicht eingegriffen, sondern die Neonazis unterstützt und ihren Abzug gesichert.«
    Maccomb zeigte die Aufnahmen von zwei Polizisten, die sich in aller Ruhe mit einer kleinen Gruppe von Faschisten unterhielt und ihnen Tipps gab, während die Schlägerei nur fünfzig Meter von ihnen entfernt tobte.

    Ganz

Weitere Kostenlose Bücher