Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Effekt - Roman

Der Effekt - Roman

Titel: Der Effekt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
Vom Netzwerk:
französischen Atom-U-Boote zu verfolgen war eine der zeitraubendsten Aufgaben der übrig gebliebenen Supermächte, die sich darüber Gedanken machten, was wohl passieren würde, wenn diese Schiffe in die Hände der französischen Intifada gerieten.
    »Die Lage im Kommandobereich Europa ist wechselhaft«, fuhr Maccomb weiter sehr tiefstapelnd fort. »Die britische Regierung hat ihr Hoheitsgebiet noch mehr erweitert und heimlich begonnen, den Zugang zum Tunnel unter dem Kanal zu schließen.«
    Das war eine Überraschung für Ritchie. Seit Franks aus Katar zurück war und er ihm den Vorsitz überlassen hatte, wurde er nicht mehr täglich über die Entwicklungen in Europa unterrichtet. Zuletzt hatte er gehört, Tony Blair hätte dementiert, dass die Briten so etwas tun wollten.
    »Der Notstand bleibt weiterhin in ganz Großbritannien ausgerufen, aber laut unseren Informationen wird er morgen früh um sechs Uhr in Nordirland aufgehoben. Soweit wir es wissen können, wird die Blair-Regierung das Ultimatum der Europäischen Gemeinschaft bezüglich der Freilassung von in Schutzhaft genommenen Personen verstreichen lassen. Allerdings ist geplant, eine gewisse Anzahl dieser Verdächtigen ins Ausland abzuschieben.«
    Rund um den Tisch kam es zu Gemurmel.
    »Darf ich etwas dazu sagen, General?«, fragte Ritchie.
    Franks nickte. »Aber machen Sie es kurz, Jim.«
    »Können Sie keine genaueren Angaben machen, was diese ›gewisse Anzahl‹ betrifft, Colonel?«, fragte Ritchie. »Geht es nur darum, eine Gruppe durchgeknallter Mullahs
auszuweisen, oder kriegen wir es mit Massendeportationen zu tun?«
    Ritchies Tochter befand sich in England. Sie war der Energiewelle knapp entkommen und befand sich nun nicht unmittelbar in Gefahr, aber die Nachrichten aus Großbritannien wurden Tag für Tag schlechter.
    »Nach meinen Informationen werden diese Zwangsdeportationen sich eher in größerem als in kleinerem Rahmen abspielen, Admiral. In sehr viel größerem Rahmen. Möglicherweise wird es bedeuten, dass die britischen Sicherheitskräfte empfindlich geschwächt werden. Die Angelegenheit wird jetzt schon kontrovers diskutiert.«
    General Franks schnaubte und beugte sich nach vorn.
    »Ha. Sie wissen aber, wie man ein Stück Scheiße kandiert, was, Colonel? Es wird ein Blutbad werden. Es geht hier um die Deportation von Hunderttausenden von Einwanderern der zweiten und dritten Generation. Das ist schlicht und einfach ein Pogrom. Aber …«, fügte er seufzend hinzu, »… es ist nur ein Problem für uns, wenn es unsere Operationen tangiert. Was sind Ihre letzten Informationen über die Finanzmittel, die Blair uns versprochen hat?«
    Colonel Maccomb hustete verlegen und nahm einen Schluck aus seinem Wasserglas, bevor er fortfuhr.
    »General, nach meinen Informationen wird der Gesetzentwurf im Parlament mit den Stimmen der Konservativen durchkommen. Einhundertvierunddreißig Abgeordnete aus dem Lager von Blairs Labour Party haben öffentlich erklärt, dass sie dagegen stimmen, aber die Führer der Tories haben zugesichert, dass sie das Gesetz durchwinken werden. Also wird es in Kraft treten.«
    »Und diese kleine ethnische Säuberung, die sie vorhaben, wie interpretieren Sie die? Könnte das die Regierung zu Fall bringen? Und wenn ja, können wir auf eine ähnliche Unterstützung durch eine zukünftige Regierung bauen?«

    Ritchie hatte den Eindruck, dass Maccomb nun noch nervöser aussah, weil er die Winkelzüge der britischen Innenpolitik voraussagen sollte. Trotzdem war es eine wichtige Frage. Im Augenblick wurde der Großteil der laufenden Kosten der amerikanischen Streitkräfte von alliierten Ländern wie Großbritannien und Japan getragen. Die NATO war sich in dieser Hinsicht uneins. Länder wie Polen griffen tief in die eigene Tasche und gaben, was sie konnten, während andere, wie zum Beispiel Frankreich, so schnell zerfielen, dass ihre Zusagen nutzlos geworden waren. Das war Ritchie nur allzu bekannt.
    »Diese Politik wird von der Mehrheit der britischen Wähler befürwortet«, erklärte Maccomb. »Aber eine deutliche Minderheit ist dagegen und könnte ihrem Protest sehr deutlich Ausdruck verleihen. Es wird sicherlich zu gewalttätigen Auseinandersetzungen kommen. Aus unserer Sicht werden sich aber sowohl die Opposition als auch die Regierung an die parlamentarischen Gepflogenheiten halten, so dass ein Regierungswechsel die Entscheidung nicht beeinflussen wird. Inwieweit das Vereinigte Königreich tatsächlich diese Kosten tragen

Weitere Kostenlose Bücher