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Der Effekt - Roman

Der Effekt - Roman

Titel: Der Effekt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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neues Geld daraus machen. Das wird ganz rasch gehen. In meiner Familie ist das anders. Die bleiben still sitzen und warten darauf, überrollt zu werden. Sie dagegen wissen, wie man überlebt. Ihre Familie hat Ihr Vermögen sicherlich überall auf dem Globus angelegt. Da kann gar nicht alles verschwunden sein.«
    Phoebe erwiderte nichts. Jules lächelte erneut.
    »Keine Panik, Herzchen. Sie haben für die Überfahrt bezahlt. Ich werde bestimmt nicht mehr verlangen. Aber morgen oder übermorgen, wenn der Sturm sich gelegt hat und diese Peruaner uns erreichen, weil wir nicht schnell genug sind, dann müssen Sie sich Ihre Überfahrt richtig verdienen. Bis es so weit ist, ruhen Sie sich am besten aus.«
    Sie taumelte über das schwankende Deck zum Aufgang. Um ihre eigene Kabine, die des ehemaligen Besitzers, zu erreichen, musste sie sich über Treppen und Korridore hangeln. Es dauerte sechs Minuten, und sie war völlig erschöpft, als sie endlich ankam.
    »Maya? Maya?«
    Die Stimme einer Frau, einer Mexikanerin. Jules blickte auf. Es war Mariella, die Frau von Pieraro. Sie arbeitete sich Schritt für Schritt durch den Korridor und sah völlig verzweifelt aus.
    »Alles in Ordnung«, rief Jules ihr zu. »Sie ist im Salon, bei Phoebe.«
    Die beiden Frauen hangelten sich weiter am Geländer des Aufgangs entlang. Die Panik verschwand aus Mariellas Gesicht, aber sie sah weiterhin sehr verängstigt aus. Es lag am Sturm, vermutete Jules. Der erste große Sturm auf See ist immer schrecklich. Wie schlimm musste es erst für eine Frau sein, die ihr ganzes Leben am Rand der Wüste zugebracht hat.

    »Miss Julianne, ich bin … es tut mir leid … ich … finde nicht …«
    Das Schiff legte sich zur Seite, und Jules verlor beinahe das Gleichgewicht, weil sie sich auf die ängstliche Mutter konzentriert hatte. Mariella sprach nicht sehr gut Englisch. Seit den Vorgängen im Fairmont Hotel hatte ihre Sippe sich zurückgezogen. Sie taten, was man von ihnen verlangte, bemühten sich aber, so wenig wie möglich in Erscheinung zu treten.
    »Einfach hier runter und da entlang«, sagte Jules. »Durch die große Tür. Sie ist zur Toilette gegangen und hat sich verirrt. Es geht ihr gut.«
    Pieraros Frau nickte erleichtert.
    »Ich habe … Sorgen gemacht … sie war weg.«
    »Es geht ihr gut«, wiederholte Jules.
    Die Mexikanerin fasste sie am Arm, als sie an ihr vorbeiging.
    »Sie sind … guter Mensch, nicht? Sie retten meine Familie. Alle. Danke. Danke, danke.«
    Verunsichert wie jede Britin, die mit einem Gefühlsausbruch konfrontiert wird, errötete Julianne leicht und wehrte ab.
    »Nein«, sagte Mariella. »Sie hätten nicht alle nehmen müssen … aber Sie haben. Sie helfen, wenn niemand hilft. Sie sind ein guter Mensch, Miss Julianne.«
    »Geht schon in Ordnung«, sagte Jules, die nicht wusste, was sie sonst darauf antworten sollte. »Sie ist im Salon. Am besten holen Sie sie jetzt.«
    »Sí, sí.«
    Mariella ging weiter und murmelte immer wieder »danke, danke« vor sich hin. Es war das längste Gespräch, das Julianne je mit ihr oder einem anderen Mitglied aus Pieraros Sippe geführt hatte, bis auf ihn selbst natürlich. Ehrlich gesagt hatte sie jeden Kontakt bislang vermieden, weil sie nicht zu viel mit den Leuten zu tun haben wollte,
die sie bei der erstbesten Gelegenheit wieder loswerden wollte.
    Sie schob den unangenehmen Gedanken beiseite und machte sich wieder auf den Weg zu ihrer Kabine, was noch ein paar Minuten dauerte. Nassgeschwitzt und müde kam sie dort an, aber der Seegang war zu heftig, um eine Dusche nehmen zu können. Sie zog sich bis auf die Unterwäsche aus, legte sich ins Bett und löschte das Licht.
    Im Augenblick konnte sie nichts mehr tun. Gegen den Sturm gab es kein Mittel, und auch ihre Verfolger konnte sie so bald nicht loswerden. Der Sturm würde bald verschwinden, aber ihre Verfolger nicht.
    Sie schlief ein und hatte einen Alptraum, in dem ein Mädchen namens Maya von gesichtslosen Gespenstern gejagt wurde.

45
    Seattle, Washington
    Jed Culver saß auf einem der hinteren Sitze im Auditorium und rührte den Süßstoff in seinem Instantkaffee um. Um ihn herum scheiterte der Kongress auf grandiose Weise, was er mit stummer Anteilnahme über sich ergehen ließ.
    Reggie Guertson hatte erneut das Wort. Er spielte die Rolle des Vorreiters für eine Aktion, der Culver den Namen »Bierhallen-Putsch« verliehen hatte, im Auftrag einer Gruppe von neokonservativen Demokraten und sicherheitsfanatischen Republikanern. Zu

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