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Der Effekt - Roman

Der Effekt - Roman

Titel: Der Effekt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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in den Griff bekommen, jedenfalls auf der Ebene von normalen Menschen, wie du einer bist. Aber bei Leuten wie mir ist diese Befriedung nicht angekommen, wir sind immer noch in einer Wildnis unterwegs. Und nun sind wir alle aus der einst so festgefügten Zivilisation herausgefallen. Jetzt wird es hart. Und da braucht man ein schützendes Dach über dem Kopf.«
    »Wie schlimm wird es denn werden?«
    »Ich bin grundsätzlich pessimistisch«, sagte Caitlin, während sie eine dunkle Straße überquerten. »Ich glaube, wir werden in eine Art Mittelalter zurückfallen. Es wird Pogrome geben und Aufstände. Viel Blut wird fließen. Aber vielleicht ist das nur meine Meinung. Wie auch immer. Und was deine Freundinnen betrifft: Die haben wirklich nichts versäumt, wenn man es mal so sehen will.«
    »Du meinst, die Lebenden werden die Toten beneiden?«
    »Das klingt ein bisschen heftig für meine Ohren, aber ja, so ähnlich vielleicht. Die Wirtschaft wird in allen Ländern zusammenbrechen. Das wird keine Krise, das wird ein totaler Zusammenbruch wie bei den Twin Towers am 11. September. Unsere Welt wird in Rauch, Flammen und Asche aufgehen, und alle, die unten stehen, werden vom Schutt begraben. Die modernen Gesellschaften sind zu komplex, um einen solchen Schock zu verkraften. Die Welt wird wieder einfacher werden. Man wird Gemüse im eigenen Garten anbauen und Wasser aus dem Brunnen holen. Einige Jahre lang wird es ein hartes Leben sein. Aber was ist zum Beispiel mit den fünfzehn Millionen Menschen, die in der Region Paris leben? Wie sollen die durchgebracht werden, wenn in zwei Wochen alle Läden leergekauft sind und das Benzin aufgebraucht ist?«
    Monique legte den Kopf schief und schaute Caitlin ratlos an.

    »Aber warum sollte …«
    »Warum es kein Benzin mehr geben wird? Dann denk doch mal darüber nach, wo es herkommt, Monique. Denk mal darüber nach, was dort passieren wird, jetzt, da die böse Weltmacht nicht mehr da ist, um alle dazu zu zwingen, sich zu benehmen. Denk mal darüber nach, was mit dem weltweiten Finanzsystem passieren wird, wenn die größte Schuldnernation verschwunden ist und die Kredite nicht mehr zurückgezahlt werden. Was passiert wohl, wenn die Büchse der Pandora geöffnet wird und alles, was wir über die Vergangenheit verdrängt haben, wieder zum Vorschein kommt? Kannst du dir vorstellen, wie ungewöhnlich es im historischen Vergleich ist, dass Kinder an einem Ort wie diesem aufwachsen?« Sie deutete mit der Hand um sich herum auf die Stadt. »Ohne Angst davor, dass am Horizont jemand auftaucht, der kommt, um das Hab und Gut der Familie zu rauben und die Hütte niederzubrennen? Und das alles nur als Vorspiel zum nächsten Akt, in dem sie den Rest ihres Lebens als Sklaven verbringen müssen. Das ist normal, Baby. Das ist das Leben, das die meisten Menschen in der Vergangenheit geführt haben. Das habe ich mein ganzes erwachsenes Leben lang bekämpft. Davor hat Amerika euch geschützt. Und jetzt ist dieser Schutz verschwunden. Jetzt bist du ganz allein. Nur mich hast du noch.«
    Sie waren jetzt am Rand des Friedhofs von Montparnasse angelangt, einer ausladenden dunklen Fläche inmitten der beleuchteten Stadtlandschaft. Monique schürzte die Lippen und sah aus wie ein schmollendes Kind. Sie wollte nichts mehr davon hören, aber sie protestierte auch nicht gegen das, was Caitlin gesagt hatte.
    Caitlin kontrollierte ihren Standort mithilfe des GPS. Sie standen direkt gegenüber ihrer Fluchtwohnung auf der anderen Seite des Friedhofs. Es war an der Zeit zu handeln.

    »Hör zu«, sagte sie. »Wir wollen da rein. Ich gehe voran und sondiere die Lage in der Wohnung. Sehe nach, ob sie durchsucht wurde. Falls sie meine Nummer haben, haben sie vielleicht schon das ganze Netzwerk aufgerollt. Geht das in Ordnung, wenn ich dich hier für ein paar Stunden verstecke?«
    Monique schaute sie erschrocken an. »Ein paar Stunden?«
    »Das ist nicht schlimm. Ich habe einen Unterschlupf hier angelegt. Dort bist du sicher. Aber allein. Ich muss die Wohnung erst auskundschaften, sonst passiert uns nochmal das Gleiche wie im Krankenhaus. Schaffst du das?«
    Monique erzitterte, als sie ihren Blick über das weite dunkle Feld des Friedhofs schweifen ließ.
    »Ich versuch es«, versprach sie.
    »Gut.« Caitlin klopfte ihr aufmunternd auf die Schulter. »Mehr kann man nicht verlangen. Also los.«
     
    Vor dem Haus standen zwei Lieferwagen im Halteverbot, und in der Wohnung im dritten Stock brannte Licht. Vier oder fünf

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