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Der Ehrengast

Der Ehrengast

Titel: Der Ehrengast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Gordimer
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seine Anwesenheit aufmerksam: »Emmanuelle tut alles, nur um ihren Willen zu bekommen.«
    Margot Wentz aber hatte das verschlossene und verträumte Gesicht von jemandem, der sich darüber ärgert, mit anhören zu müssen, wie Privatangelegenheiten vor Fremden ausgebreitet werden. Bevor sie gingen, redeten sie noch ein paar Minuten lang von trivialen, erfreulichen Dingen.

 
     
    DIE EINLADUNG ZUM Lunch bei Mweta kam per Telefon. Joy Mweta war selbst am Apparat. Bray hatte mit ihr schon bei diversen Empfängen gesprochen, und beim Unabhängigkeitsball hatten sie – zum ersten Mal in all den Jahren, die er sie nun schon kannte – miteinander getanzt. »Du weißt natürlich, wo wir jetzt wohnen?« sagte sie mit ihrer fröhlichen, kichernden Stimme, und sie lachten. Die Zeitungen hatten den Umstand aufgebauscht, daß der Präsident bis zu jenem Tag, an dem er in die ehemalige Residenz des Gouverneurs zog, weiterhin in dem kleinen Drei-Zimmer-Haus mit Blechdach in Kasalete Township gelebt hatte, das seit seiner und Joys Übersiedlung aus Gala in die Hauptstadt sein Zuhause gewesen war. »Ist es ein offizielles Essen?« Sie antwortete ihm ein wenig verächtlich: »Adamson möchte dich einfach sehen. Ich hoffe wenigstens, daß nur du eingeladen bist. Mein Kind sagt immer zu mir, Mama, warum kommen all diese Menschen und wohnen bei uns?«
    »Welches Kind ist es denn? Telema?«
    »Du bist nicht auf dem laufenden! Telema geht in die sechste Klasse. Und Mangaliso ist fast zehn – das ist der Junge, der nach deiner Abreise zur Welt kam. Das Kleine ist ebenfalls ein Bub. Er ist zweieinhalb und heißt Stanley.«
    »Gute Arbeit, Joy. Wie gut spricht Stanley denn Gala? Ich brauche jemanden, der mit mir übt und noch nicht in einem Alter ist, wo er mir meine Fehler ständig vorhält.«
    »Ach, wo denkst du hin? Glaubst du etwa, ich rede mit meinen Kindern englisch?«
    Die Bayleys hatten ihm nun ihren Zweitwagen zur Verfügung gestellt, und so fuhr er selbst zur Residenz des Gouverneurs – noch dachte niemand daran, sie als die Residenz des Präsidenten zu bezeichnen. Vor der Stirnseite hatte man sich immer eine Art unpersönlichen, konventionellen Gartens anzulegen bemüht –dickbäuchige Palmen und Beete mit Sommerpflanzen in Reih und Glied –, aber als er vor dem Einfahrtstor von den Wachen angehalten wurde, die seine Personalien per Telefon mit dem Haus abklärten, freute er sich, daß er eine kleine Gruppe von Frauen und Kindern mit Kochtöpfen entdeckte, die ihre Anwesenheit durch einen Rauchfaden verriet, der aus den Büschen hinter dem Wächterhäuschen aufstieg. Vielleicht handelte es sich sogar um Angehörige von Joy oder Mweta; Bray fragte sich, wie Mweta wohl mit den Ansprüchen der erweiterten Familie zurechtkam, da er nun in einem Haus lebte, das auf den ersten Blick hin groß genug war, allesamt zu beherbergen.
    Es sah freilich nicht wie ein Haus aus; zumindest nicht wie ein afrikanisches. Als Viviens alter Renault knirschend über den Kies zum Eingang rollte, überlief ihn bei dem Gedanken, daß Mweta hier wohnen mußte, ein Frösteln. Der Stil war neoklassizistisch, ein langer, doppelreihiger Säulengang bildete vor einem großen Block aus hiesigen Terrakottaziegeln und glimmerdurchzogenem Stein, der – wie bei einer Kaserne – von Reihen über Reihen immer gleicher Fenster unterbrochen wurde, einen Portikus. Das neue Wappen hatte den ihm gebührenden Platz an der Vorderfront. Die andere Seite, die aussah, als hätte man erwartet, Capability Brown würde schon das entsprechende Ambiente aus kunstvoll gestaltetem Rasen, künstlichem See, Pavillon und Rotwild in einem Schwung aus dem Boden stampfen, sei aber nie gekommen, blickte auf den Park hinunter und war gar nicht so übel. Der Park selbst – sieben oder acht Morgen struppigen Buschlands, in dem man einfach die Bäume ausgedünnt hatte – war, wie er sich noch erinnerte, voller Wiedehopfe und Chamäleons, die schon vorher hier gewesen waren. Er war erhalten geblieben, weil einer der ersten Gouverneure die Bedingungen des lokalen Golfplatzes hatte simulieren wollen – von der Freitreppe aus, die zur Terrasse führte, hatte er seine Bälle geschlagen.
    Ein Schwarzer in der alten Montur aus weißen Zeiten, mit Handschuhen und einem roten Fez, wie er vom Hauspersonal in Kolonialresidenzen getragen worden war, öffnete die Tür, und einjunger, vorgebeugter Neger im blauen Nadelstreif und mit weißer Nelke geleitete Bray in den privaten Salon. Es war Mwetas

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