Der Ehrengast
wartete …«
»Er ist absolut unentbehrlich, würd ich meinen. Zumindest für den Augenblick. Die Leute werden sich daran gewöhnen. Sie werden es mit der Zeit verstehen.«
»Oh, er macht sich bestens. Aber es ist nicht das, was ich mir vorstelle.«
»Und was macht sie hier – die Engländerin?«
»Sie war schon vorher da – hat sich um die Blumenarrangements und dergleichen gekümmert«, sagte Mweta. »Und Joy wollte wegen der Feiern jemanden haben, sie wußte nicht, ob sie’s allein schaffen würde.«
»Ist alles tadellos gelaufen«, sagte Bray. »Nicht ein einziger Zwischenfall.«
»Gehn wir da raus.« Mweta erhob sich mitten im Zimmer, so als wollte er es abschütteln. Sie nahmen die erste Tür aus dem Gang in den Park und schlenderten über das struppige Gras und durch den fleckigen Schatten, wie sie es, im Gehen miteinander redend, vor Jahren getan hatten. Mweta war kleiner und lebhafter als Bray, und vom Haus aus gesehen, von dem sie sich weiter und weiter entfernten, hätte ihre Art der Fortbewegung an einen Tanz erinnert, bei dem der kleine Mann einen Schritt vorauseilte, um innezuhalten und sich kurz der Aufmerksamkeit des größeren zu vergewissern. Sie blieben stehen oder gingen weiter im Takt zum Steigen und Fallen ihres Gesprächs. Mweta erzählte gerade eine Geschichte, die die unerwartete Gerissenheit Jason Malengas vorAugen führte, des Finanzministers, von dem Bray schon so mancherlei Zweifelhaftes gehört hatte – nicht nur von Roly Dando. »Hätte ich mir das Außenministerium persönlich vorbehalten, dann wäre natürlich Tola Tola der Mann fürs Finanzministerium gewesen, aber wir kamen überein, daß ich’s einfach nicht hätte schaffen können.«
»Nein, natürlich nicht.« Kein Wort darüber, wie naheliegend die Wahl Shinzas gewesen wäre.
»Nun, andere haben es getan. Auf alle Fälle« – sie tauschten einen Blick – »Tola Tola steht jederzeit zur Verfügung, falls Malenga einen Rat brauchen sollte.« Aber dennoch – trotz des Stillschweigens über Shinza –, so viel war selbstverständlich zwischen ihnen beiden, daß Mweta einschränkte: »Sofern Malenga das jemals zugeben würde.«
Sie gingen lächelnd darüber hinweg. »Etwas könnte ich vielleicht tun« – Mweta gab dem Drang nach, eine Bestätigung für die Richtigkeit bereits gefällter Entscheidungen zu erhalten – »in ein paar Monaten – nächstes Jahr –, wenn ich eine Umbildung vornehmen sollte, könnte ich Tom Msomane das Innenministerium geben, Talisman Gwenzi ins Finanzministerium versetzen, vielleicht ein Doppelministerium, wenn ich ihm weiterhin Bergbau überlasse …« Brays Schweigen ließ ihn innehalten. »Ich weiß, was die Leute über Tom reden. Aber er ist ein Bursche, der die Dinge richtig behandelt, verstehst du – er ist gerissen, aber er kann eine heikle Situation anfassen, ohne sie gleich zu verpfuschen. Verstehst du, er besitzt Einfühlungsvermögen. Und was das Innenministerium angeht – die Probleme mit Flüchtlingen, Deportationen und so weiter. Du solltest dir die Akten mal ansehen. Wir warten nur noch ab, bis die Feiern vorüber sind, dann muß das angefaßt werden.« Er zog die Luft heftig und nervös durch die Nase ein. »Ich nehme Tom ernst.«
Bray sagte: »Aber was das Innenministerium betrifft, hat er nicht eine zu persönliche Sicht der Dinge? Wird er nicht dazu neigen, alte Rechnungen zu begleichen?«
»Nun, mag sein, mag wohl so sein, aber wenn er einmal inseinem Amt sitzt, mit all den Verantwortungen und so weiter. Ich glaube, er wird sich schon machen. Manchmal muß man einfach das eine Risiko eingehen, um ein anderes zu vermeiden.«
Bray wußte nicht, ob Mweta etwas über die Frage der Unterstützung der Mso-Bevölkerung sagen wollte oder nicht. Entweder wegen des Sonnenlichts oder der eigenen Überlegungen verzog sich Mwetas Gesicht für den Augenblick zu einer Grimasse; vielleicht hatte er das Gefühl, nun genug gebeichtet zu haben.
»Ich persönlich würd es vorziehen, wenn ich ihn sicher im Postministerium wüßte.«
Mweta nickte, aber eher um damit anzudeuten, daß er den Witz kapiert hatte, als um ihm beizupflichten.
»Adamson, hast du nie an Shinza gedacht – als Außenminister?« Er wählte seine Worte sorgfältig, aber Mweta war schnell und begriff sofort, was er damit tatsächlich hatte sagen wollen. »Sieh mal, ich bin bereit, für Edward etwas zu tun, denn …«, er schüttelte wild den Kopf, wie um etwas loszuwerden, »denn er glaubt, er hätte mir
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